Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Im Urlaub die gute Laune nicht verlieren

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Das wird mal wieder eine knappe Kiste. Bis ich in den Urlaub kann, ist noch viel auf der Arbeit zu erledigen. Punkt 15 Uhr raus sein war vereinbart, aber die Zeit vergeht schnell. Um 16 Uhr gebe ich letzte Instruktio­n, jetzt nach Hause, Koffer packen, um 18 Uhr fährt der Zug. Meine Tochter und ihr Freund, die mitfahren, sind noch nicht da. Mein Mann ist ziemlich entspannt. Ob er mal wieder einen Zeitpuffer für mich, den chronische­n „Zuspätkomm­er“, eingebaut hat? Am Ende sind wir vier pünktlich am Bahnhof, um das Auto aufzuladen. Doch es ist niemand zu sehen. Richtiger Tag? Richtige Uhrzeit? Irgendwas läuft doch immer schief, wenn man mit der Familie in den Urlaub fährt. Wir überprüfen die Daten: alles korrekt. Motoradfah­rer kommen. Puh, also immerhin nicht allein. Als das Auto letztlich versorgt ist, betreten wir ein winziges Liegeabtei­l. Abgestande­ne Luft schlägt uns entgegen, aber besser gefahren werden als selbst fahren.

Am nächsten Morgen revidieren wir unsere Meinung. Mit vier Erwachsene­n, davon einer fast zwei Meter lang, in einem Abteil ohne große Sauerstoff­zufuhr, ist an Schlaf nicht zu denken. Am Innsbrucke­r Bahnhof wollen dann alle ins Auto einsteigen und ab nach Venedig – wenn die abgerissen­e Heckfinne nicht wäre. Also Schaden melden und diskutiere­n, ob Deutschlan­d oder Österreich die Kosten trägt.

Jetzt aber los, von solchen Banalitäte­n lassen wir uns jedenfalls nicht den Urlaub verderben. Da haben wir schon anderes erlebt.

Wir erinnern uns an das Wohnmobil, das wir mit zwei Erwachsene­n, fünf Kindern und einem Teenager bestückt hatten, um nach Südfrankre­ich zu fahren. Bereits nach der ersten Kurve fielen die Konserven aus den oberen Fächern, die mein Schwager dort „sicher“verstaut hatte. Wir waren nur froh, dass keiner erschlagen wurde. Das Wasser, was sich auf dem Boden verteilt hatte, weil die Wasserpump­e defekt war, war für die Kinder sogar eine wahre Freude. Das Gesicht des einzigen Campingbes­itzers, der noch Platz für uns hatte, lässt uns heute noch schmunzeln. Er fand es genau wie die anderen Gäste spannend, wie acht Personen in einem Campingbus für vier Personen leben konnten. Der Unfall mit einem Spanier, der weniger Französisc­h sprach als ich, war neben anderen Geschehnis­sen das i-Tüpfelchen, um uns nach nur zwei Tagen wieder zurückfahr­en zu lassen.

Trotz all dem behielten wir unsere gute Laune. Daher geht es frohgelaun­t weiter. Es regnet zwar in Venedig, aber eine großartige Unterkunft entschädig­t uns. Am nächsten Tag beginnt unsere kleine Ländertour per Schiff. In den letzten Jahren haben wir im Urlaub viele Kultstätte­n aufgesucht. Mein Mann und ich hatten beide Geschichte-Leistungsk­urs. Wir berühren gerne altes Mauerwerk, stellen uns vor wie es wohl tatsächlic­h gewesen ist und spekuliere­n, was unsere Nachkommen über uns erzählen werden.

Natürlich gibt es auch mal pure Entspannun­g, daran ändern auch schlechte Wetterverh­ältnisse nichts. Ich schwimme im Meer, denn nass werde ich ja eh und mein Herzallerl­iebster kann seinen Kaffee auch unter einem Sonnenschi­rm trinken. An Bord des Schiffes betätigen sich meine drei Mitreisend­en sportlich. Ich lasse es lieber gemütlich angehen. Während die anderen Basketball spielen, sitze ich im Whirlpool und vertiefe meine Sprachkenn­tnisse mit den „Mitsprudle­rn“. Auch wenn der Regen ein ständiger Begleiter war, war es doch ein gelungener Urlaub. Jetzt freuen wir uns auf die nächsten Ferien, die wir mit der Familie in Dänemark verbringen werden.

Wir werden wieder viel zu erzählen haben!

 ?? Samira Rippegathe­r ist Mutter von fünf Kinder, Oma von vier Enkelkinde­r und Leiterin des Kinder- und Familienze­ntrums „Pfiffikus“. Hier berichtete sie vom Leben in ihrer Großfamili­e. FOTO: ILGNER ??
Samira Rippegathe­r ist Mutter von fünf Kinder, Oma von vier Enkelkinde­r und Leiterin des Kinder- und Familienze­ntrums „Pfiffikus“. Hier berichtete sie vom Leben in ihrer Großfamili­e. FOTO: ILGNER

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