Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Neues Wohnquarti­er auf Beines-Areal

Seit zehn Jahren steht das 2,3 Hektar große Gelände der früheren Textilfabr­ik leer. Jetzt plant ein Investor eine Klimaschut­zsiedlung mit Wohnbauten für 40 Millionen Euro. Die denkmalges­chützte Fassade wird integriert.

- VON ANDREAS GRUHN ENTWURF: SCHRAMMEN ARCHITEKTE­N ENTWURF: SCHRAMMEN ARCHITEKTE­N ARCHIVFOTO: SCHÜRINGS

RHEYDT Ein traditions­reiches Industrieg­elände in Rheydt soll in den kommenden Jahren zu einem modernen Wohngebiet umgebaut werden. Das 2,3 Hektar große Areal der ehemaligen Textilfirm­a Beines, das seit 2010 leersteht, soll ab 2022 umgebaut werden. Geplant sind insgesamt 72 Einheiten in Einfamilie­nhäusern und Mehrfamili­enhäusern sowie ein Quartierha­us, das hinter der historisch­en wie markanten Fassade der früheren Verwaltung der Firma entlang der Bachstraße entstehen soll.

Die 1843 gegründete Firma Wilhelm Beines & Söhne hat über Generation­en Textilgesc­hichte geschriebe­n und war auf dem Areal knapp 120 Jahre zuhause. 2010 stellte das Familienun­ternehmen den Betrieb ein. „Wir freuen uns, dass so ein gutes Projekt daraus entstanden ist“, sagte Dieter Beines am Freitag bei der Präsentati­on der Pläne in der Stadtspark­asse, die das Areal verwaltet. Für seine Familie sei dies durchaus ein emotionale­s Anliegen. Die historisch­e Fassade gebe dem Quartier „ein Gesicht“.

Zuvor hatte es einen Architektu­r-Wettbewerb um die besten Konzepte gegeben. Acht Büros reichten Beiträge ein, das Rennen machte der Mönchengla­dbacher Burkhard Schrammen zusammen mit dem Investor CQ Haus. Das Unternehme­n mit Sitz in Mönchengla­dbach investiert nach Angaben von Geschäftsf­ührer Mark Tijhuis rund 40 Millionen Euro an dem Standort. Schrammen und Tijhuis bauen derzeit auch gemeinsam entlang der Steinmetzs­traße in Mönchengla­dbach das Schillerqu­artier. Sparkassen­vorstand Hartmut Wnuck sagte, das Siegerkonz­ept habe die städtebaul­ichen und wirtschaft­lichen Anforderun­gen am besten erfüllt.

Konkret geplant ist eine Klimaschut­zsiedlung, die sich im optimalen Fall selbst mit Energie versorgt. Dafür sollen etwa Photovolta­ikanlagen und insbesonde­re auch Vertikaltu­rbinen sorgen. Also nicht nur die Sonne, sondern auch der Wind soll Energie liefern. Solche Turbinen könnten auf den Dächern und vor allem auf dem markanten Schornstei­n entstehen, der dazu zur Hälfte abgetragen werden soll. Dazu soll das Quartier weitgehend autofrei sein. Eine Tiefgarage soll entstehen, die von der Bachstraße aus befahren wird. Lediglich einige Einfamilie­nhäuser im Norden der Anlage sollen über eine Anliegerst­raße oberirdisc­h ans Haus fahren können. Die Häuser gruppieren sich um einen zentralen Quartiersp­latz und einige Innenhöfe mit viel Grünfläche­n. „Wir wollten ein Quartier, das auch bespielt werden kann“, sagte Andreas Kantartzis von Schrammen Architekte­n. Das Areal grenzt im Westen an den Park Schrievers an. Die denkmalges­chützte Fassade an der Bachstraße bleibt stehen und wird Teil eines neuen Quartierha­uses, in dem auch die Große Rheydter Prinzengar­de wie schon seit vielen Jahren ihre Heimat haben wird. „Wir bringen neue Qualität in Zusammenha­ng mit der Historie“, sagte Investor Tijhuis.

Allerdings muss dafür erst noch ein neuer Bebauungsp­lan aufgestell­t werden. Planungsde­zernent Gregor Bonin kündigte an, den Aufstellun­gsbeschlus­s noch vor der Kommunalwa­hl im Rat einholen zu wollen. Dann könnte ein Bebauungsp­lan nach etwa zwei Jahren stehen und der Bau beginnen, wenn alles optimal läuft.

Dazu gehört aber auch eine vorherige Bodensanie­rung. Denn fast 120 Jahre Textilindu­strie an der Stelle, insbesonde­re auch durchs Färben von Textilien, haben Spuren im Boden hinterlass­en. Die seien allerdings absolut überschaub­ar, sagte Gregor Bonin: „Wir wissen, was wir dort machen müssen.“Das hätten umfangreic­he Bodenunter­suchungen ergeben. „Wir haben über die Jahre viel getan, damit bloß nichts in die Erde kommt“, sagte Dieter Beines.

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So stellen sich die Planer des Siegerentw­urfs das Leben in dem autofreien Quartier vor.
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So sieht die Fassade heute aus: Ein Teil davon bleibt erhalten und wird in ein Quartierha­us integriert.
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So soll die Fassade an der Bachstraße aussehen: Ein Teil (links) wird neu gebaut, rechts im Bild die historisch­e Fassade.

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