Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Neues Wohnquartier auf Beines-Areal
Seit zehn Jahren steht das 2,3 Hektar große Gelände der früheren Textilfabrik leer. Jetzt plant ein Investor eine Klimaschutzsiedlung mit Wohnbauten für 40 Millionen Euro. Die denkmalgeschützte Fassade wird integriert.
RHEYDT Ein traditionsreiches Industriegelände in Rheydt soll in den kommenden Jahren zu einem modernen Wohngebiet umgebaut werden. Das 2,3 Hektar große Areal der ehemaligen Textilfirma Beines, das seit 2010 leersteht, soll ab 2022 umgebaut werden. Geplant sind insgesamt 72 Einheiten in Einfamilienhäusern und Mehrfamilienhäusern sowie ein Quartierhaus, das hinter der historischen wie markanten Fassade der früheren Verwaltung der Firma entlang der Bachstraße entstehen soll.
Die 1843 gegründete Firma Wilhelm Beines & Söhne hat über Generationen Textilgeschichte geschrieben und war auf dem Areal knapp 120 Jahre zuhause. 2010 stellte das Familienunternehmen den Betrieb ein. „Wir freuen uns, dass so ein gutes Projekt daraus entstanden ist“, sagte Dieter Beines am Freitag bei der Präsentation der Pläne in der Stadtsparkasse, die das Areal verwaltet. Für seine Familie sei dies durchaus ein emotionales Anliegen. Die historische Fassade gebe dem Quartier „ein Gesicht“.
Zuvor hatte es einen Architektur-Wettbewerb um die besten Konzepte gegeben. Acht Büros reichten Beiträge ein, das Rennen machte der Mönchengladbacher Burkhard Schrammen zusammen mit dem Investor CQ Haus. Das Unternehmen mit Sitz in Mönchengladbach investiert nach Angaben von Geschäftsführer Mark Tijhuis rund 40 Millionen Euro an dem Standort. Schrammen und Tijhuis bauen derzeit auch gemeinsam entlang der Steinmetzstraße in Mönchengladbach das Schillerquartier. Sparkassenvorstand Hartmut Wnuck sagte, das Siegerkonzept habe die städtebaulichen und wirtschaftlichen Anforderungen am besten erfüllt.
Konkret geplant ist eine Klimaschutzsiedlung, die sich im optimalen Fall selbst mit Energie versorgt. Dafür sollen etwa Photovoltaikanlagen und insbesondere auch Vertikalturbinen sorgen. Also nicht nur die Sonne, sondern auch der Wind soll Energie liefern. Solche Turbinen könnten auf den Dächern und vor allem auf dem markanten Schornstein entstehen, der dazu zur Hälfte abgetragen werden soll. Dazu soll das Quartier weitgehend autofrei sein. Eine Tiefgarage soll entstehen, die von der Bachstraße aus befahren wird. Lediglich einige Einfamilienhäuser im Norden der Anlage sollen über eine Anliegerstraße oberirdisch ans Haus fahren können. Die Häuser gruppieren sich um einen zentralen Quartiersplatz und einige Innenhöfe mit viel Grünflächen. „Wir wollten ein Quartier, das auch bespielt werden kann“, sagte Andreas Kantartzis von Schrammen Architekten. Das Areal grenzt im Westen an den Park Schrievers an. Die denkmalgeschützte Fassade an der Bachstraße bleibt stehen und wird Teil eines neuen Quartierhauses, in dem auch die Große Rheydter Prinzengarde wie schon seit vielen Jahren ihre Heimat haben wird. „Wir bringen neue Qualität in Zusammenhang mit der Historie“, sagte Investor Tijhuis.
Allerdings muss dafür erst noch ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden. Planungsdezernent Gregor Bonin kündigte an, den Aufstellungsbeschluss noch vor der Kommunalwahl im Rat einholen zu wollen. Dann könnte ein Bebauungsplan nach etwa zwei Jahren stehen und der Bau beginnen, wenn alles optimal läuft.
Dazu gehört aber auch eine vorherige Bodensanierung. Denn fast 120 Jahre Textilindustrie an der Stelle, insbesondere auch durchs Färben von Textilien, haben Spuren im Boden hinterlassen. Die seien allerdings absolut überschaubar, sagte Gregor Bonin: „Wir wissen, was wir dort machen müssen.“Das hätten umfangreiche Bodenuntersuchungen ergeben. „Wir haben über die Jahre viel getan, damit bloß nichts in die Erde kommt“, sagte Dieter Beines.