Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Ein wenig Hoffnung bei Karstadt Kaufhof
Filialen in Leverkusen, Dortmund, Potsdam, Chemnitz, Nürnberg und Goslar können weitermachen. Auch in Düsseldorf und Essen gibt es Hoffnung, die geplante Schließung von Warenhäusern noch zu verhindern.
ESSEN Die Hoffnung stirbt zuletzt. Eine zugegebenermaßen abgegriffene Botschaft, aber im Falle Galeria Karstadt Kaufhof hat sie ihre Berechtigung. Nach den bisherigen Sanierungsplänen wollte der Konzern 62 der 172 Warenhäuser schließen, jetzt sind es sechs weniger. Niederlassungen in Leverkusen, Dortmund, Potsdam, Chemnitz, Nürnberg und Goslar bleiben auf jeden Fall erhalten, nachdem es offensichtlich Zugeständnisse der Vermieter gegeben hat. Das heißt: 750 Mitarbeiter, deren Job wegfallen solle, können weitermachen.
„Das ist eine gute Nachricht für die betroffenen Beschäftigten und für die Städte. Der Einsatz und die Beharrlichkeit der Kolleginnen und Kollegen in den letzten Tagen haben sich gelohnt“, erklärte Orhan Akman, bei der Gewerkschaft Verdi Bundesfachgruppenleiter Einzelhandel, am Freitag. Akman hatte jüngst im Interview mit unserer Redaktion bereits erklärt, Verdi setze alles daran, „dass wir noch einen Teil der geplanten Schließungen verhindern und damit auch Arbeitsplätze retten können“.
Ob die sechs Niederlassungen die letzten sind, die noch gerettet werden konnten, bleibt offen. Aus dem Umfeld des Unternehmens verlautet, es gebe auch noch Hoffnung für Häuser in Düsseldorf, Essen, Berlin und München. Auch hier gibt es Gespräche mit den Vermietern – mit der Signa Holding um den österreichischen Milliardär René Benko einerseits, aber auch mit anderen Vermietern.
Für mindestens 50 Niederlassungen dürfte es nach Einschätzung aus Handelskreisen am Ende keine Rettung geben. Für sie gilt wohl die Formulierung, die der neue Konzernchef Miguel Müllenbach in einem Brief an die Belegschaft benutzt hat. Müllenbach schreibt, dass es für die übrigen Warenhäuser auf der Schließungsliste
angesichts hoher Mieten und soziodemographischer Standortnachteile weiterhin „keine wirtschaftliche Fortführungsperspektive“gebe. Die Corona-Krise und die danach durch die Behörden angeordneten Schließungen der Warenhäuser hätten das Unternehmen „in eine existenzbedrohende Ausnahmesituation gebracht“.
Müllenbachs Analyse und Prognose klingen für weitere Verhandlungen zwar nicht unbedingt verheißungsvoll, aber so lange es kein Alternativkonzept für einzelne Häuser gibt und Vermieter noch keinen anderen Mieter an der Angel haben, werden sie sich möglicherweise auch mit reduzierten Zahlungen zufriedengeben.
Unabhängig davon gibt sich Verdi weiterhin kämpferisch. „Es muss jetzt alles Notwendige getan werden, um weiteren Filialen eine Perspektive zu geben“, betonte Akman und kündigte an: „Für die 56 Filialen werden wir alle Hebel in Bewegung
setzen, um gute und nachhaltige Übergänge und Lösungen für die Betroffenen zu finden.“
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa hatte René Benko dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet (CDU) zuvor die Erhaltung der NRW-Filialen in Dortmund und Leverkusen zugesagt. Laschet sprach daraufhin davon, dass Karstadt und Kaufhof zur „DNA unserer Wirtschaftsgeschichte“gehörten, dass es um Jobs und Existenzen gehe und dass der Erhalt eines wettbewerbsfähigen Einzelhandels enorm wichtig sei für Kommunen und Mitarbeiter. Das ist nach vielen Jahren der Krise im traditionsbeladenen deutschen Warenhausgeschäft keine wirklich neue Erkenntnis. Und dass der Handel in den Städten mit den Warenhäusern wettbewerbsfähiger wäre als ohne, bezweifeln auch viele. Aber das ist bei politischen Botschaften ja auch nicht immer das Entscheidende.