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Kampf gegen Hass im Netz: EU rügt Deutschlan­d

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BERLIN/BRÜSSEL (dpa) Der deutsche Alleingang im Kampf gegen Hass und Hetze im Internet stößt bei der EU-Kommission auf Vorbehalte. „Ich verberge nicht, dass wir für die Europäisch­e Union eine paneuropäi­sche Lösung möchten“, sagte Vizepräsid­entin Vera Jourova am Rande einer Videokonfe­renz der EU-Justizmini­ster. Dies bedeute, dass die Mitgliedst­aaten nicht ihre jeweils spezifisch­en Gesetze haben sollten. Zugleich stellte Jourova EUweit verpflicht­ende Vorgaben für Online-Netzwerke in Aussicht. Es sei wichtig, von den deutschen Erfahrunge­n zu lernen.

In Deutschlan­d tritt in Kürze ein neues Gesetz zur Bekämpfung von Rechtsextr­emismus und Hasskrimin­alität im Internet in Kraft. Für soziale Netze wie Facebook und Twitter gibt es weitreiche­nde Pflichten. Sie müssen Posts mit Neonazi-Propaganda, Volksverhe­tzung oder Mord- und Vergewalti­gungsdrohu­ngen künftig nicht mehr nur löschen, sondern sofort dem Bundeskrim­inalamt melden. Um die Täter schnell zu identifizi­eren, müssen sie auch IP-Adressen weitergebe­n.

Die EU-Kommission setzt bislang eher auf freiwillig­e Kooperatio­n und Transparen­z. 2016 unterzeich­neten Facebook, Microsoft, Twitter und Youtube einen freiwillig­en Verhaltens­kodex gegen illegale Hassrede. Jourova deutete nun ein Umdenken an: „Wir würden die Verantwort­ung der Plattforme­n und die Transparen­z dessen, was in ihren Systemen geschieht, gerne erhöhen.“

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