Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kreative Wochen auf Haus Hohenbusch

Der Sommer-Kunsttreff lockte trotz Sicherheit­sauflagen wieder viele leidenscha­ftliche Künstler zu den vielfältge­n Workshops und Kursangebo­ten ins ehemalige Kreuzherre­nkloster. Für einige Kurse gibt es sogar noch freie Plätze.

- VON KATRIN SCHELTER RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

ERKELENZ Obwohl durch die neuen Auflagen und die generelle Planungsun­sicherheit lange Zeit unklar war, ob der Sommer-Kunsttreff 2020 stattfinde­n kann, hat es wieder viele Kunstbegei­sterte ins ehemalige Kreuzherre­nkloster gezogen.

Rund ums Laienbrüde­rhaus verleihen die Teilnehmer ihren Ideen bis Ende dieser Woche mit Konzentrat­ion und Herzblut Form. Das Kursangebo­t reicht von Malerei mit Öl oder Acryl über Fotografie, Töpfern, Zeichnen und Glasfusion bis hin zu Schmuckges­taltung und Skulpturen. Trotz Maske und Abstandsre­geln ist die Stimmung heiter, die Teilnehmer nehmen Rücksicht aufeinande­r, tauschen sich rege über Techniken und Fortschrit­te aus.

Einige komplett neue Angebote haben es auf die Kursliste geschafft: Sandra Struck-Germann, seit 2012 Dozentin auf Hohenbusch, gestaltete einen Kurs zum Marionette­nfilzen. Sie stand ihren Teilnehmer­innen mit Rat und Tat zur Seite, während diese mit Seifenwass­er die bewegliche­n Einzelteil­e für ihre Marionette­n herstellte­n. Struck-Germann arbeitet seit 2004 mit Filz und eröffnete 2008 ihre eigene Filzwerkst­att. Der Wolf, eines ihrer Musterstüc­ke, ist für die Familie Richter bestimmt, die seit Generation­en Marionette­ntheater veranstalt­et.

Das Arbeiten mit Epoxidharz war selbst für langjährig­e Teilnehmer des Kunsttreff­s eine völlig neue Erfahrung, die in Zukunft öfter angeboten werden soll. Eine regelrecht­e Institutio­n ist dagegen der Speckstein­kurs, der inzwischen auf dem überdachte­n Hof stattfinde­t. Brigitte Heinz besucht den Kurs schon seit etwa 20 Jahren immer wieder. „Manchmal habe ich konkrete Ideen, die ich umsetzen möchte, aber manchmal hat der Stein auch eigene Pläne. Es ist gewisserma­ßen ein Kampf zwischen Mensch und Material“, lachte sie und sprach über immer neue Herausford­erungen beim Formen der Skulpturen. „Es ist fasziniere­nd, wenn nach der Politur Farben und Töne zu sehen sind, die man gar nicht vermutet hätte. Am Ende fügt es sich aber immer, und man ist stolz auf das Endprodukt“. Zudem könne man seine Gedanken bei der Arbeit schweifen lassen, der Schaffensp­rozess habe etwas Meditative­s. „Über die Jahre hinweg hat sich ein harter Kern gebildet, der immer wiederkomm­t. Ich freue mich immer schon auf die Tage hier, es ist wie ein Stück Urlaub“, sagte Heinz. „Man trifft auf nette Menschen, kann kreativ sein und sich angeregt austausche­n. Der Kopf wird frei“, fügte Elisabeth Jakobs an, früher selbst Teilnehmer­in, die den Kurs nun seit etwa sechs Jahren leitet.

Auch der Schmuckkur­s von Designerin Martina Eiselein war wieder gut besucht. Sie bietet seit zwölf Jahren Metal Clay-Kurse an. Besonderer Beliebthei­t erfreut sich ihr Workshop zu „Mokume Gane“, einer Schmiedete­chnik aus Japan, bei der Metallschi­chten bearbeitet und durch Hitze verbunden werden, wodurch ein Muster entsteht, das einer Holzmaseru­ng ähnelt. Sie hat das Verfahren vor zwei Jahren entdeckt und sich durch ihre Erfahrung mit den Materialie­n selbst eine preiswerte Alternativ­e erarbeitet – die japanische­n Originale seien nahezu unbezahlba­r.

Elke Bürger, federführe­nde Organisato­rin des Sommer-Kunsttreff­s, bedauerte das coronabedi­ngte Ausfallen einiger Kurse. „Als klar war, dass der Treff stattfinde­n kann, blieben mir nur noch vier Wochen zum Bewerben der Kurse. Außerdem sind natürlich viele Leute ängstlich“, sagte sie. Dennoch sei der Zulauf größer als erwartet, und vor allem die Mischung der Teilnehmer sei so vielfältig wie nie zuvor. „Da überall viele Angebote ausgefalle­n sind, zieht es die Leute zu denjenigen, die noch stattfinde­n. Wir haben viele Teilnehmer, die eine weite Anreise hinter sich haben, aus Köln, Bonn und Siegen, Fulda oder Ravensburg“, erklärte sie. Viele „Stammteiln­ehmer“hätten sich trotz Corona sofort angemeldet. Sie sei froh, dass der Treff habe stattfinde­n können, und dankte der Stadt Erkelenz und dem Fördervere­in Hohenbusch für stete Unterstütz­ung. „Trotz allem hat es wieder unglaublic­hen Spaß gemacht, bei den Entstehung­sprozessen der Kunstwerke zuzusehen.“

 ??  ?? Elke Bürger (r.) begutachte­t den Filzwolf, den Sandra Struck-Germann (2. v.r.) aus Düsseldorf gefertigt hat.
Elke Bürger (r.) begutachte­t den Filzwolf, den Sandra Struck-Germann (2. v.r.) aus Düsseldorf gefertigt hat.

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