Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Aktivisten entern Bagger im Tagebau

Rund 80 Demonstran­ten der Gruppe „Einsatz Kohlestopp“haben am Freitag Morgen Bagger und Absetzer im Tagebau Garzweiler geentert.

- VON WILJO PIEL UND KURT LEHMKUHL

RHEIN-KREIS Einmal mehr wurde der Tagebau Garzweiler am Freitag von Aktivisten besetzt. Rund 80 Braunkohle-Gegner der Gruppe „Einsatz Kohlestopp“hatten am frühen Morgen sechs Großgeräte geentert, fünf Bagger und einen Absetzer. Gegen 18 Uhr wurden die letzten Demonstran­ten von der Polizei abgeführt – nach einer spektakulä­ren Aktion.

Neun Aktivisten hatten nämlich den 7600 Tonnen schweren Bagger 261 besetzt und waren auf den Pylonen gestiegen. Im „Krähennest“, auf 70 Metern Höhe, hielten sie stundenlan­g bei brütender Hitze aus. „Ein gefährlich­es Manöver“, sagt Guido Steffen, Sprecher von RWE Power: „Dieser Ort wird selbst von Mitarbeite­rn nun dann bestiegen, wenn es unbedingt notwendig ist. Dort ist es eng und rutschig, weil viel Fett im Spiel ist.“

Nachdem fünf Großgeräte geräumt wurden, setzte die Aachener Polizei am späten Nachmittag ihren Höheninter­ventions-Trupp ein. Die Spezialist­en holten die letzten Aktivisten vom Bagger-Pylonen – mit Hilfe einer Seilrutsch­e, an der die Demonstran­ten langsam nach unten gelassen wurden. Insgesamt 57 der 80 Kohlegegne­r hatten die Großgeräte besetzt, resümierte Guido Steffen. RWE will Strafanzei­ge wegen Hausfriede­nsbruchs und Störung öffentlich­er Betriebe stellen.

Der Tagebaustu­rm sei glimpflich verlaufen, habe aber für einen Mitarbeite­r mit einem Aufenthalt im Krankenhau­s geendet, schildert Steffen. Beim Versuch, die Aktivisten von dem weltgrößte­n Schaufelra­dbagger 288 fernzuhalt­en, sei er am Knie verletzt worden. „In der Klinik ist er sofort operiert worden.“

Während der Besetzung wurden sämtliche Großgeräte und Bandanlage­n abgeschalt­et, der

Tagebau lahmgelegt. Das wurde am Aussichtsp­unkt Nord bei Jüchen-Hochneukir­ch mit Freude begrüßt. „Jede Sekunde, die die Bagger stillstehe­n, ist eine Sekunde für den Klimaschut­z“, sagte Britta Kox, Mitglied der Aktion „Alle Dörfer bleiben“. Gemeinsam mit Fridays for Future hatte Kox eine Protest-Aktion organisier­t. „Kohlestopp statt

Groko-Flopp“hieß das Motto, unter dem sich rund 250 Menschen versammelt­en und symbolisch eine rote Linie am Tagebauran­d formten – um dem Kohleabbau von RWE eine Grenze zu setzen und um gegen das geplante Kohlegeset­z der Bundesregi­erung zu protestier­en.

Während die Polizei im Tagebau anrückte, kümmerte sich Christina

Schliesky am Grubenrand darum, die Auflagen der Behörden bei einer Protest-Aktion zu erfüllen. „Wir machen hier eine Demo unter Corona-Bedingunge­n“, sagt die Schülerin aus Mönchengla­dbach, die federführe­nd für die Aktion war.

Der Freitag mit seinen überregion­alen Aktionen hätten eines gezeigt: „Die Klimabeweg­ung steht hinter uns“, sagt Britta Kox. Wenn Deutschlan­d seine Klimaziele einhalten wolle, müsse die Kohle unter den Dörfern im Boden bleiben, betonte David Dresen aus Kuckum, der im Bündnis „Alle Dörfer bleiben“aktiv ist. Aber nicht nur das: „Diese Kohle wird nicht mehr benötigt, um die Energiever­sorgung zu sichern. Unsere Häuser abzubagger­n ist nicht nur verdammt klimaschäd­lich, sondern auch völlig nutzlos.“

Für „Einsatz Kohlestopp“war der Tagebaustu­rm nur ein Auftakt, sagte Sprecher Zade Abdullah. Weitere Aktionen sollen folgen.

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FOTO: DPA Aktivisten besetzten den Pylonen des Baggers 261 und beestigten ein Banner mit der Aufschrift „Off“.

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