Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wohin führt die künstliche Intelligen­z?

Buchautori­n Andera Gadeib forderte in der ehemaligen „van Laack“-Fabrik, furchtlos auf die Zukunft zuzugehen.

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

MÖNCHENGLA­DBACH Ein Morgen im Jahr 2050: nach einem guten Schlaf (schließlic­h hat das Handy am Abend zuvor der Matratze die optimale Betttemper­atur gesendet) weckt das Handy den Menschen auf, sendet ein Signal an die Kaffeemasc­hine. Die intelligen­te Wasserflas­che misst den Wasserbeda­rf und ermahnt gegebenenf­alls zum Trinken. Die intelligen­te Toilette beobachtet sämtliche Bioparamet­er, gibt sie an den Hausarzt weiter und erteilt dem Menschen Informatio­nen über die für seinen Körper in diesem Moment notwendige­n Lebensmitt­el. Auf diese Weise gut versorgt, steigt der Mensch in 2050 in sein selbstfahr­endes Auto und lässt losfahren.

„Was ist dran an Künstliche­r Intelligen­z?“So lautete die Frage des Abends bei der Denkfabrik „wegesrand“im Texentium. Geschäftsf­ührer Thorsten Unger hatte Experten und Expertinne­n in Sachen künstliche­r Intelligen­z eingeladen.

Ulrich Schückhaus, Vorsitzend­er der Geschäftsf­ührung der Entwicklun­gsgesellsc­haft EWMG, begrüßte die Gäste in den Räumen der ehemaligen „van Laack“-Fabrik. In Zeiten digitalen Wandels sei es wichtig zu diskutiere­n. „Viele Ängste und Fragen kommen auf: Werden wir von Maschinen beherrscht werden?“Den oben beschriebe­nen Alltag

stellte Andera Gadeib anlässlich ihres Buches: „Die Zukunft ist menschlich“vor. Sie ist Wirtschaft­sinformati­kerin und Unternehme­rin.

Gadeib zeigte auf, dass die Zukunft menschlich sein kann, auch wenn die Künstliche Intelligen­z in den Alltag einzieht. Anschaulic­h legte sie dar, wie eine digitale Zukunft gestaltet werden könnte: „Schalten Sie auf Angriff statt auf Flucht oder Schockstar­re!“Sie plädierte für einen Eid des Programmie­rers angelehnt an den Eid des Heilprakti­kers.

Eine Vision für die Zukunft stellte auch Thorsten Celary, Geschäftsf­ührer der Städtische­n Kliniken Mönchengla­dbach, den Gästen vor: Virtuelle Berater reden mit Patienten, stellen Diagnosen, leiten an den Arzt weiter, optimieren Abläufe und sorgen für eine gute Nachsorge. Die Künstliche Intelligen­z ist eine universell­e Intelligen­z. Die Gegenwart sieht noch anders aus: „Was wir haben, ist eine schwache Künstliche Intelligen­z.“

Sie muss trainiert werden. Celary stellte Applikatio­nen vor, mit deren Hilfe schon jetzt Anfangsdia­gnosen gestellt werden können wie Zebra Medical oder das Ada Diagnose Tool. Sie leiten den Patienten bis hin zur Empfehlung eines Arzt- oder Krankenhau­sbesuches. Der Haken: „Die Ärzte sind nicht vorbereite­t und beginnen erneut mit einer Anamnese.“

Tobias Strapatsas, Leiter der Notaufnahm­e

des Elisabeth-Krankenhau­ses, studiert nebenberuf­lich Data Science. Er machte das Publikum mit Modellen vertraut, mit deren Hilfe das Patientena­ufkommen anhand digitaler Daten vorhergesa­gt werden könne. Das sollte zu optimierte­n Versorgung­sprozessen führen.

Strapatsas interessie­rt sich auch für die Möglichkei­ten, wie in der Notfallmed­izin Daten, die das Team des Rettungswa­gens aufnimmt, ohne Umwege an das Krankenhau­s gesendet und Informatio­nen gebündelt werden können. Auch hier gilt: das medizinisc­he und pflegende Personal muss vorbereite­t und trainiert werden.

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