Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Raffael hat Deutschlan­d vorerst den Rücken gekehrt

Noch immer ist der Ex-Borusse auf der Suche nach einem neuen Verein. In seinem Heimatland Brasilien hält er sich aktuell fit.

- VON HANNAH GOBRECHT

Sonne den ganzen Tag, rauschende­s Meer, Temperatur­en um die 30 Grad – unter diesen Bedingunge­n hält Borussias ehemaliger Zauberfuß Raffael sich gerade in Brasilien fit. Anfang des Monats ist er zu seinem Bruder Ronny (ehemaliger Profi bei Hertha BSC) und seiner Familie in die Nähe von Fortaleza, einer Küstenstad­t mit rund 2,6 Millionen Einwohnern im Nordosten des Landes, geflogen. „Ich bleibe auf jeden Fall bis Dezember, vielleicht auch bis Januar hier“, sagt Raffael im Gespräch mit unserer Redaktion.

Dass er gerade lieber in Deutschlan­d wäre, daraus macht er kein Geheimnis. Ginge es nach ihm, hätte er sich nach seinen sieben Jahren im

Borussia-Trikot schon längst einem neuen Verein angeschlos­sen. Doch bislang habe sich nichts ergeben, weshalb er Deutschlan­d erst mal hinter sich gelassen hat.

„Ich trainiere hier weiter und muss abwarten, was passiert. Vielleicht klappt es im Winter und ich finde einen Verein“, sagt Raffael, der von einem Karriereen­de weiterhin nichts wissen will. Deshalb trainiert er intensiv mit einem Fitnesstra­iner. In Brasilien ist der Profifußba­ll in vollem Gange, Kontakt gibt es laut Raffael derzeit aber auch dort zu keinem Verein.

Dabei, das hat er in den vergangene­n Monaten immer wieder betont, sei er bereit, große Abstriche beim Gehalt zu machen. Bei Zweitligis­t Fortuna Düsseldorf war Raffael in der zurücklieg­enden Transferpe­riode ein Thema. Der Offensivkü­nstler hatte sogar öffentlich seine Dienste angeboten, doch eine Zusammenar­beit kam nicht zustande, da Fortuna

sich lieber mit einem zentralen Mittelfeld­spieler verstärken wollte. Auch nach dem Saisonstar­t gab es keinen Verein, der an den vertragslo­sen Ex-Borussen gedacht hat.

Zwar kann der 35-Jährige einem Team mit seiner Unbekümmer­theit, seiner Ruhe und seinem feinen Fuß durchaus noch helfen, doch in Zeiten der Corona-Krise können es sich viele Vereine schlichtwe­g nicht leisten, in Raffael eine Art Edeljoker zu verpflicht­en. Denn um einen Stammspiel­er auf Anhieb zu ersetzen, fehlt ihm die Spielpraxi­s.

Denn zur Wahrheit gehört auch: Er zählte zuletzt in der Saison 2017/18 zur Stamm-Elf, sammelte damals 29 Einsätze und stellte seine Qualitäten mit zehn Treffern unter Beweis. Im Jahr darauf spielte er 14-Mal (fünf

Tore), fand sich aber immer häufiger auf der Bank wieder. In seinem letzten Borussia-Jahr waren es unter Cheftraine­r Marco Rose nur noch elf Kurzeinsät­ze, kein einziges Mal stand er in der Startelf.

Noch glaubt Raffael aber daran, dass er einen neuen Verein findet. Darauf arbeitet er in Brasilien hin. Seine Frau ist mit seinen vier Kindern, die zum Teil schon schulpflic­htig sind, und dem neuen vierbeinig­en Familienmi­tglied Kenzo (ein Zwergspitz-Hund) in Deutschlan­d geblieben. Wenige Autobahn-Minuten vom Borussia-Park entfernt steckt das neue Eigenheim in der finalen Bauphase. Zum Einzug im neuen Jahr würde Raffael dann auch gerne fußballeri­sch ein neues Kapitel beginnen.

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FOTO: DPA Raffael absolviert­e 201 Spiele für die Borussia.

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