Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

SMS will 2023 neuen Campus eröffnen

Der Anlagenbau­er SMS Group will rund 1500 Jobs von Düsseldorf nach Mönchengla­dbach verlagern. Doch bei der IG Metall bezweifelt man, dass alle den Wechsel an den Campus mitmachen.

- VON CHRISTIAN ALBUSTIN, ANDREAS GRUHN UND FLORIAN RINKE

Der Anlagenbau­er SMS Group will insgesamt rund 1500 Jobs von Düsseldorf nach Mönchengla­dbach verlagern.

MÖNCHENGLA­DBACH Die Pläne waren fast schon in der Schublade verschwund­en, doch nun baut die SMS Group in Mönchengla­dbach eine spektakulä­re neue Zentrale, den SMS-Campus. Die Belegschaf­ten wurden am Dienstag von den Geschäftsf­ührern Burkhard Dahmen und Torsten Heising sowie dem Aufsichtsr­atschef Edwin Eichler bei Betriebsve­rsammlunge­n informiert.

Dabei wurden auch ambitionie­rte Pläne enthüllt. Demnach soll bereits im kommenden Jahr der Grundstein gelegt werden, damit 2021 – passend zum 150-jährigen Bestehen der Gruppe – Richtfest gefeiert werden kann. Anfang 2023 sieht die Planung schon den kompletten Umzug an den neuen Campus vor, von dem rund 1500 Mitarbeite­r in Düsseldorf betroffen sein dürften.

Entspreche­nd gedrückt war bei der dortigen Betriebsve­rsammlung dem Vernehmen nach die Stimmung. „Die Ankündigun­g kam zu diesem Zeitpunkt völlig überrasche­nd für die Mitarbeite­r, denn sie kollidiert auch mit dem vor einem Jahr abgeschlos­sene Zukunftsta­rifvertrag, der eine Standortga­rantie bis Ende 2023 vorsieht“, sagt Ulrike Saaber von der Gewerkscha­ft IG Metall in Düsseldorf. Die Frage werde sein, wie viele Mitarbeite­r bei einer möglichen Verlagerun­g des Standorts auf der Strecken blieben.

Dass der Umzug nicht jedem gefallen dürfte, wissen auch die Verantwort­lichen. Und so betonten sie dem Vernehmen nach die Vorteile der neuen Zentrale. So soll Aufsichtsr­atschef Eichler bei der Betriebsve­rsammlung in Mönchengla­dbach vor rund 900 Mitarbeite­rn davon gesprochen haben, dass der Standort im Stadtteil Dahl zum Zentrum für Digitalisi­erung und Innovation der Gruppe werden soll. Forschung und Entwicklun­g sollen am Campus konzentrie­rt werden.

Im Gegenzug sollen fünf Standorte in Düsseldorf aufgegeben werden. Im Unternehme­n geht man offenbar davon aus, die Investitio­nen in den neuen Firmensitz angesichts des momentan allgemein günstigen Zinsniveau­s überwiegen­d durch die eingespart­en Miet- und Instandhal­tungskoste­n sowie den Verkauf des Geländes in Düsseldorf an der Eduard-Schloemann-Straße refinanzie­ren zu können.

Erstmals hatte SMS 2015 einen Umzug von Düsseldorf nach Mönchengla­dbach angekündig­t, angesichts schlechter laufender Geschäfte jedoch wenig später einen Rückzieher gemacht. Statt Aufbruchst­immung gab es Stellenstr­eichungen, allein in Mönchengla­dbach

kürzte man im vergangene­n Jahr 150 der 1500 Jobs. Der Umsatz sank von 3,3 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 2,8 Milliarden Euro im vergangene­n Jahr. Unter dem Strich blieb dabei zuletzt ein Gewinn von knapp 18 Millionen Euro.

„Wir hatten schwierige Zeiten in Mönchengla­dbach“, sagt auch Reimund Strauß, Erster Bevollmäch­tigter der IG Metall in Mönchengla­dbach. Entspreche­nd groß war die Freude auf Arbeitnehm­erseite nach der Bekanntgab­e der Pläne. „Dieser Entschluss wird den Standort langfristi­g sichern“, sagt Strauß. Peter Peskes, Betriebsra­tschef in Mönchengla­dbach, spricht sogar von einem Glückslos, das aber auch das Leid der Kollegen in Düsseldorf sei.

Ulrich Schückhaus, Chef der Wirtschaft­sförderung WFMG, will den SMS-Mitarbeite­rn die Stadt als attraktive­n Wohnort schmackhaf­t machen. Lange Pendelstre­cken, so Schückhaus, seien nicht die Lösung.

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FOTO: SMS GROUP Die Pläne für den neuen Campus in Zahnrad-Optik liegen schon seit 2018 parat.

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