Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Tierärzte: Ställe sind überfüllt
Wegen geschlossener Schlachthöfe drohen mehr Tiere zu verenden.
BERLIN (dpa/maxi) Tierärzte warnen angesichts geschlossener Schlachthöfe und verringerter Schlachtkapazitäten in der Corona-Krise vor überfüllten Ställen und längeren Transporten für die Tiere. Durch den Wegfall von mehreren zehntausend Schlachtungen pro Tag ergäben sich „große Tierschutzprobleme“, teilte die Bundestierärztekammer mit. Enger besetzte und überfüllte Ställe könnten besonders bei sommerlichen Temperaturen zu Kreislaufbelastung für Tiere führen. „Es ist nicht auszuschließen, dass dadurch vermehrt Tiere verenden“, warnten die Experten. Die Transportwege zu anderen Schlachtstätten würden „deutlich länger“.
„Fehlende Schlachtkapazitäten durch andere Standorte zu kompensieren, ist nur schwer möglich: Die notwendigen Hygienemaßnahmen
und Abstandsregeln haben bereits deutliche Kapazitätseinbußen zur Folge“, teilte die Bundestierärztekammer mit. Aufgrund der branchenweiten Tests und zahlreicher offener Testergebnisse stünden weniger Mitarbeiter zur Verfügung. Es sei zu erwarten, dass sich die Lage weiter zuspitze. Die Bundesregierung müsse umgehend einen Krisengipfel einberufen, um mit Tierärzten, Landwirten, Schlachthofbetreibern und Behörden Lösungen zu finden.
Eine Sprecherin der für Tierwohl zuständigen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) bestätigte, dass es ein „Riesenproblem für Landwirte“gebe aufgrund der geringeren Schlachtkapazitäten. Es werde an einer Lösung gearbeitet, Konkretes dazu gebe es aber noch nicht.
Nachdem sich Corona-Infektionen in mehreren Schlachthöfen gehäuft hatten, sind Betriebe teils geschlossen. In anderen sollen die Mitarbeiter nun häufig auf das Virus getestet werden.
Unteressen entspannt sich die Lage im Kreis Gütersloh zusehends. Dort hatte ein Covid-19-Ausbruch bei der Firma Tönnies die Behörden auf den Plan gerufen. Die Zahl der Neuinfizierten je 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche sank am Montag jedoch auf den Wert von 50,5 und lag damit nur noch knapp über der Marke, ab der schärfere Regeln wie etwa das Kontaktverbot gelten. Die Landesregierung beobachte das Infektionsgeschehen in Gütersloh sehr intensiv und werde zeitnah auf Basis dieser Daten eine Entscheidung treffen, teilte das NRW-Gesundheitsministerium mit.