Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
110 Millionen Euro für E-Mobilität
Der öffentliche Nahverkehr leidet coronabedingt unter einem Fahrgastrückgang von 80 Prozent. Die West Verkehr GmbH will daher in neue Ideen investieren. Wegberg und Wassenberg sollen zudem Stadtbus-Linien erhalten.
ERKELENZER LAND Der Blick in die Zukunft des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Kreis Heinsberg ist voller Pläne und Erwartungen, wie Udo Winkens, Geschäftsführer der West Verkehr GmbH, bei seinem Bericht in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses für Umwelt, Klima, Verkehr und Strukturwandel im Kreishaus erläuterte.
Der aktuelle Blick indes ist coronabedingt von einer getrübten Finanzlage bestimmt. Die Einnahmen aus Fahrgeldern sind fast gar nicht mehr vorhanden, obwohl der
Von fünf Verkehrszentren aus sollen die Fahrgäste strahlenförmig in die Region fahren können.
Fahrplan aufrechterhalten wurde und zugleich wegen der Hygienevorschriften Mehrausgaben erforderlich werden. Ähnlich äußerte sich im Ausschuss der Geschäftsführer des Aachener Verkehrsverbunds (AVV ), Hans-Peter Geulen, der für den AVV-Bereich einen Fahrgastrückgang von rund 80 Prozent verzeichnete. Ob und wie der Rückgang behoben und wie vielleicht sogar zusätzliche Fahrgäste gewonnen werden können, ist eine der wichtigsten Aufgaben der näheren und weiteren Zukunft.
Eine Möglichkeit könnte ein von Geulen ins Gespräch gebrachtes landesweites E-Ticket sein, bei dem kilometergenau jeder Fahrgast über Verkehrsverbundsgrenzen hinweg seine Fahrt buchen und bezahlen kann. Eine zweite Idee ist die einer Applikation mit dem Namen AVVConnect, durch die der Fahrgast in Echtzeit die optimale Verbindung zwischen seinem Startort und dem Ziel ermitteln kann. Ob und inwieweit damit auch die Probleme im Norden des Kreises Heinsberg behoben werden können, wo sich im sogenannten „Kragen“AVV und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) überschneiden, die sich immer noch über eine kundenverständliche und kundenorientierte Regelung uneins sind, vermochte Geulen nicht zu sagen. Er verwies auf die konstruktiven Gespräche zwischen den Verbünden.
Den zeitlich weiteren Blick voraus warf Winkens bei der Vorstellung einer zukünftigen Strategie der West im Kreis Heinsberg. Von fünf neudeutsch „Hub“genannten Verkehrszentren in Erkelenz, Hückelhoven, Wegberg, Heinsberg und Geilenkirchen sollen die Fahrgäste strahlenförmig in die Region fahren können. Statt Bahnhof oder zentralem Bushof soll es zukünftig die Mobilitäts-Hubs geben, in denen Busse und Bahnen abfahren und ankommen und Pendler Fahrräder und Autos abstellen oder leihen können – alles digitalisiert und nach Möglichkeit elektrisch.
Hier starten die Schnellbuslinien und die Zugverbindungen, hier gibt es Abstellfläche für die privaten Verkehrsmittel und es soll eine angenehme Aufenthaltsqualität mit Cafés, Geschäften und Wartebereichen entstehen, in denen es sich entspannt arbeiten lässt.
Zu den Schnellbus-Linien sollen sich die damit vertakteten Stadtbuslinien gesellen. Heinsberg, Wegberg und Wassenberg sollen diese Linien erhalten, die in Erkelenz, Hückelhoven, Geilenkirchen und Übach-Palenberg schon an der Tagesordnung sind. Damit auch ländliche Regionen nicht von einer ÖPNV-Anbindung ausgeschlossen bleiben, ist an eine Ausdehnung des Mulitbusprinzips gedacht.
Rund 110 Millionen Euro müssten in den nächsten zehn Jahren für dieses Konzept entwickelt werden, zu dem auch die Erprobung von Wasserstoff als Kraftstoff gehört. Das Wasserstoffzentrum soll seinen Platz in der Zentrale in Geilenkirchen erhalten. Noch gehört der Elektomobilität die nähere Zukunft. In Erkelenz ist der erste E-Bus als Stadtbus statt eines mit Diesel betriebenen Kleinbusses im Einsatz. Sechs E-Busse sind für Hückelhoven und Geilenkirchen sowie den Multibus-Betrieb geplant.