Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Commerzbank-Chef gibt auf
Neben Martin Zielke will auch Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann aufhören.
FRANKFURT (dpa) Mitten in der Diskussion über die künftige Ausrichtung der Bank hat Commerzbank-Chef Martin Zielke seinen Rücktritt angeboten. Der Präsidialund Nominierungsausschuss des Aufsichtsrats habe beschlossen, dem Kontrollgremium zu empfehlen, Zielkes Vertrag spätestens zum 31. Dezember 2020 zu beenden. Das teilte der teilverstaatlichte Konzern am Freitagabend in einer Pflichtmitteilung mit. Der Aufsichtsrat werde dazu am kommenden Mittwoch einen Beschluss fassen. Auch Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann habe angekündigt, sein Mandat im Aufsichtsrat mit Wirkung zum 3. August 2020 niederzulegen. „Ich möchte den Weg für einen Neuanfang freimachen“, erklärte Zielke. Die Bank brauche „eine tiefgreifende Transformation und dafür einen neuen Chef, der vom Kapitalmarkt auch die notwendige Zeit für die Umsetzung einer Strategie bekommt“.
„Zuletzt war die Kritik am Kurs der Bank lauter geworden. Der US-Finanzinvestor Cerberus hatte dem Management Versagen und eine verfehlte Strategie vorgeworfen. Cerberus ist mit einem Aktienanteil von gut fünf Prozent der zweitgrößte Anteilseigner des Instituts nach dem Bund. Der Bund hält nach der Rettung der Bank mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 noch 15,6 Prozent der Anteile.
Neue Sparpläne sorgen zusätzlich für Streit. Eine für vorigen Mittwoch angesetzte außerordentliche Sitzung des Aufsichtsrates war kurzfristig abgesagt worden. Arbeitnehmervertreter hatten beanstandet, dass das Management dem Aufsichtsrat wichtige Unterlagen nicht rechtzeitig vorgelegt habe. Der Vorstand hatte im Februar angekündigt, dass der Sparkurs forciert werden solle. Im September hatte die Bank angekündigt, konzernweit 4300 Vollzeitstellen zu streichen, zugleich in strategischen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatorik 2000 Jobs zu schaffen. Somit ergab sich ein Netto-Abbau von etwa 2300 Stellen. Zudem beschloss das Management im Herbst, etwa 200 Filialen und damit jeden fünften Standort in Deutschland zu schließen. Zuletzt war in Medienberichten die Rede davon gewesen, dass die Bank bis zu 7000 Stellen abbauen könnte und etwa 400 Filialen schließen wolle..