Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Wissenscampus nimmt wichtige Hürde
Die Landesregierung hat den Verkauf des Alten Polizeipräsidiums an die Stadt in den Haushaltsentwurf aufgenommen. Mit dem Konzept sollen im Strukturwandel nachhaltige Arbeitsplätze gesichert werden.
MÖNCHENGLADBACH Es klingt sperrig, was in der Ergänzung zum Entwurf des Haushaltsgesetzes des Landes steht. Der Satz stellt aber wichtige Weichen für Mönchengladbach: „Grundstück in Mönchengladbach, Gemarkung 3191, Flur 65, Flurstück 52 von 35.229 Quadratmetern an die Stadt Mönchengladbach“, heißt es unter Punkt 4. Dahinter steht ein Projekt, das für die Zukunft der Stadt von zentraler Bedeutung sein wird. Es handelt sich um das Alte Polizeipräsidium nahe der Hochschule.
Auf dem parkähnlichen Areal mit den vorwiegend denkmalgeschützten Gebäuden soll in den nächsten Jahren ein Wissenscampus entstehen. Der soll Teil des Strukturwandels nach dem Braunkohleausstieg sein und sicherstellen, dass in Mönchengladbach Arbeitsplätze mit Zukunftsperspektive entstehen. Dafür wurde eigens der Verein Wissenscampus gegründet, dem Vertreter von Hochschule, Wirtschaft, Stadt, Verbänden und Stadtgesellschaft angehören. Vorsitzende sind Hartmut Wnuck (Stadtsparkasse) und Norbert Miller (Scheidt & Bachmann), Dritter im Führungstrio ist Jürgen Steinmetz (IHK) als Schatzmeister.
Der Verein hat ein Konzept erarbeitet, das die Verantwortlichen in der Landesregierung offenbar überzeugt hat. Die Mönchengladbacher Landtagsabgeordneten Jochen Klenner (CDU) und Andreas Terhaag (FDP) hatten sich zuvor bei den Verantwortlichen in den Ministerien besonders für das Projekt eingesetzt. Aber auch aus den Reihen der Opposition wurde Unterstützung signalisiert – durch den Mönchengladbacher Abgeordneten Hans-Willi Körfges (SPD) und den Chef der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Kutschaty, der sich im Wahlkampf von OB Felix Heinrichs über das Konzept für das Polizeipräsidium informiert hat.
Voraussetzung für die ambitionierten Pläne ist, dass das Land als Eigentümer der Stadt das Grundstück verkauft. Mit der Aufnahme in den Landeshaushalt muss das Areal nicht wie sonst üblich an einen höchstbietenden Investor vergeben werden, sondern kann wegen „übergeordneter landespolitischer Bedeutung“direkt auf Basis eines Wertgutachtens an die Stadt verkauft werden.
In dem Entwurf steht: Es sei beabsichtigt, das Konzept für einen Wissenscampus „mit transferorientierten Innovationsprojekten in idealer Nähe der Hochschule Niederrhein räumlich umzusetzen“. Wissenschaft und Wirtschaft sollten dort „neues Wissen generieren, es in konkrete Anwendungen überführen und Menschen für diesen Prozess qualifizieren“. Dadurch könnten nachhaltige Arbeitsplätze beim Strukturwandel im Rheinischen Revier gesichert und neue Beschäftigungsperspektiven geschaffen werden.
Das Konzept sieht einen Schulterschluss zwischen Wissenschaft und Wirtschaft vor in folgenden Bereichen: erstens in Textiltechnologie, zweitens bei Bioökonomie und Lebensmitteltechnologie, drittens bei Sozialem Wandel/ Stadt der Zukunft/ Mobilität und viertens bei Maschinen/ Anlagenbau/ Smarte Produktion. Auch Bildungselemente sind mit der Junior Uni und einer Coding-School vorgesehen, außerdem eine Gründerfabrik. Nach der ersten Parlamentarischen Beratung des Landtags als Haushaltsgesetzgeber im Ausschuss BLB-Landesbetriebe, Sondervermögen beschäftigt sich das Plenum in zweiter und abschließend im Dezember in dritter Lesung mit der Entscheidung. Dann können die Kaufverhandlungen zwischen Land und Stadt beginnen. Mit dem Vorschlag der Landesregierung und der Zustimmung im zuständigen Fachausschuss sind jedoch einige wichtige Weichen gestellt.