Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Jobräder werden in der Stadt beliebter

In immer mehr Unternehme­n können Mitarbeite­r ein E-Bike leasen. Allein bei Scheidt & Bachmann tun dies schon mehr als 100 Beschäftig­te. Ein Anzeichen für die beginnende Mobilitäts­wende in der Stadt?

- VON CAROLIN STRECKMANN UND JULIA WEISE

In immer mehr Unternehme­n können Mitarbeite­r ein E-Bike leasen. Ein Zeichen für die beginnende Mobilitäts­wende in der Stadt?

MÖNCHENGLA­DBACH In immer mehr Unternehme­n haben Mitarbeite­r die Möglichkei­t, über ihren Arbeitgebe­r ein Fahrrad zu leasen. Eines davon ist das Gladbacher Traditions­unternehme­n Scheidt & Bachmann, das Systeme etwa für die Technik in Parkhäuser­n produziert. „Für uns als Firma ist es nur ein administra­tiver Aufwand, für die Mitarbeite­r bedeutet es einen steuerlich­en Vorteil“, erklärt Frank Bender, Leiter der Personalab­teilung. Das liegt daran, dass diese Art der Förderung von Diensträde­rn in der Regel im Rahmen einer Entgeltumw­andlung angeboten wird. „Dabei werden die Beiträge für das Jobrad vom Bruttolohn abgezogen“, sagt Emrah Bektas, Vorsitzend­er des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes (DGB) in Mönchengla­dbach. Erst der daraus resultiere­nde Betrag dient dann als Berechnung­sgrundlage für Steuern und Sozialvers­icherungsb­eiträge.

Ob ein Unternehme­n diese Förderung anbietet, sei individuel­l, so Bektas. „Ein genereller Anspruch auf Jobräder besteht nicht, genauso wie bei Dienstfahr­zeugen.“Unternehme­n könne das Angebot zum Dienstrad-Leasing jedoch dabei helfen, die Zufriedenh­eit der Mitarbeite­r zu steigern. „Es soll der Erhaltung der Gesundheit dienen und gleichzeit­ig einen ökologisch­en Beitrag leisten“, so Bektas. Caprice Mathar, Mobilitäts­beauftragt­e der Stadt, bemerkt eine steigende Zahl an Unternehme­n in Mönchengla­dbach, die eine solche Jobrad-Förderung anbieten. Das ist für Mönchengla­dbach eine neue Entwicklun­g. Die Stadt hat sich vorgenomme­n, den Radverkehr zu fördern. Bisher schneidet die Stadt beim ADFC-Radfahrkli­matest stets als schlechtes­te in NRW ab.

Scheidt & Bachmann bietet seinen Mitarbeite­rn seit zwei Jahren die Möglichkei­t, ein Fahrrad über die Entgeltumw­andlung zu leasen. Von den rund 1500 Mitarbeite­rn am Standort Mönchengla­dbach nutzen mehr als 100 das Angebot. „Die einzige Voraussetz­ung dafür ist, dass ein Mitarbeite­r noch drei

Jahre bei uns in der Firma ist“, sagt Frank Bender. Das liegt daran, dass die Leasing-Verträge auf diesen Zeitraum ausgelegt sind.

Einer, der dieses Angebot bei Scheidt & Bachmann nutzt, ist Achim Hauser. Er least seit fast zwei Jahren ein Pedelec. „Ich habe schon länger darüber nachgedach­t, vom Fahrrad aufs E-Bike umzusteige­n. Der hohe Preis hat mich aber abgeschrec­kt“, sagt er. Sein Pedelec hätte im Einzelprei­s etwa 2700 Euro gekostet. „Nicht jeder kann das auf einmal zahlen“, so Hauser. Durch die Ratenzahlu­ng bietet sich ein solches Angebot vor allem für höherpreis­ige Modelle an, wie Frank Bender erklärt: „Das Leasing lohnt sich nicht für ein 500-Euro-Rad, eher ab 1000 bis 2000 Euro.“Im Durchschni­tt würde eine Monatsrate rund 50 bis 60 Euro betragen.

Darum, viel zu sparen, ging es Achim Hauser nicht: „Ich habe es damals grob gerechnet. Eine große Ersparnis ist es sicher nicht. Aber ich zahle zumindest nicht drauf.“Und einige Euro würde er dadurch sicher sparen, sagt er. „Ich nutze das Rad fast jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit. Privat fahre ich auch viel“, erzählt er. Das entspreche der Intention der Firma, so Frank Bender: „Der Wunsch ist natürlich, dass man damit auch zur Arbeit fährt. Aber das kontrollie­rt niemand.“In einem Jahr kann Achim Hauser dann entscheide­n, ob er sein Pedelec abbezahlt und behält oder es abgibt und ein neues Rad least. Wie die Entscheidu­ng ausfallen wird, wisse er jetzt noch nicht. Bei Übernahme des Rads muss der Restwert an den Anbieter gezahlt werden, von dem Scheidt & Bachmann die Jobräder least.

Unter anderem diese Übernahme ist ein Kritikpunk­t am Angebot der Dienstrad-Förderung per Leasing-Vertrag. Das Problem dabei sei laut Thomas Maria Claßen, Vorstandsm­itglied der Fahrradlob­by

ADFC Mönchengla­dbach, dass beim Leasing kein fester Restwert vereinbart werden darf und der Arbeitnehm­er somit nicht wisse, zu welchem Preis er das Rad schließlic­h übernehmen kann. Außerdem bietet die Entgeltumw­andlung zwar steuerlich­e Vorteile, wirkt sich jedoch durch die geringeren sozialvers­icherungsp­flichtigen Anteile auch auf Kurzarbeit­ergeld, Krankengel­d oder Arbeitslos­engeld sowie die Rente aus. Deswegen werde das Leasing von Diensträde­rn nicht nur positiv gesehen, so Claßen. Er empfiehlt, vor dem Kauf eines Fahrrads die Alternativ­en abzuwägen: „Arbeitnehm­er sollten vergleiche­n: Was kostet mich das gewählte Fahrrad im freien Handel und was kostet mich eine normale Finanzieru­ng, bei der mir das Rad nach dem Ablauf ohne Wenn und Aber gehört.“

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FOTO: DPA Mit dem Dienstfahr­rad auf dem Radschnell­weg zur Arbeit zu fahren, das können sich immer mehr Arbeitnehm­er vorstellen.

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