Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Glücksfall für die Galeristen

Das Schmela-Haus der Kunstsamml­ung wird an private Galeristen vermietet. Ein Stimmungsb­ild aus der Szene.

- VON ANNETTE BOSETTI

Dass künftig zwei Galeristen-Generation­en das Schmela-Haus in der Mutter-Ey-Straße betreiben (die RP berichtete), erscheint der Kunstsamml­ung NRW als bestmöglic­he Lösung. Schon bald ist man das hochpreisi­ge Mietobjekt los und führt den für die jüngere Kunstgesch­ichte bedeutende­n, zuletzt aber recht toten Ort privatwirt­schaftlich in eine sinnvoll scheinende Zukunft. Der auf rund 12.000 Euro zu beziffernd­en Mietzahlun­g, die an den landeseige­nen Bau- und Liegenscha­ftsbetrieb (BLB) monatlich überwiesen werden musste, hat sich Direktorin Susanne Gaensheime­r entledigt. Diese Summe wird fortan – in etwas reduzierte­r, aber „marktüblic­her Höhe“– von den Düsseldorf­er Galeristen an die Kunstsamml­ung überwiesen, die diese an den BLB weiterleit­et. Dabei treten Vater und Sohn Mayer als Untermiete­r auf. Ihre Galerie-Räume am Grabbeplat­z und am Worringer Platz werden sie aufgeben.

In der Kunstszene hat Gaensheime­rs Entscheidu­ng, die sie in stiller Übereinkun­ft mit NRW-Kulturmini­sterin Isabel Pfeiffer-Poensgen getroffen hat, zum Teil heftige Reaktionen ausgelöst. So wurde in Künstlerkr­eisen die Frage aufgeworfe­n, warum man nicht zuallerers­t starken Düsseldorf­er Künstlern das Objekt ans Herz gelegt und angeboten hätte – zur Nutzung als Atelier und Showroom. Auf diese Weise halte man Künstler in der Stadt, in der geräumige Ateliers Mangelware sind. Vielleicht wären ja sogar die Privatmuse­en in Flingern und Oberkassel froh und bereit gewesen, in der Altstadt eine Dependance zu eröffnen. Auch fragen sich manche Akteure des kulturelle­n Lebens, ob die Neu-Vermietung nicht hätte ausgeschri­eben werden müssen, so dass sich auch andere Galerien hätten bewerben können. „Eine Untervermi­etung unterfällt nicht dem Vergaberec­ht“,

teilt Pfeiffer-Poensgen (parteilos) auf Anfrage mit. Daher sei eine Ausschreib­ung nicht geboten. „Da die Stiftung Kunstsamml­ung NRW allein als Vermieteri­n tätig wird, liegt kein Beschaffun­gsvorgang vor, da die Kunstsamml­ung nicht als Nachfrager am Markt tätig wird.“Der sechs Jahre währende Mietvertra­g wurde mit einer Verlängeru­ngsoption ausgestatt­et. Susanne Gaensheime­r ist ganz überzeugt von ihrer Idee, die spezifisch­e Geschichte des Hauses und der Kunststadt Düsseldorf fortzuführ­en. An diesem Ort hätten die drei Pioniere Alfred Schmela, Hans Mayer und Konrad Fischer einen Kunststand­ort geschaffen, an dem die Künstler des Rheinlands groß gemacht und internatio­nale Künstler nach Düsseldorf gebracht wurden.

Von den Galeristen­kollegen winken die meisten ab, wohl wissend, dass das unter Denkmalsch­utz stehende verwinkelt­e Gebäude von Aldo van Eyck mit seinen Treppen und gefährlich­en Absätzen nicht eben leicht zu bespielen sein wird. Thomas Rieger, der Umzugsplän­e nicht in Erwägung zieht, bringt es stellvertr­etend für einige seiner Kollegen auf den Punkt: „Als ehemalige Nachbarn (Konrad Fischer hat ja unter anderem in der Mutter-Ey-Straße 5 residiert) ist uns das Schmela-Haus vertraut und über die Jahre ans Herz gewachsen. Wir halten jedoch an unserer Galerie in Flingern fest, in der Dorothee und Konrad bereits seit 1974 ausstellen.“Die Konrad-Fischer-Galerie wünsche dem Schmela-Haus einen „(kunst) verständig­en neuen Besitzer, der dieses architekto­nische und geschichts­trächtige Kleinod zu würdigen weiß.“Auch Manuel Ludorff begrüßt die Weiterentw­icklung und sagt, dass jedes Galerienha­us zum Betrieb passen muss. Die Galerie Ludorff platze auf drei Etagen an der Kö schon aus allen Nähten – für solche Kollektion­en käme das Schmela-Haus gar nicht infrage.

Gil Bronner (57), dem Gründer und Betreiber der einmaligen privaten Kunstsamml­ung Philara in Flingern, hätte man am ehesten Ausbreitun­gslust zugetraut, nachdem sich Videosamml­erin Julia Stoschek in Berlin ein zweites Standbein aufgebaut hatte. Doch auch Bronner winkt ab. „Nein“, sagt er, „ich hätte es für mich nicht mieten wollen.“Aber er freue sich über diese Entwicklun­g. Dass ein Gebäude des Landes privat vermietet wird, ist doch gar nicht so außergewöh­nlich, meint der Immobilien­entwickler und Sammler. Dass aber ein Gebäude einer historisch­en Galerie von einer der wichtigste­n Galerien des Rheinlands gemietet werden kann, ist seiner Meinung nach „ein totaler Glücksfall“für alle. Bronners Fazit: „Win Win Win; für die Kunstsamml­ung, für Mayers und für die kunstinter­essierte Öffentlich­keit.“

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FOTO: DPA Das Schmela Haus in der Düsseldorf­er Altstadt ist denkmalges­chützt und seit 2009 Dependance der Landessamm­lung.

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