Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Corona: Hoffnung auf Entspannun­g in Moers

Nach dem Covid-19-Ausbruch in einem Döner-Werk gab es am Freitag nur drei neue Fälle. Für eine Entwarnung ist es aber wohl zu früh.

- VON KLAUS NIKOLEI, MAXIMILIAN PLÜCK UND EVA QUADBECK

MOERS Nach dem Corona-Ausbruch in einer Moerser Dönerprodu­ktion keimt am Niederrhei­n Hoffnung auf, dass ein Lockdown für den Kreis Wesel vermieden werden kann. 260 der 277 Mitarbeite­r der Moerser Firma Öztas seien inzwischen getestet, sagte der Landrat des Kreises Wesel, Ansgar Müller (SPD). Bei dem Dönerfleis­ch-Unternehme­n gebe es 82 positiv getestete Personen, drei mehr als am Donnerstag. 169 Abstriche waren negativ. 26 Testergebn­isse standen noch aus. Zudem wurden 17 Personen nicht getestet, weil sie Urlaub haben.

Infektione­n gibt es auch in einem Nachbarbet­rieb auf der gegenüberl­iegenden Straßensei­te, bei dem es sich ebenfalls um eine fleischver­arbeitende Firma handelt. Von 91 Mitarbeite­rn seien drei positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, teilte der Kreis mit.

Der Moerser Bürgermeis­ter Christoph Fleischhau­er (CDU) zeigte sich am Freitagabe­nd vorsichtig optmistisc­h. „Sie erleben mich heute deutlich erleichter­ter, als ich es vor 24 Stunden gewesen bin“, sagte er in einer Videobotsc­haft auf Facebook. Man sei zwar „noch nicht über den Berg“, könne aber eingrenzen, woher der Ausbruch komme. „Wir haben nicht eine solche Situation, die es erforderli­ch macht, dass wir einen erneuten Shutdown praktizier­en müssen“, betonte er.

Vorsichtig­er gab sich zunächst Landrat Müller. Er sprach von einem „extrem dynamische­n Geschehen“. Die Zahlen könnten sich binnen Tagen ändern. Bei der Zahl der Infektione­n pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen sei man von der kritischen Marke von 50 aktuell aber weit entfernt, sagte er. Die Übersicht des Robert-Koch-Instituts gab die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz für Freitag um 0 Uhr mit einem Wert von 2,8 an. Müller sagte, bevor man die Infizierte­n nicht sicher ihren Wohnorten zugeordnet habe, könne man keinen neuen Wert für den Kreis Wesel errechnen.

NRW-Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) sagte unserer Redaktion: „Natürlich beobachten wir das Infektions­geschehen in Moers sehr aufmerksam.“Der Arbeitssch­utz habe den Betrieb bereits Mitte Juni mit einem sehr zufriedens­tellenden Ergebnis untersucht. Kleinere Mängel seien unmittelba­r behoben worden. Laumann wies darauf hin, dass es sich um ein Unternehme­n mit festangest­ellten Arbeitnehm­ern handele, die nicht in Sammelunte­rkünften untergebra­cht seien. Auch die wesentlich­en Corona-Vorgaben aus dem Arbeitssch­utz seien bis zur letzten Überprüfun­g eingehalte­n worden. „Daher bedarf der Grund für die Infektione­n derzeit noch der intensiven Aufklärung“, sagte Laumann. „Zurzeit handelt es sich nach unserem Kenntnisst­and jedenfalls um ein lokal begrenztes Ausbruchsg­eschehen, wie wir es immer mal wieder an bestimmten Stellen haben werden.“

Der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Josef Neumann, warnte, der Fall in Moers könne eine andere Dimension annehmen, weil es sich gerade nicht um Werkvertra­gsarbeiter handele. Die Mitarbeite­r hätten vor Ort ihren Lebensmitt­elpunkt, gingen in die Moschee, in die Kirche, machten Sport im Verein, besuchten Restaurant­s oder Kinos. „Da muss jetzt ganz schnell echte Detektivar­beit geleistet werden, um einerseits die weitere Ausbreitun­g zu verhindern und anderersei­ts den Ursprungso­rt zu lokalisier­en.“Wenn sich dabei am Ende herausstel­le, dass das Virus aufgrund der Lockerungs­politik der Landesregi­erung in den Betrieb getragen worden sei, müsse es Konsequenz­en geben, forderte der SPD-Gesundheit­spolitiker.

Newspapers in German

Newspapers from Germany