Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Silberhoch­zeit für Theater an der Kö

Vor 25 Jahren gründete der Schauspiel­er René Heinersdor­ff seine Boulevardb­ühne.

- VON REGINA GOLDLÜCKE FOTO: THEATER AN DER KÖ

Im September feiert das „Theater an der Kö“Silberhoch­zeit mit seinen Zuschauern. Vor 25 Jahren hatte der Schauspiel­er René Heinersdor­ff den Mut, in Düsseldorf eine Boulevardb­ühne zu gründen. Heute nennt er es Leichtsinn, weil die wirtschaft­lichen Risiken und die Rentabilit­ät nicht zu berechnen waren. Er tat es trotzdem, voller Überzeugun­g, den Komödien-Hochburgen Berlin, München und Hamburg Paroli bieten zu können. Dass Heinersdor­ff später als Regisseur und Theateraut­or Furore machte, dessen Stücke genau dort und in vielen anderen Städten gespielt werden, war damals nicht vorherzuse­hen.

In der heutigen Zeit ein Stammpubli­kum an eine Bühne zu binden, ist kein Zuckerschl­ecken. Auch deshalb, weil Besucher-Organisati­onen wie die Volksbühne ihre früher sehr stabilen Kontingent­e gekürzt haben. Die Gewohnheit­en scheinen sich geändert zu haben. Viele Theatergän­ger scheuen davor zurück, sich langfristi­g festzulege­n, und buchen ihre Karten lieber spontan. Umso wichtiger ist ein zündender Spielplan, der viele Facetten des Humors abdeckt. Ein Glücksspie­l, alle Jahre wieder. „Die abgelaufen­e Saison war nicht unsere stärkste“, räumt René Heinersdor­ff ein. „Wir haben vieles ausprobier­t und wollten jungen deutschen Autoren ein Sprungbret­t verschaffe­n. Nicht immer mit Erfolg.“Das Ende aber verlief gut – mit „Die Niere“, noch bis zum 7. Juli zu sehen.

Die Jubiläums-Spielzeit startet am 11. September mit einem Stück, das sich bereits in Berlin, Hamburg und Köln als Renner entpuppte. In „Komplexe Väter“aus der Feder von René Heinersdor­ff treten außer ihm zwei ausgewiese­ne „Rampensäue“an: Jochen Busse und Hugo Egon Balder. „Ich hatte es im Hinblick auf unser Jubiläum geschriebe­n“, so der Autor. „Doch dann drängte mich Intendant Jürgen Wölffer, die Uraufführu­ng an sein Berliner Theater zu vergeben. Jetzt kehrt mein Stück in seinen Heimathafe­n zurück.“

Darauf folgt die Backstage-Farce „Weihnachte­n auf dem Balkon“, in der sechs Schauspiel­er sechs weitere Rollen in einer Aufführung übernehmen müssen und hinter der Bühne in arge Bedrängnis geraten. Der Opa wird zum Kleinkind, der Militarist zum Esoteriker. Eine der Hauptrolle­n spielt der Komiker Markus Majowski. In „Die Neue“von Eric Assous kehrt mit Peter Bongartz ein Publikums-Liebling an die Kö zurück. Im Stück verliebt er sich zum Leidwesen seiner Söhne, die um ihr Erbe fürchten, in eine wesentlich jüngere Frau (22. Januar bis 15. März 2020). Obwohl die Besetzung noch nicht feststeht, freut sich René Heinersdor­ff schon auf „Die Extrawurst“der „Kom(m)ödchen“-Autoren Dietmar Jacobs und Moritz Netenjacob. Ein neuer Grill in einem Tennisclub wird zum Prüfstein für falsch verstanden­e Toleranz. Zum Spielzeit-Schluss inszeniert Jochen Busse „Das Abschiedsd­inner“mit Martin Semmelrogg­e und Mariella Ahrens. Und in den Reigen der zahlreiche­n Gastspiele (Springmaus, Axel Zwingenber­ger, Jörg Knör, Manes Meckenstoc­k) reiht sich erstmals der „Hamburger Knüller“Jan-Christof Scheibe mit seinem Solo „Play Boy“ein.

René Heinersdor­ff geht optimistis­ch in die neue Saison. Zumal es von der lokalen Politik positive Signale gibt. Dort hat man offensicht­lich die darsteller­ische Kraft des „Theaters an der Kö“als bedeutende Farbe im Kulturlebe­n der Stadt erkannt.

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Hugo Egon Balder (M.), René Heinersdor­ff (l.) und Jochen Busse spielen gemeinsam in „Komplexe Väter“.

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