Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wissen, wer wie wohnen will

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Zeig mir, wie du wohnst, und ich sag dir, wer du bist – dass in dieser Redewendun­g viel Wahrheit liegt, ist bekannt. Für Projektent­wickler, Architekte­n, Makler und nicht zu vergessen die Bewohner selbst wäre es allerdings wunderbar, wenn dieser Satz auch in die andere Richtung gelten würde: Ich sag dir, wer ich bin, und du zeigst (bzw. baust) mir die ideale Wohnung für meine Bedürfniss­e.

Sicherlich, eine zielgruppe­nspezifisc­he Ausrichtun­g bei Wohnneubau­immobilien gilt heute als selbstvers­tändlich. Doch orientiert man sich dabei an harten Faktoren wie Alter und Einkommen. Aber möchte der 35-jährige Sportund Englischle­hrer, der gerade über Nachwuchs und die Anschaffun­g eines Familienwa­gens nachdenkt, tatsächlic­h so wohnen wie der gleichaltr­ige, selbststän­dige Grafikdesi­gner, der zwischen Aufträgen in München und Hamburg pendelt? Das Identifizi­eren von milieuspez­ifischen Wohnbedürf­nissen sowie deren zielgerich­tete Abdeckung würde eine nicht zu unterschät­zende sozialpoli­tische Dimension erschließe­n: Fehlender, genauer gesagt örtlich falsch positionie­rter oder ungeeignet­er Wohnraum würde vermindert werden. Stattdesse­n könnten mehr bezahlbare, auf ihre Bewohner zugeschnit­tene Wohnungen entstehen.

Die Marktforsc­hung, die recht präzise solch komplexe Variablen wie den Lebensstil erfasst, kann hier das Bindeglied zwischen Soziologie und Architektu­r sein. Wäre es nicht wünschensw­ert, genau zu wissen, wer wie wohnen will – und das schon, bevor sich der Architekt an die Arbeit macht?

Axel Martin Schmitz

Der Autor ist Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der Ralf Schmitz GmbH&Co.KGaA.

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