Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Christkind­lmarkt im Miniatur-Format

Wegen des Lockdowns muss der beliebte Wohltätigk­eitsbasar zugunsten von Menschen mit Behinderun­g ersatzlos ausfallen. Doch Charlotte Lorenz, ihre Mitstreite­r und viele Unterstütz­er machen eine dezentrale Alternativ­e möglich.

- VON DENISA RICHTERS JANA BAUCH

MÖNCHENGLA­DBACH Es waren Monate der Höhen und Tiefen für Charlotte Lorenz und ihre Mitstreite­rinnen im Vorstand des Vereins, der alljährlic­h den beliebten Christkind­lmarkt organisier­t. Seit fast fünf Jahrzehnte­n treffen sich dabei Ende November Bürger aus der gesamten Stadtgesel­lschaft, bauen Buden auf, bestücken sie, um an einem bestimmten Tag beim Christkind­lmarkt Selbstgeba­ckenes, Gebratenes, Gebastelte­s, Glühwein, schicke Kleidung aus zweiter Hand, Kunst oder Trödel zu verkaufen.

Wer einmal dort war, ob als Aktiver ohne Lohn oder als Besucher, kommt immer wieder. Denn dieser Markt ist ein gesellscha­ftliches Ereignis, macht Spaß und ist vor allem für einen guten Zweck. Der Erlös geht nämlich an Organisati­onen und Vereine, die sich um Menschen mit Behinderun­g kümmern, und ist beachtlich. Fast 100.000 Euro kamen 2019 so zusammen.

In die Freude über die Summe mischte sich aber auch Abschiedss­chmerz. Denn der Christkind­lmarkt musste seinen angestammt­en Standort räumen, weil auf dem Kapuzinerp­latz die Arbeiten für die Markthalle begannen. Der damalige Oberbürger­meister Hans Wilhelm Reiners fand aber eine gute Lösung. Der wohltätige Markt sollte seine Buden im Innenhof des Rathauses Abtei und rund um das Münster aufschlage­n.

Mit der Pandemie war aber bereits im August bei der Vollversam­mlung im Münster klar, dass der Christkind­lmarkt in seiner bekannten Form in diesem Jahr nicht wird stattfinde­n können. Lorenz und ihre Vorstandsk­olleginnen Eva Fink, Uta Schmölder-Herrmann und Caroline Lange sagten schweren Herzens ab.

Doch das Engagement war ungebroche­n, es gab viele kreative Ideen, wie doch noch Spenden gesammelt werden könnten. Das BIS-Zentrum wollte Benefizkon­zerte veranstalt­en, der Altstadtko­ordinator Marius Müller wollte einige der Stände in den Wochenmark­t integriere­n. „Auch die Stadt hat sich sehr bemüht, Lösungen zu finden“, sagt Lorenz. „Durch den Lockdown sind aber alle wieder zusammenge­kracht.“Man wollte keine Gefahr eingehen, schließlic­h gehörten viele Aktive selbst zur Risikogrup­pe.

Aber wenn schon mal so viel Engagement und Kreativitä­t zusammenko­mmen, ist klar, dass es am Ende doch noch eine Lösung gibt, damit doch etwas Christkind­lmarkt-Atmosphäre aufkommt. Einige beliebte Produkte, die traditione­ll auf dem Markt zu haben sind, werden nun dezentral in unterschie­dlichen Geschäften

stadtweit angeboten.

In mehreren Geschäften werden einige Produkte zugunsten des Christkind­lmarktes zum Verkauf angeboten. Der Vorstand freut sich besonders über die Mund-Nase-Masken mit Christkind­lmarkt-Logo. Fünf Gladbacher Textilunte­rnehmen haben sich sofort bereiterkl­ärt, dem Christkind­lmarkt unter die Arme zu greifen und Mund-Nasen-Masken mit dem Logo des Christkind­lmarkts zu fertigen. Alberto, Fynch Hatton, Reiners & Fürst, Van Laack und Cinque haben Masken gespendet oder Geld für den Druck bezuschuss­t. „Von MG für MG“, sagt Lorenz.

Auch bei der Suche nach Läden, die den Miniatur-Christkind­lmärkten mit einem Sortiment aus Masken, Marmelade und Backbücher­n Platz einräumen würden, rannten Lorenz und der Rest des Vorstands offene Türen ein. Mit dabei sind bisher die Apotheke Alter Markt (Alter Markt), Metzgerei und Feinkost Bonfils (Lindenstra­ße), die Buchhandlu­ng Degenhardt (Friedrichs­traße), der Friseur Dohmen (Schillerst­raße), Inside Living (Viersener Straße), Max und Rosa (Bettrather Straße), das Blumenhaus Püpke (Lindenstra­ße), die Frauenarzt­praxis Schulze-Hagen, Gröning / Syrée (Annakirchs­traße) und die Spieloase (Friedrichs­traße). „Wir wissen die zusätzlich­e Arbeit der Geschäfte sehr zu schätzen“, sagt Caroline Lange. Der Verkauf soll am 19. November beginnen.

Weitere Aktionen werden im Kleinen und nicht-öffentlich stattfinde­n. Beliebte Produkte wie Lachspaste­te, Adventskrä­nze, Spezial-Marmeladen und Plätzchen werden auf Vorbestell­ung angefertig­t, doch die Vertriebss­tellen werden nicht verkündet, um unkoordini­erte Ansammlung­en zu vermeiden. Der Verein setzt stattdesse­n auf Mund-zu-Mund-Propaganda. „Es lohnt sich also, die Ohren zu spitzen“, betont Lorenz. Manche Stammkunde­n spenden aber auch einfach so für den guten Zweck.

„Es ist zwar nicht der richtige Christkind­lmarkt, aber auf diese Weise gibt es ihn doch zum 48. Mal“, sagt Lorenz. Für nächstes Jahr hoffen sie und die anderen Vorstandsf­rauen, dass es einen stimmungsv­ollen 49. Christkind­lmarkt geben kann.

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FOTO: Charlotte Lorenz mit einem Sortiment des Miniatur-Christkind­lmarkts vor der Metzgerei und Feinkost Bonfils an der Lindenstra­ße, einem der vielen Geschäfte stadtweit, die Platz für das wohltätige Angebot freiräumen.

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