Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kalenderblatt
20. Juni 840
Ludwig II.: Römisch-deutscher König
Lange hatten Historiker den Vertrag von Verdun (Bild) als Beginn des deutschen Reichs angesehen. Die drei Söhne Ludwigs des Frommen hatten darin das Erbe ihres Vaters aufgeteilt. Ludwig hatte als Sohn Karls des Großen allein über das riesige Frankenreich geherrscht, nachdem seine Brüder früh verstorben waren. Unangefochten war seine Herrschaft nicht: Vor allem seine Söhne lehnten sich gegen ihren Vater auf, führten aber auch untereinander Krieg. Am 20. Juni 840 starb Ludwig der Fromme. Erst nach seinem Tod kam es im Vertrag von Verdun 843 zu einer Einigung: Karl der Kahle sollte das Westfrankenreich erhalten, ein Gebiet, das in etwa dem späteren Frankreich entsprach, Lothar das Mittelreich, das sich zwischen Nordsee und Italien erstreckte und Ludwig, der später den Beinamen „der Deutsche“erhielt, bekam das Ostfrankenreich. Deshalb gilt er als erster römisch-deutscher König, auch wenn moderne Historiker dem Vertrag von Verdun eine geringere Bedeutung zuweisen als früher. Man geht heute davon aus, dass die Entstehung des deutschen Reichs nicht an einem einzelnen Ereignis festgemacht werden kann, sondern ein langwieriger Prozess war. Trotzdem war die Herrschaft von Ludwig II. wichtig für die deutsche Geschichte. Er blieb bis zu seinem Tod 876 auf dem Thron und während seiner langen Herrschaftszeit entwickelte sich vermutlich zum ersten Mal eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl unter den verschiedenen Volksstämmen.