Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wirte für Maskenpflicht auf Straßen
Die Kneipenbetreiber lehnen Forderungen ab, selbst Passanten zu vertreiben.
DÜSSELDORF (kib/maxi) Menschenansammlungen in Ausgehvierteln großer Städte in Nordrhein-Westfalen haben eine neue Debatte um den Kampf gegen das Coronavirus ausgelöst. Am Wochenende wurde die Polizei in Köln mehrmals aktiv; Beamte räumten zweimal Teile des Stadtgartens. Auch in der Düsseldorfer Altstadt war es zuletzt schwierig, Abstandsregeln durchzusetzen. Ordnungsdezernent Christian Zaum hatte daher an die Wirte appelliert: Auch sie könnten Menschen von der Straße vertreiben.
Isa Fiedler, Sprecherin der Altstadt-Wirte, sagte unserer Redaktion, die Politik müsse schnell aufklären, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen dem Anstieg der Fallzahlen und dem Unterschreiten
der Mindestabstände gebe. „Die Betriebe können nicht auf das Terrassengeschäft verzichten. Wenn dies noch wegfiele, wäre das der Gau“, warnte Fiedler.
Sie schlug vor, für die neuralgischen Punkte Kurze Straße und Burgplatz kurzfristig eine Maskenpflicht zu verhängen. „Die Einhaltung der Abstandsregelungen vor den Kneipen müsste weiter Aufgabe von Ordnungsdienst und Polizei sein“, sagte sie. „Wir sind gern bereit, auf unsere Stammkundschaft einzuwirken und sie in die Kneipen zu bitten. Was sich aber auf den Plätzen abspielt, ist Sache der Behörden.“
Rückendeckung gab es dafür vom Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW. Man erfülle die von der Politik beschlossenen Abstandsregelungen
und sonstigen Auflagen in Betrieben und auf Terrassen, weil man auch jetzt ein gastronomisches Angebot machen wolle, sagte ein Sprecher: „Natürlich können wir aber ordnungsbehördliche Aufgaben nicht übernehmen.“
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) rief zur Vernunft: „Wenn ich mir die Bilder vom Wochenende anschaue, dann sehe ich mancherorts Gruppen von Menschen, die sich benehmen, als wenn nichts wäre. Corona ist aber noch nicht vorbei, und es gibt weiterhin Regeln, an die man sich halten muss.“Er wünsche sich jedoch, dass härtere Maßnahmen und Einschränkungen nicht nötig seien, „sondern die Leute sich zusammenreißen – zum eigenen Schutz und zum Schutz aller“.