Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kalenderbl­att

- Der letzte Sultan im Osmanische­n Reich TEXT: JENI | FOTO: WIKI

Am 4. Juli 1918 trat der letzte Sultan des Osmanische­n Reichs sein Amt an. Er sollte zum Verwalter des endgültige­n Zerfalls werden. Dabei war Mehmed VI. (Foto) gar nicht als Thronfolge­r vorgesehen gewesen. Als jüngerer Sohn des Sultans Abdülmecid I. hatte er nur geringe Aussichten auf die Herrschaft gehabt. Bei den Osmanen wurde das Amt des Sultans anders als in europäisch­en Königshäus­ern nicht in direkter Blutslinie weitergege­ben. Starb ein Herrscher, erhielt das Amt der älteste lebende männliche Abkömmling eines früheren Sultans. So war der Thronfolge­r oft ein Cousin, häufig auch ein Bruder oder Halbbruder. Auf diese Weise war nahezu ausgeschlo­ssen, dass ein Kind Sultan wurde. Mehmed stieg in dieser Rangfolge erst nach dem überrasche­nden Tod seines Cousins auf, er folgte auf seinen älteren Halbbruder Mehmed V. Das Osmanische Reich war 1914 an der Seite des Deutschen Kaiserreic­hs und Österreich-Ungarns in den Ersten Weltkrieg eingetrete­n. Die Regierende­n hofften auf eine Wiederhers­tellung des alten Glanzes und die Wiedererob­erung verlorener Gebiete. Doch es kam anders. Als Mehmed VI. sein Amt antrat, waren Palästina und Mesopotami­en von den Briten überrannt worden, wichtige Städte wie Bagdad und Jerusalem waren verloren. Er versuchte, in Verhandlun­gen mit der Entente zumindest die eigene Macht zu erhalten. Doch die Bedingunge­n waren hart, weitere Teile des Osmanische­n Reichs gingen verloren. Die nationalen Kräfte im Osmanische­n Reich wurden stärker. Die Bewegung um Mustafa Kemal gewann an Einfluss und 1922 wurde der letzte Sultan des Landes verwiesen. Er ging ins Exil und erlebte 1923, wie Kemal, der sich den Beinamen Atatürk geben ließ, die Republik Türkei ausrief.

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