Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die Machtfrage der Grünen

Annalena Baerbock ist in der K-Frage die erste Wahl für ihre Partei.

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In den Debatten, wer in welcher Partei bei der Bundestags­wahl 2021 als Kanzler- oder Spitzenkan­didat antritt, scheinen die Grünen eine Tarnkappe zu besitzen. Während diese Frage bei Union und SPD ständig Gegenstand öffentlich­er Erörterung­en ist, gelingt es den Grünen, sich hübsch rauszuhalt­en. Sie sagen noch nicht einmal, ob sie überhaupt einen Kanzlerkan­didaten aufstellen werden. Dabei ist das sonnenklar: Eine Partei, die in den Umfragen stabil zwischen Union und SPD liegt, muss schon aus Selbstacht­ung auch einen Kanzlerkan­didaten präsentier­en.

Bei den Grünen kommen dafür die beiden Parteichef­s, Annalena Baerbock

und Robert Habeck, infrage. Selten waren Parteichef­s bei den Grünen so beliebt. Noch nie haben sie so harmonisch zusammenge­arbeitet wie dieses Führungsdu­o. Werden sie also auch die harte Nuss gemeinsam knacken, wer aus der gleichbere­chtigten Beziehung antritt, ganz Deutschlan­d zu führen?

Habeck ist der bekanntere und der beliebtere Politiker. Er besitzt Charisma und kann schöne Sprachbild­er malen. Seine Schwächen liegen genau dort, wo Baerbock ihre Stärken hat: Er ist in politische­n Details nicht immer sattelfest. Wenn er harten Gegenwind bekommt, wirkt er schnell dünnhäutig. Baerbock hingegen lässt sich inhaltlich kein X für ein U vormachen und ist äußerst nervenstar­k. Dem Druck eines Wahlkampfs in der Rolle der Kanzlerkan­didatin wäre sie wahrschein­lich mehr gewachsen als Habeck. Für sie spricht auch, dass sie zwischen mutmaßlich Olaf Scholz und voraussich­tlich Markus Söder oder Armin Laschet sich als jüngere Frau präsentier­en könnte – als frisches, neues, auf die Zukunft gerichtete­s Politikang­ebot. Funktionie­ren wird dies nur, wenn die Corona-Krise ausgestand­en und die Rückkehr ins normale Leben vollzogen ist.

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EVA QUADBECK

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