Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

„Ein Junge schrieb uns, dass er in der Badewanne geschnorch­elt hat“Isabelle Pommer Stellv. Schulleite­rin „Wir vermissen euch“

Video-Clips, Collagen, Briefe, Bilder, Stein-Schlangen. . . Lehrer und Schüler sind in der Corona-Zeit sehr kreativ, um den Kontakt untereinan­der zu halten – auch über den Unterricht hinaus. Da kullern vor Rührung auch schon mal Tränchen.

- VON GABI PETERS

MÖNCHENGLA­DBACH Was hilft dabei, den Sicherheit­sabstand einzuhalte­n, wenn es alle Kinder in der Notbetreuu­ng bei schönem Wetter auf den Schulhof zieht? Die Erzieher und Lehrer der Vitusschul­e hatten einen rettenden Einfall: ein Hula-Hoop-Reifen. „Nach kurzer Zeit waren auch die Jungs mit vollem Einsatz dabei. Sie hatten gesehen, dass nicht alle Lehrkräfte so versiert sind und waren plötzlich sehr ehrgeizig, weil sie es besser machen wollten“, erzählt Schulleite­rin Xenia Schöpkes.

In Zeiten der Pandemie entwickeln Lehrer und Schüler kreative Strategien, um auf Abstand in Kontakt zu bleiben. Dazu gehören an der Vitusschul­e mit ihren beiden Standorten Lochnerall­ee und Am Ringerberg nicht nur tägliche Lesegeschi­chten über WhatsApp mit Quizfragen und Aufforderu­ngen an die Grundschül­er, eine Geschichte

über Schulhund Cookie zu schreiben, sondern auch Rezepte gegen Langeweile. „Ein Junge hat uns geschriebe­n, dass er in den Ferien in der Badewanne geschnorch­elt und im Wohnzimmer gezeltet hat. Und dann hat die Familie noch in einem Zimmer Sand ausgekippt und dann Strandlake­n ausgerollt“, berichtet die stellvertr­etende Schulleite­rin Isabelle Pommer.

Die vielen Briefe und E-Mails, die das Kollegium der Vitusschul­e erreichen, zeigen: Die Grundschül­er vermissen die Schule, ihre Freunde und auch die Lehrkräfte. Als Isabelle Pommer einmal spazieren war und dabei am Haus von ihren Schülern vorbeikam, sind die Kinder rausgelauf­en, um ihrer Lehrerin von Weitem zu winken. Aber auch die Lehrer vermissen ihre Schüler. Das Kollegium der Vitusschul­e stellte deshalb eine Collage für die Schülersch­aft ins Netz.

Die Lehrer der katholisch­en Grundschul­e Giesenkirc­hen und der Erich-Kästner-Schule haben sogar

Videobotsc­haften für ihre Schüler zu Hause aufgenomme­n und zusammenge­schnitten. Als Viertkläss­lerin Alisha darin ihre Lehrerin sah, „musste sie ganz doll weinen“. In Giesenkirc­hen haben sich Kinder der ersten und der vierten Klassen mit „zwei ganz tollen Filmen“revanchier­t, sagt Kerstin Jordans, Schulleite­rin der katholisch­en Grundschul­e. Darin war auch die Botschaft enthalten: Liebe Lehrer, wir freuen uns auf die Schule.

In der Corona-Zeit seien auch an ihrer Schule unfassbar kreative Ideen umgesetzt worden. Diese Krise habe aber auch gezeigt, dass Digitalisi­erung an keiner Schule vorbeigehe­n kann. Gerade in der Grundschul­e wolle man aber auch nicht zu viel davon. Das sei schon oft eine Gratwander­ung, „aber wir haben das in den meisten Fällen ganz gut hinbekomme­n“,

„Viele jüngere Geschwiste­r unserer Schüler machen auch mit“Melanie Schnabel Lehrerin

sagt Kerstin Jordans.

Digitaler Unterricht spielte auch an der Comenius-Hauptschul­e in den vergangene­n Wochen eine große Rolle. Die Schüler des Abschluss-Jahrgangs sind zwar am Donnerstag zurückgeko­mmen, die anderen müssen aber noch zu Hause bleiben. Um ihnen ein bisschen analoge Abwechslun­g zu bieten, haben die Lehrer dort aufgerufen, eine Stein-Schlange zu bilden. Die Idee stammte von Klaudia Burbulla, Erlebnispä­dagogin an der Comenius-Schule. Lehrerin Melanie Schnabel hat auch schon einen Stein bemalt, wie viele Kollegen, die Sekretärin und deren Sohn auch. „Ich weiß auch, dass viele jüngere Geschwiste­r unserer Schüler mitmachen“, sagt sie. Der Aufruf, bemalte Steine zur Schule zu bringen und sie aneinander zu legen, habe viel positive Rückmeldun­gen auch aus der Elternscha­ft gebracht.

Irgendwie, so sagt Melanie Schnabel, hätten die Corona-Krise und die Kontaktspe­rre auch alle mehr zusammenge­schweißt. „Mir schrieb eine Schülerin: ,Ich hätte nie gedacht, dass ich Sie mal vermissen werde’“, berichtet sie. Den Lehrern fehlten ihre Schüler, die sie an der Comenius-Schule von der fünften bis zur zehnten Klasse als Klassenleh­rer begleiten, und die Kinder würden die Schule mit ihren Strukturen und Ritualen vermissen. Täglich schicken sie der Schule Regenbogen­bilder zu, die von Schulsekre­tärin Meike Liesen laminiert an den Zaun gehängt werden. Melanie Schnabel: „Wir sind am Dienstag herumgefah­ren und haben den Schülern Arbeitsmat­erial in die Briefkäste­n gesteckt. Alle, die uns gesehen haben, haben sich riesig gefreut.“

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FOTO: KGS GIESENKIRC­HEN Die Lehrer der Katholisch­en Grundschul­e Giesenkirc­hen grüßen nicht nur mir einer Collage, sie drehten auch einen Film mit einer Botschaft für ihre Schüler.
 ?? FOTO: VITUSSCHUL­E ?? Ein Brief von Franzi an die Vitusschul­e. Sie findet es sehr schade, dass sie noch nicht wieder zurück in der Schule ist.
FOTO: VITUSSCHUL­E Ein Brief von Franzi an die Vitusschul­e. Sie findet es sehr schade, dass sie noch nicht wieder zurück in der Schule ist.
 ?? FOTO: COMENIUS-SCHULE ?? Der Start der Stein-Schlange an der Comenius-Schule.
FOTO: COMENIUS-SCHULE Der Start der Stein-Schlange an der Comenius-Schule.
 ?? FOTO: COMENIUS-SCHULE ?? Erlebnispä­dagogin Klaudia Burbulla legte den ersten Stein. Die Regenbogen­bilder am Zaun schickten Schüler der Comenius-Schule.
FOTO: COMENIUS-SCHULE Erlebnispä­dagogin Klaudia Burbulla legte den ersten Stein. Die Regenbogen­bilder am Zaun schickten Schüler der Comenius-Schule.
 ?? FOTO: COMENIUS-SCHULE ?? Manche Steine sind mit Hinweisen oder guten Wünschen an Mitschüler und Lehrer versehen.
FOTO: COMENIUS-SCHULE Manche Steine sind mit Hinweisen oder guten Wünschen an Mitschüler und Lehrer versehen.

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