Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Landwirte freuen sich über Regen

Die Getreideer­nte hat begonnen. Dabei ist Rücksicht von Landwirten und der Bevölkerun­g wichtig – ebenso wie der Regen der vergangene­n Tage. Ortslandwi­rt Hubert Fell rechnet mit durchschni­ttlichen Erträgen.

- VON CAROLIN STRECKMANN RP-FOTO: PAULA MEYERSIECK (ARCHIV)

ERKELENZ Auf den ersten Feldern Richtung Wassenberg wurde die Gerste bereits gemäht. „Durch die Trockenhei­t gab es leider wenig Ertrag“, sagt der Erkelenzer Ortslandwi­rt Hubert Fell. „Das ist für die betroffene­n Landwirte von Nachteil.“

Seit einigen Tagen läuft die Getreideer­nte im Umkreis. Die Gerste ist als erste reif, weitere Getreideso­rten folgen in den kommenden Wochen. „Wir müssen schauen, was jetzt an Erträgen rauskommt“, sagt Fell. „Eine Rekordernt­e wird es wohl nicht.“Der Landwirt rechnet eher mit einer durchschni­ttlichen Ertragsmen­ge. Im Erkelenzer Umkreis hofft er auf eine bessere Gerstenern­te als Richtung Wassenberg. Hier ist der Boden besser, kann Wasser länger speichern. Die Gerste reift dadurch weniger schnell ab. „Hier müsste sie in den nächsten acht Tagen gemäht werden“, sagt der Landwirt. Sonst knicke sie ab und könne nicht mehr gemäht werden.

Auch Bernhard Conzen, Vorsitzend­er der Kreisbauer­nschaft Heinsberg, hat bislang eher verhaltene Rückmeldun­gen der Landwirte im Kreis zur Gerstenern­te erhalten. Er spricht von einem „unterdurch­schnittlic­hen Ergebnis“. Grund dafür sind die Wetterbedi­ngungen: „Die Witterung war nicht unbedingt gedeihlich, weil es im Frühjahr sehr trocken war“, sagt Conzen. Die Trockenhei­t lässt das Getreide schneller abreifen. Die Halme des Getreides machen dadurch „dicht“, wie Hubert Fell erklärt, und es gelangt kein Wasser mehr ans Korn. „Das vertrockne­t dann. Und uns fehlt der Ertrag“, so Fell.

Hoffnung macht dem Landwirt der Regen der vergangene­n Tage. „Der Weizen hat jetzt noch nicht so viel Trockenhei­ts-Stress gehabt“, sagt Fell. Auch Bernhard Conzen hofft, dass Teile der Weizenernt­e von dem Regen profitiere­n können. „Der Regen könnte noch reichen“, sagt er. Hubert Fell schätzt, dass der Weizen in Erkelenz gemeinsam mit dem Raps Ende Juli oder Anfang August geerntet werden kann.

Die Witterung ist jedoch nicht die einzige Herausford­erung, die die Landwirte in der Erntezeit beschäftig­t. Immer wieder geht es um das Thema eines guten Umgangs zwischen Landwirten und der Bevölkerun­g. Anwohner würden sich Fell zufolge immer wieder über die Lärmbelast­ung beschweren, gerade wenn die Ernte sich weit bis in den Abend zieht. „Das geht auch schon mal bis elf Uhr“, so Fell. Auch am Wochenende müsse teilweise geerntet werden, obwohl die Landwirte das zu vermeiden versuchen, wie Fell sagt: „Ich bemühe mich, samstagnac­hmittags und sonntags nicht im Feld zu sein.“Möglich sei das jedoch nicht immer. Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen darf das Getreide höchstens eine Feuchtigke­it von 50 Prozent aufweisen, sonst müssen die Landwirte die Kosten für die Trocknung tragen. „Also versuchen wir, das Getreide trocken zu mähen“, so Fell. Dafür müssen gerade in regnerisch­en Wochen die trockenen Tage ausgenutzt werden. Der zweite Grund liegt in den Maschinen, sagt Fell: „Ein Mähdresche­r läuft, wenn es hochkommt, 14 Tage im Jahr.“Daher müssen Landwirte die Maschine so lange wie möglich nutzen, wenn sie in Betrieb ist. Anwohnern, die sich über den Lärm während der Erntezeit ärgern, rät Fell, mit den Landwirten zu sprechen und sich die Gründe erklären zu lassen.

Ein ein guter Umgang miteinande­r ist wichtig. Das zeigt sich auch im Verkehr. Zur Erntezeit sind vermehrt landwirtsc­haftliche Nutzfahrze­uge auf den Straßen und Feldwegen unterwegs. Die Maschinen sind breit und langsam. Das führt bei einigen Verkehrste­ilnehmern zu Ungeduld. „Zu Beginn der Erntezeit bitten wir immer um Rücksichtn­ahme und Verständni­s“, sagt Bernhard Conzen. Er fordert rücksichts­volles Verhalten jedoch nicht nur von anderen Verkehrste­ilnehmern, sondern genauso von den Landwirten und ihren Mitarbeite­rn. „Wir müssen gucken, dass wir miteinande­r zurechtkom­men“, sagt Hubert Fell. „Und das klappt auch größtentei­ls. Auf den Hauptverke­hrsstraßen zum Beispiel haben die Menschen sich

inzwischen dran gewöhnt.“

Probleme gebe es jedoch immer wieder auf Feldwegen. „Durch Corona sind mehr Fahrradfah­rer und Spaziergän­ger unterwegs – was ich grundsätzl­ich begrüße.“Die meisten von ihnen machen den Nutzfahrze­ugen Platz. Einige jedoch würden sich rücksichts­los verhalten, den Fahrzeugen auf den schmalen Wegen keinen Platz machen. Genauso würden sich aber auch manche Fahrer der landwirtsc­haftlichen Maschinen nicht richtig verhalten. „Das muss nicht sein“, sagt Fell dazu.

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Hubert Fell fährt zur Ernte mit dem Mähdresche­r über sein Feld.
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FOTO: ANDREAS SPEEN Hubert Fell ist Ortslandwi­rt in Erkelenz

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