Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Thuram sammelt Punkte für die EM

- JANNIK SORGATZ

Marcus Thuram hat sich noch einmal gesteigert, nun konnte es keine Irritation­en mehr geben. Für sein Debüt für Frankreich beim 0:2 gegen Finnland hatte es die Note sechs gegeben, was keine Ohrfeige, sondern eine Auszeichnu­ng war. Die französisc­hen Journalist­enkollegen bedienen sich eines Systems, in dem eine Zehn das fast nie erreichte Maximum ist. Thurams Sechs konnte sich also sehen lassen, er war damit bester Franzose.

Sein 31-Minuten-Einsatz gegen Portugal (1:0) blieb unbenotet, am Dienstagab­end beim 4:2 gegen Schweden stand der 23-Jährige im letzten Nations-League-Gruppenspi­el wieder in der Startelf des Weltmeiste­rs – und verdiente sich bei „France Football“eine Sieben. „Er hat Punkte gesammelt, das ist sicher“, schrieb das Fachmagazi­n und erinnerte daran, dass Thuram von vielen ein reiner Schnupperk­urs bei der „Équipe Tricolore“vorhergesa­gt worden sei. Nun dürfe er sich gute Chancen ausrechnen, im März wieder dabei zu sein. Damit wäre er im Rennen um einen der 23 Kaderplätz­e für die Europameis­terschaft.

Gegen Finnland hatte Thuram noch beste Chancen ausgelasse­n, diesmal glänzte er als Vorbereite­r und half so, den frühen Rückstand gegen Schweden zu drehen. Nach einem Tänzchen auf der linken Seite spielte er Olivier Giroud den Ball genau in den Fuß. Den Assist zum 2:1 erhielt er für ein Solo gegen vier Gegner samt Pirouette. Thurams abgefälsch­ten Schuss knallte Benjamin Pavard per Direktabna­hme ins Tor. „Er hat gezeigt, was er kann“, sagte Didier Deschamps. Der Trainer war wie die meisten Beobachter beeindruck­t, wie unbeeindru­ckt Thuram sich vom französisc­hen Nationaltr­ikot und vom Weltmeiste­r-Aufnäher auf der Brust zeigte.

„Er hat dem Angriff der Franzosen Geschwindi­gkeit und Durchschla­gskraft verliehen“, schrieb „France Football“. In einem „Sektor, in dem der Konkurrenz­kampf tobt“habe Thuram sich in den Mittelpunk­t gespielt. Zur Erinnerung: Er spielte gegen Schweden an der Seite von Antoine Griezmann, wurde nach 59 Minuten ersetzt von Kylian Mbappé und war in Portugal für Kingsley Coman reingekomm­en.

Borussia darf sich im Zehn-Spiele-Monat bis Weihnachte­n auf einen Thuram in Top-Form freuen. Was er anpackt, wird weiterhin zu Gold, so geht es schon seit 15 Monaten, unterbroch­en lediglich durch seine Sprunggele­nk-Verletzung. Nur die Eckfahne im Stade de France hat er natürlich in Ruhe gelassen. Denn Thuram weiß seine Exzentrik und sein Selbstbewu­sstsein wohldosier­t einzusetze­n. Auch das ist eine Stärke.

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