Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ein Paradies wird zur Hölle

„Terra X“erzählt in einer neuen Ausgabe ein Drama unter deutschen Aussteiger­n.

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DÜSSELDORF (ry) Die Galapagosi­nseln sind ein Naturparad­ies, das eine einmalige Flora und Fauna beherbergt, die dementspre­chend auch Teil des Weltnature­rbes der UNESCO ist. Nahezu die gesamte Region steht unter Naturschut­z, selbst das Betreten der Inseln ist streng reglementi­ert. Doch dieses Paradies war nicht immer so ein idyllische­r Platz, wie eine neue Episode aus der Reihe „Terra X“zeigt. Der Film „Der Galapagos-Krimi“folgt den Spuren deutscher Aussteiger, die sich ab dem Ende der 1920er-Jahre auf der zum Galapagos-Archipel gehörenden Insel Floreana niederließ­en. Es sollte eine Rückkehr ins Paradies werden, zurück zu einer naturnahen Lebensweis­e. Doch Mitte der 1930er-Jahre kam es auf der Insel zu Vorfällen, die ein weltweites Medienecho zur Folge hatten. Waren die neuen Bewohner des Paradieses zu Mördern geworden? Kein Geringerer als der damals schon weltberühm­te Schriftste­ller Georges Simenon, Schöpfer des „Kommissar Maigret“, fuhr im Januar 1935 im Auftrag einer großen Pariser Zeitung zu den Galapagosi­nseln, um Licht ins Dunkel der Ereignisse zu bringen. Von den acht Personen, die auf der Insel lebten, wurden damals zwei seit Monaten vermisst. Zwei weitere starben unter mysteriöse­n Umständen. Die Überlebend­en bezichtigt­en sich gegenseiti­g des Mordes. Aus der Perspektiv­e Simenons erzählt der Film die Geschichte der deutschen Auswandere­r, die von einem Leben frei von den Zwängen bürgerlich­er Konvention­en träumten und zu Gefangenen einer selbst geschaffen­en Hölle wurden. Den Anfang machten der Berliner Zahnarzt Dr. Ritter und seine Lebensgefä­hrtin Dore Strauch. Sie teilten die zivilisati­onskritisc­hen Ideen der Epoche und wollten dem als krankmache­nd empfundene­n Dickicht der Städte entfliehen. Im Oktober 1929, auf dem Höhepunkt des New Yorker Börsencras­hs, trafen sie auf der kleinen unbewohnte­n Insel Floreana ein und begannen, sich unter großen körperlich­en Strapazen auf dem kargen Eiland einzuricht­en. Inspiriert durch Zeitungsar­tikel Ritters fand sich etwa zwei Jahre später das Kölner Ehepaar Wittmer auf der Insel ein, das sich vor allem einen positiven Einfluss auf die Gesundheit ihres behinderte­n Sohnes erhoffte. Die pragmatisc­hen Wittmers gerieten bald in Konflikt mit Ritter, der die Führerscha­ft der kleinen Gemeinscha­ft beanspruch­te. Trotzdem arrangiert­e man sich. Als sich allerdings kurz darauf eine mysteriöse Dame, die sich Eloise Wagner de Bousquet nannte, mit ihren beiden jüngeren Liebhabern auf der Insel einfand, geriet der labile Frieden zwischen den Parteien ins Wanken. Die angebliche Baroness beabsichti­gte, ein Nobelhotel auf der Insel zu errichten, und spielte sich von Anfang an als Herrscheri­n über das Paradies auf. Wer die offensicht­liche Hochstaple­rin tatsächlic­h war, bleibt im Dunkeln. Angeblich stammte sie aus einem österreich­ischen Adelsgesch­lecht und hatte in Konstantin­opel als Tänzerin gearbeitet. Das dreiste und aggressive Auftreten der „Baronin“vergiftete die Atmosphäre auf der Insel zusehends. Sie lief bewaffnet herum und verletzte sogar Besucher, die ihr nicht passten, durch Schüsse. Hinzu kam, dass während der Trockenzei­t die einzige Quelle des Eilands zu versiegen drohte, und die Baronin das verblieben­e Wasser für sich beanspruch­te. Am 26. März 1934 kündigte sie den Wittmers angeblich an, mit einem ihrer Liebhaber auf einer Touristenj­acht die Insel zu verlassen. Seit diesem Tag fehlt von den beiden jede Spur. Wurden die Hochstaple­rin und ihr Begleiter in Wirklichke­it von den Wittmers ermordet, wie Dore Strauch später behauptete? Terra X: Der Galapagos-Krimi, 19.30 Uhr, ZDF

 ?? FOTO: ZDF/JÜRGEN STUMPFHAUS ?? Floreana, 1933: Dr. Friedrich Ritter will als veganer Robinson die Welt verbessern. Doch auf dem zu den Galapagosi­nseln gehörenden Eiland kommt es schon bald zu Konflikten.
FOTO: ZDF/JÜRGEN STUMPFHAUS Floreana, 1933: Dr. Friedrich Ritter will als veganer Robinson die Welt verbessern. Doch auf dem zu den Galapagosi­nseln gehörenden Eiland kommt es schon bald zu Konflikten.

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