Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Die „Anderen“und ihre Ziele
Die aktuellen Mehrheitsfraktionen CDU und SPD liefern sich wohl einen Zweikampf um den Bürgermeisterposten. Die Korschenbroicher Oppositionsfraktionen verzichten hingegen auf eigene Kandidaten. Für sie geht es allein um den Stadtrat.
CDU und SPD liefern sich wohl einen Zweikampf um den Bürgermeisterposten. Die Opposition verzichtet auf eigene Kandidaten.
KORSCHENBROICH Wenn die Korschenbroicher am 13. September an die Wahlurnen gerufen werden, geht es nicht nur um die Frage, wer künftig Bürgermeister ist. Es geht auch darum, in welcher Zusammensetzung der Stadtrat in den kommenden fünf Jahren entscheiden wird. Da in diesem Jahr außer CDU (Marc Venten) und SPD (Monika Stevens) keine der dort vertretenen Parteien und Wählergemeinschaften einen Bürgermeisterkandidaten aufstellen werden, kommt der Stadtratswahl für die „anderen“Fraktionen eine noch größere Bedeutung zu. Doch was sind die Ziele der vermeintlich Kleinen. Welche inhaltlichen Akzente wollen sie im Wahlkampf und im künftigen Stadtrat setzen? Ein Überblick.
Die Aktive
Bis zuletzt hatte Die Aktive mit der Bürgermeisterfrage gehadert. Vergangene Woche fiel die endgültige Entscheidung: Die Wählergemeinschaft stellt keinen eigenen Kandidaten. „Eine Kandidatur würde unserer Ansicht nach wenig Aussicht auf Erfolg haben“, sagt die Vorsitzende Gabi Parting. „Eine Chance hätte nur bestanden, wenn die Oppositionsparteien sich einig gewesen wären und einen Kandidaten oder eine Kandidatin gestellt hätten.“Ernsthafte Gespräche habe es hierzu allerdings nicht gegeben.
Bei der Stadtratswahl 2014 wurde die Wählergemeinschaft mit 12,5 Prozent der Stimmen drittstärkste Kraft und verfügt seitdem über fünf Sitze im Rat. Eine Wiederholung dieses Ergebnisses wird angesichts der erstarkten Grünen nicht einfach. Das weiß auch Parting. „Wenn wir das Ergebnis halten können, sind wir zufrieden“, sagt sie. Thematisch steht traditionell das Grundwassermanagement im Mittelpunkt. Eine solidarische und für alle tragbare Lösung sei hierbei noch immer nicht erreicht. An einem abschließenden Programm arbeitet Die Aktive derzeit noch. Laut einem ersten Entwurf sollen darin unter anderem eine Senkung des
Ressourcenverbrauchs sowie mehr Transparenz und Mitbestimmung gefordert werden.
Grüne
Die Grünen sind der schlafende Riese im Stadtrat. Bei der Kommunalwahl 2014 erreichten sie 10,2 Prozent der Stimmen. Seit der Abspaltung der Grünen Realos verfügen sie jedoch nur noch über zwei Sitze im Stadtrat. Daran, dass dies nach der Wahl am 13. September wieder mehr werden, besteht kein
Zweifel. Ob die Partei allerdings so sehr zum Höhenflug ansetzen kann wie bei der Europawahl 2019 (23,8 Prozent in Korschenbroich), ist angesichts der zuletzt schwächeren Umfragewerte der Grünen im Bund unklar.
Dennoch hat sich die kleine Fraktion zum politischen Hauptgegner der Korschenbroicher CDU entwickelt. Thematisch setzen die Grünen für die Wahl auf einen Zwölf-Punkte-Plan. Laut Sprecher Jörg Utecht will sich die Partei dabei auf ihre Kernthemen konzentrieren: „Den Kampf gegen die Folgen des Klimawandels, eine tiefgreifende Verkehrswende und soziale Gerechtigkeit.“
FDP
Das letzte Kommunalwahlergebnis war für die Liberalen ein mittelschwerer Schock. Nur 831 Korschenbroicher machten ihr Kreuz bei den Liberalen, mit 5,3 Prozent der Stimmen blieben der FDP nur zwei Sitze im Rat. 2009 schnitt die Partei mit 12,3 Prozent noch mehr als doppelt so gut ab. Für die ehemalige FDP-Vorsitzende Hanne Wolf-Kluthausen lag der Absturz 2014 vor allem am schlechten Bundestrend ihrer Partei.
Sechs Jahre später steht die FDP in den Umfragen nicht wirklich besser da. Damit es vor Ort dennoch besser läuft, haben die Korschenbroicher Liberalen ein sechsköpfiges Kompetenzteam für die Wahl aufgestellt. Im FDP-Programm „Ein Update für Korschenbroich“spielt die wirtschaftliche Stärkung der Stadt eine große Rolle.
ULLi/Zentrum
Bernd Makowiack (ULLi) und Wolfgang Hübgens (Zentrum) sind 2014 jeweils als Einzelkämpfer in den Rat eingezogen. 1,7 Prozent (Zentrum) und 1,5 Prozent der Stimmen (ULLi) reichten jeweils für einen Sitz. Um handlungsfähiger zu sein, gründeten die beiden trotz ihrer eigentlich unterschiedlichen politischen Lager eine Fraktionsgemeinschaft. Im September wollen beide erneut jeweils auf Listenplatz 1 kandidieren und bei Erfolg erneut zusammenarbeiten.
Makowiack, der seinen Schwerpunkt unter anderem im Bereich „Sozialer Wohnungsbau“sieht, hofft hierfür auf weitere Sitze. Hübgens fordert beispielsweise, dass Eltern keine Kita-Gebühren mehr zahlen müssen.