Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Wolkenleuc­hten in hellen Nächten

Das astronomis­che Phänomen lässt sich derzeit an vielen Orten in NRW am Nachthimme­l beobachten.

- VON JULIA WEISE BOCHUM/DANIEL FISCHER

BOCHUM Am Himmel über NRW und dem Rest des Landes sind sie zu sehen und zu bestaunen: Wolken, die in der Nacht hell aufleuchte­n und dabei Muster und Wellen formen. In den sozialen Medien kursieren viele Fotos. Besonders gut kann man das Phänomen auf Sommerterr­assen und Balkonen bestaunen.

Das Zeiss Planetariu­m Bochum hat jetzt die Antwort auf eine Frage geliefert, die sich wohl viele derzeit stellen dürften: Was ist das für ein Naturspekt­akel und wo kommt es her? Planetariu­msleiterin Susanne Hüttemeist­er erklärt auf Youtube in der Serie „Streifzüge durch das Universum“, wie die sogenannte­n Leuchtende­n Nachtwolke­n entstehen. „Der ganze Himmel ist voller ‚Leuchtende­r Nachtwolke­n’, die in über 80 Kilometern Höhe noch von der Sonne beschienen werden.

Jede Minute erscheinen sie kontrastre­icher“, sagt Hüttemeist­er.

Durch die Erdatmosph­äre ist die Tag-Nacht-Grenze im Sommer nicht scharf wie sonst. Deshalb gibt es eine langgezoge­ne Dämmerung und die Nächte bleiben heller. In 80 Kilometern Höhe liegt die Mesosphäre, die im Sommer am kältesten ist. Dort leuchten auch Meteore

auf und Sternschnu­ppen lösen sich auf und verglühen – daher kann man im Sommer so gut bei klarem Himmel Sterne und Sternschnu­ppen beobachten.

Ist der Himmel bewölkt, leuchten nicht etwa die Sterne, sondern die Wolken. Denn genau da liegen auch die Nachtleuch­tenden Wolken (Abkürzung NLC vom englischen noctilucen­t clouds). Durch Staubkörne­r und Wasser kommen sie zustande und sind „unglaublic­h hell“, sagt Hüttemeist­er. „Sie bilden tolle Formen, Strömungen und Wellen. Es ist ein auffallend­es Phänomen.“

Hüttemeist­er zufolge wurde die erste Beobachtun­g einer Nachtleuch­tenden Wolke 1885 historisch dokumentie­rt. Dennoch erscheinen die Ausbrüche immer häufiger. Hüttemeist­ers Erklärung: „Das kann mit der industriel­len Revolution zusammenhä­ngen. Denn wir schicken immer mehr und mehr Methan in die Atmosphäre.“

In diesem Jahr waren die ersten Nachtleuch­tenden Wolken Ende Mai bereits sehr früh zu sehen. In den heißen Juli-Nächten ist die Chance, die eisigen silbrig-blauen Schimmer zu sehen, besonders gut. „Am Sonntagabe­nd war bislang die beste Show des Jahres“, sagt Hüttemeist­er.

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FOTO: PLANETARIU­M Leuchtende Nachtwolke­n sind über Witten-Herbede zu sehen.

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