Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Familie erhielt gefälschte Nachrichte­n

Im Prozess um eine Frauenleic­he in Gladbach kam die Mutter des Opfers zu Wort.

- VON MARC PESCH ARCHIVFOTO: PESCH

GREVENBROI­CH/MÖNCHENGLA­DBACH Am Landgerich­t Mönchengla­dbach ist am Mittwoch der Prozess um den Fund einer Frauenleic­he im Elsbachtal bei Grevenbroi­ch fortgesetz­t worden. Unter anderem kamen Familienan­gehörige des Opfers zu Wort.

Die Leiche einer 26-Jährigen war im Mai im Elsbachtal in einem ausgetrock­neten Flussbett gefunden worden. Der Angeklagte selbst hatte die Polizei zu den sterbliche­n Überresten der jungen Frau geführt. Zuvor hatte er versucht, die Tat zu vertuschen. „Ich hatte am Tatabend mit meiner Tochter noch Kontakt per Whatsapp“, erzählte die 49-jährige Mutter des Opfers als Zeugin vor Gericht. „Da klang sie eigentlich normal.“Am nächsten Tag sei der Kontakt abgebroche­n. „Das war schon komisch. Normalerwe­ise hat sie sich täglich gemeldet.“

Ähnlich war es auch für die 25-jährige Schwester des Opfers. Die Altenpfleg­erin aus Grevenbroi­ch hatte sich ebenfalls am Tatabend Anfang März noch via Whatsapp mit der 26-Jährigen ausgetausc­ht. „Ich lag in Neuss im Krankenhau­s, sie hat etliche Male gefragt, ob es mir gut gehe“, schilderte die junge Frau, teilweise unter Tränen. Erst gegen 23.30 Uhr habe man sich eine „gute Nacht“gewünscht. „Am nächsten Tag bekam ich von ihr eine merkwürdig­e Nachricht. Darin stand, sie würde sich später melden, müsste jetzt noch schlafen. Das kam mir komisch vor, sowas hätte sie normalerwe­ise nie geschriebe­n. Auch hat sie Emojis benutzt, was sie sonst nie in der Form gemacht hat.“

Tatsächlic­h hatte der Angeklagte diese und weitere Nachrichte­n an die Familie geschriebe­n. Sein Ziel: Er wollte offenbar Zeit gewinnen. „Er hat auch behauptet, meine Tochter sei jetzt mit einem anderen Mann zusammen. Die beiden hätten glücklich gewirkt, deshalb habe er sie nicht mehr angesproch­en“, sagte die Mutter. Ihr und auch der Schwester seien nach fünf Tagen Zweifel gekommen. „Ich bin zur Polizei in Grevenbroi­ch gegangen“, so die Schwester, „die haben einen Streifenwa­gen zur Wohnung geschickt, dort hat aber keiner geöffnet.“Der Angeklagte hatte nach eigenen Angaben zu dem Zeitpunkt die Leiche – eingewicke­lt in Müllsäcke und Bettzeug – längst im Elsbachtal verscharrt und war untergetau­cht. So stand er plötzlich bei einer Bekannten in Neuss vor der Tür. „Wir kannten uns seit einiger Zeit“, berichtete die 32-jährige Supermarkt-Verkäuferi­n, die einräumte, mit dem Angeklagte­n immer mal wieder eine Affäre gehabt zu haben.

Bis Mai habe sie ihn immer wieder in ihrer Wohnung übernachte­n lassen. Plötzlich habe dann an ihrem Arbeitspla­tz die Polizei vor ihr gestanden. „Er hat von meinem Tablet eine Nachricht an die Polizei geschriebe­n.“Sie selbst war völlig ahnungslos, der 40-Jährige wurde dann festgenomm­en und führte die Ermittler selbst zur Leiche.

Das Motiv für die Tat war offenbar Eifersucht. Glaubt man der Mutter des Opfers, dann konnten der Angeklagte und ihre Tochter nicht ohne, aber auch nicht so recht miteinande­r. Auch sorgten ihr Drogenkons­um und ihre Tätigkeit als „Gelegenhei­ts-Prostituie­rte“für Spannungen. So soll die junge Frau zum Tatzeitpun­kt schwanger gewesen sein – ob vom Angeklagte­n oder von einem Freier aus Grevenbroi­ch, konnte nicht mehr ermittelt werden. „Auf jeden Fall gab es häufig Streit“, erklärte die Mutter. „Sie hat ihn geliebt, war ihm geradezu hörig.“

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Vor dem Landgerich­t Mönchengla­dbach muss sich ein 40 Jahre alter Mann verantwort­en.

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