Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Familie erhielt gefälschte Nachrichten
Im Prozess um eine Frauenleiche in Gladbach kam die Mutter des Opfers zu Wort.
GREVENBROICH/MÖNCHENGLADBACH Am Landgericht Mönchengladbach ist am Mittwoch der Prozess um den Fund einer Frauenleiche im Elsbachtal bei Grevenbroich fortgesetzt worden. Unter anderem kamen Familienangehörige des Opfers zu Wort.
Die Leiche einer 26-Jährigen war im Mai im Elsbachtal in einem ausgetrockneten Flussbett gefunden worden. Der Angeklagte selbst hatte die Polizei zu den sterblichen Überresten der jungen Frau geführt. Zuvor hatte er versucht, die Tat zu vertuschen. „Ich hatte am Tatabend mit meiner Tochter noch Kontakt per Whatsapp“, erzählte die 49-jährige Mutter des Opfers als Zeugin vor Gericht. „Da klang sie eigentlich normal.“Am nächsten Tag sei der Kontakt abgebrochen. „Das war schon komisch. Normalerweise hat sie sich täglich gemeldet.“
Ähnlich war es auch für die 25-jährige Schwester des Opfers. Die Altenpflegerin aus Grevenbroich hatte sich ebenfalls am Tatabend Anfang März noch via Whatsapp mit der 26-Jährigen ausgetauscht. „Ich lag in Neuss im Krankenhaus, sie hat etliche Male gefragt, ob es mir gut gehe“, schilderte die junge Frau, teilweise unter Tränen. Erst gegen 23.30 Uhr habe man sich eine „gute Nacht“gewünscht. „Am nächsten Tag bekam ich von ihr eine merkwürdige Nachricht. Darin stand, sie würde sich später melden, müsste jetzt noch schlafen. Das kam mir komisch vor, sowas hätte sie normalerweise nie geschrieben. Auch hat sie Emojis benutzt, was sie sonst nie in der Form gemacht hat.“
Tatsächlich hatte der Angeklagte diese und weitere Nachrichten an die Familie geschrieben. Sein Ziel: Er wollte offenbar Zeit gewinnen. „Er hat auch behauptet, meine Tochter sei jetzt mit einem anderen Mann zusammen. Die beiden hätten glücklich gewirkt, deshalb habe er sie nicht mehr angesprochen“, sagte die Mutter. Ihr und auch der Schwester seien nach fünf Tagen Zweifel gekommen. „Ich bin zur Polizei in Grevenbroich gegangen“, so die Schwester, „die haben einen Streifenwagen zur Wohnung geschickt, dort hat aber keiner geöffnet.“Der Angeklagte hatte nach eigenen Angaben zu dem Zeitpunkt die Leiche – eingewickelt in Müllsäcke und Bettzeug – längst im Elsbachtal verscharrt und war untergetaucht. So stand er plötzlich bei einer Bekannten in Neuss vor der Tür. „Wir kannten uns seit einiger Zeit“, berichtete die 32-jährige Supermarkt-Verkäuferin, die einräumte, mit dem Angeklagten immer mal wieder eine Affäre gehabt zu haben.
Bis Mai habe sie ihn immer wieder in ihrer Wohnung übernachten lassen. Plötzlich habe dann an ihrem Arbeitsplatz die Polizei vor ihr gestanden. „Er hat von meinem Tablet eine Nachricht an die Polizei geschrieben.“Sie selbst war völlig ahnungslos, der 40-Jährige wurde dann festgenommen und führte die Ermittler selbst zur Leiche.
Das Motiv für die Tat war offenbar Eifersucht. Glaubt man der Mutter des Opfers, dann konnten der Angeklagte und ihre Tochter nicht ohne, aber auch nicht so recht miteinander. Auch sorgten ihr Drogenkonsum und ihre Tätigkeit als „Gelegenheits-Prostituierte“für Spannungen. So soll die junge Frau zum Tatzeitpunkt schwanger gewesen sein – ob vom Angeklagten oder von einem Freier aus Grevenbroich, konnte nicht mehr ermittelt werden. „Auf jeden Fall gab es häufig Streit“, erklärte die Mutter. „Sie hat ihn geliebt, war ihm geradezu hörig.“