Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kontakte trotz hoher Belastung verfolgbar
Da Corona-Betroffene teils lange auf den Anruf vom Gesundheitsamt warteten, bekam dieses Hilfe bei der Kontaktverfolgung. Hat sich die Lage gebessert?
MÖNCHENGLADBACH Auch wenn die neuen positiven Nachweise am Mittwoch deutlich nach unten ausbrachen: Die Infektionszahlen mit dem Coronavirus sind in Mönchengladbach weiter hoch. Das hatte das Gesundheitsamt der Stadt bei der Kontaktverfolgung im Oktober an seine Belastungsgrenze gebracht. Viele Betroffene wurden zeitverzögert informiert. Wie sieht es jetzt aus?
Funktioniert die Verfolgung der Infektionsketten noch ausreichend? „Ja“, teilt ein Stadtsprecher nachdrücklich mit. Wegen der hohen Fallzahlen und der Vielzahl an beteiligten Stellen gebe es „auch Einzelfälle, bei denen ein erhöhter Arbeitsaufwand zu zeitlichen Mehrbelastungen führt“, so der Sprecher. „Dies ist allerdings nicht systemisch begründet. Das System der Kontaktnachverfolgung funktioniert.“Seit Pandemie-Beginn seien rund 40.000 Kontaktgespräche geführt worden, im November waren es 6000. Die Gespräche dauerten rund eine Stunde.
In welchem Zeitraum werden Betroffene kontaktiert? Die beteiligten Stellen seien an ihren Überlastungsgrenzen angelangt, sagt der Sprecher. „So kann es vorkommen, dass die Labore die positiven wie negativen Testergebnisse teilweise sehr spät an das Gesundheitsamt senden (bis zu fünf bis zehn Tage nach Abstrich in Ausnahmefällen). Darauf hat das Gesundheitsamt keinen Einfluss.“Positiv getestete Personen bekämen ihr Ergebnis oft noch am gleichen Tag – vor allem, wenn sie das Ergebnis über einen QR-Code und eine App abrufen könnten. „Auch die Fachkräfte des Gesundheitsamtes arbeiten an sieben Tagen in der Woche, so dass die Kontaktnachverfolgung möglichst zügig sichergestellt werden kann. Jedoch können derzeit angesichts der hohen Zahlen auch hier Verzögerungen nicht immer ausgeschlossen werden.“Eine Schwierigkeit seien auch fehlende Kontaktdaten, vor allem Telefonnummern, bei der Meldung. „Bei einigen zu kontaktierenden Personen sind trotz intensiver Recherche nur die Postadressen ermittelbar, in diesen Fällen muss der Kontakt per Brief erfolgen, mit entsprechender Zeitverzögerung.“Dennoch gehe man davon aus, dass die meisten Betroffenen „taggenau“informiert würden.
Wie viele Mitarbeiter sind im Einsatz? 15 Soldaten, 18 externe und weitere städtische Einheiten sowie öffentliche Organisationseinheiten wie Finanzamt und Amtsgericht seien mit der Kontaktnachverfolgung befasst. „Je nach Situation sind es 50 bis 70 Personen insgesamt“, so der Sprecher. Die zusätzlichen Mitarbeiter kämen aus den Fachbereichen Verbraucherschutz und Tiergesundheit sowie dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie, Feuerwehr, dem Bürgerservice und dem Fachbereich Personal. Bei Bedarf könne aufgestockt werden.
Reicht diese Zahl aus, um auch perspektivisch vermehrte Fälle zu bearbeiten? Die Größe des Teams werde dynamisch und kurzfristig angepasst, sagt der Sprecher. Schließlich sei auch die Corona-Lage in einer dynamischen Veränderung. Zudem gebe es ein hohes Informationsbedürfnis seitens der Mönchengladbacher Bürger. Die Verwaltung plane, den Einsatz der Bundeswehrsoldaten zu verlängern und die Kräfte im Stab auszubauen – abhängig von der aktuellen Lage. „Hinzu treten weitere Unterstützungskräfte von anderen Behörden.“
Wie weit ist die geplante Corona-Zentrale in der ehemaligen Förderschule an der Wilhelm-Strauß-Straße? Die Zentrale soll im Dezember bezogen werden können, diene aber als zusätzlicher Raum für Arbeitsplätze. „Es ist nicht geplant, sämtliche Beschäftigte in der Pandemiebekämpfung dort zu zentrieren“, sagt der Stadtsprecher.
Wann wird die Quarantäne-Bescheinigung verschickt? Die Bescheinigung werde auf Anforderung meist nach der formalen Beendigung der Quarantäne erstellt, so der Sprecher. „Die Dauer der Quarantäne ist zwar vordergründig standardisiert, aber es gibt viele Sonderregelungen, daher kann keine einheitliche Bescheinigung vorab versandt werden.“
Kann ich die Stadt ehrenamtlich unterstützen? Nein. „Die Stadt Mönchengladbach beschäftigt in der Kontaktverfolgung grundsätzlich keine ehrenamtlichen Helfer im Bereich des Gesundheitsamtes und hat auch keinen Aufruf zur ehrenamtlichen Unterstützung gestartet.“Die Erfahrung hat auch eine Freiwillige gemacht: Nach mehreren Tagen, E-Mails und Telefonaten sowie einem persönlichen Vorsprechen: „Obwohl ich allmählich einigermaßen ungeduldig wurde ob der vielen Anstrengungen, die ich unternehmen musste, um ‚ehrenamtlich‘ umsonst arbeiten zu dürfen, schickte ich also meinen Lebenslauf in der Vorahnung, dass man meine Hilfe nicht brauchte oder die Umstände scheute, die damit verbunden wären“, so die Freiwillige. Eine Antwort hat sie nicht erhalten. Die Stadt bedauert das: „Hier muss es sich vor dem Hintergrund der täglichen Flut an Anfragen um ein Versehen gehandelt haben.“Auf gezielte Anfragen habe das Gesundheitsamt mit einem Dankesschreiben geantwortet.
Wie ist die Lage bei den Hausärzten und Laboren? Aktuell würden rund acht bis zehn Tests pro Tag gemacht, sagt Hausarzt Mathias Jorde. In der Praxis könnte auch noch mehr getestet werden, sagt er. „Die Lage ist überschaubar. Die Praxen sind in jedem Winter rappelvoll.“Das Problem liege eher darin, dass die Labore an ihre Grenzen stießen. Das bestätigt auch Beau Wolter vom Labor Stein aus Mönchengladbach. Auch hier sei der Zulauf zum Test-Container sehr hoch. Die Wartezeit für einen Termin liege derzeit bei zwei bis drei Tagen. „Die Testkapazitäten sind voll ausgelastet.“Das Labor melde dem Gesundheitsamt die Ergebnisse „unverzüglich nach Vorliegen“. „Wir benötigen aktuell 24 bis 48 Stunden nach Eingang der Probe im Labor“, so Wolter.