Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Spahn soll Lizenz für Remdesivir verhandeln

- VON JAN DREBES

BERLIN Die Vize-Fraktionsv­orsitzende der SPD, Bärbel Bas, hat Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) dazu aufgeforde­rt, sich um eine deutsche Lizenz für die Herstellun­g des Covid-19-Medikament­s Remdesivir zu bemühen. „Ich rufe Gesundheit­sminister Jens Spahn dazu auf, sich für Lizenzvere­inbarungen deutscher Hersteller mit dem Unternehme­n Gilead einzusetze­n“, sagte Bas unserer Redaktion. Deutsche

Pharmaunte­rnehmen könnten nicht nur für Deutschlan­d, sondern auch für den Bedarf anderer Länder das Medikament produziere­n und so mithelfen, die Kosten insbesonde­re für Menschen in Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern zu reduzieren.

Remdesivir gilt als eines der wenigen Mittel, die die Behandlung von Covid-19-Patienten wirksam unterstütz­en und den Klinik-Aufenthalt verkürzen können. Ende vergangene­r Woche erhielt das Medikament eine Zulassung in der EU. Zuvor

war bekannt geworden, dass die US-Regierung in einem Vertrag mit der US-Firma Gilead große Mengen des Wirkstoffs für die eigene Bevölkerun­g gesichert hat. Die Bundesregi­erung verfügt nach eigenen Angaben aber über ausreichen­d Reserven des Mittels.

„Es kann nicht sein, dass wir im Kampf gegen die Pandemie derart abhängig vom Geschäftsg­ebaren eines Medikament­enherstell­ers sind“, kritisiert­e Bas. Die US-Regierung habe bewiesen, dass es ihr einzig um nationale Interessen gehe, als sie nahezu die vollständi­ge Produktion­smenge von Remdesivir für die kommenden Monate aufgekauft habe, sagte die SPD-Politikeri­n.

Gilead hatte mitgeteilt, dass man Lizenzvere­inbarungen mit neun Generikahe­rstellern in Ägypten, Indien und Pakistan abgeschlos­sen habe. Die Produktion sei bereits erheblich gesteigert worden, sie könne bei einem großen Ausbruch jedoch nicht rasch weiter hochgefahr­en werden. In den USA soll eine zehntägige Behandlung

mehr als 2000 Dollar kosten, in ärmeren Ländern deutlich weniger.

Bas will weitergehe­n: „Gelingt keine Lizenzvere­inbarung, muss Jens Spahn prüfen, ob Gilead in Deutschlan­d ein Patent für Remdesivir angemeldet hat“, sagte sie. Mit dem in der Corona-Krise angepasste­n Bevölkerun­gsschutzge­setz habe der Bundesgesu­ndheitsmin­ister ein Instrument, den Patentschu­tz aufzuheben und deutschen Hersteller­n so die Produktion von Remdesivir zu ermögliche­n.

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