Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Galerie zeigt neue Arbeiten von Stephan Balkenhol
Die typischen Figuren des bekannten Bildhauers, aber auch ungewöhnliche Werke sind bis Mitte Januar an der Kaiserstraße zu sehen.
MOENCHENGLADBACH Als die Galerie Löhrl am vergangenen Samstag ihre Türen zur Ausstellung „Neue Arbeiten – Stephan Balkenhol“öffnete, war die Farbe einer Skulptur fast noch feucht. Bis zum Vormittag hatte der 63-jährige Bildhauer an der Fertigstellung einer Holzskulptur gearbeitet, die eine Frau mit Katze zeigt. Unbedingt wollte er sie in Mönchengladbach zeigen. Gedankenverloren schaut die Frau in dem langen, wie mit Glitzer überstreuten weißen Gewand über die Katze hinweg, die sich in ihren Armen liegend an ihren Körper schmiegt.
Brandneue Arbeiten also, die die Galerie Löhrl bis zum 23. Januar kommenden Jahres an der Kaiserstraße 67 zeigt. Aber nicht nur. Auch zwei Reliefs und eine Skulptur aus den vergangenen beiden Jahren sind dabei. Letztere fällt doch sehr aus dem gewohnten Balkenhol-Rahmen: Sie zeigt die Heilige Theresa. An einen imaginären Halt gelehnt hockt die Heilige in einer angedeuteten Diagonale auf einem schwarzen treppenartigen Holzklotz. Sie ist in ein weißes Gewand gehüllt, das auch ihren Kopf bedeckt und scharfe Falten und Einschnitte des Bildhauer-Beitels aufweist. Mit geschlossenen Augen streckt sie ihr Gesicht nach oben, in eine andere Realität. Die über zwei Meter hohe Skulptur vermittelt durch Schlichtheit bei gleichzeitiger Dynamik einen starken Eindruck mystischer Versenkung. Balkenhol bezieht sich in seiner Arbeit auf die „Ekstase der Heiligen Theresa“des italienischen Bildhauers des Barock, Gian Lorenzo Bernini.
Sowohl die Frau mit der Katze als auch die Heilige Theresa strafen ein wenig die Aussagen Lügen, die man im Zusammenhang mit dem Bildhauer immer wieder liest: dass seine Figuren nichts von sich preisgeben, nichts erzählen. Das tun sie durchaus – manche gerade durch ihre Zurückhaltung und Anonymität.
Balkenhols Holzskulpturen sind alltäglich. Schließlich sind es – bis auf die Heilige Theresa – keine Herrscher und Prominente, denen Balkenhol ein Denkmal setzt, sondern ganz alltägliche Menschen. In denen sich ein jeder und eine jede wiederfinden kann.
In einer weiteren Arbeit neben der Darstellung der Theresa bezieht sich Balkenhol auf eine Arbeit aus der Kunstgeschichte. Allerdings geht er nicht gar so weit in der Kunstgeschichte zurück, sondern greift die Arbeit eines noch lebenden Künstlers auf, nämlich die Arbeit von Gerhard Richter. Zehn mal zehn Holzquadrate deklinieren in Balkenhols Relief die Farbabstufungen zwischen Schwarz und Weiß durch – in einer schwarzen Fläche versteckt sich die eingeschnittene Büste eines Mannes mit dem Balkenhol-klassischen weißen Hemd. Damit zitiert der Bildhauer in seiner künstlerischen Sprache die Auseinandersetzung Richters mit dem Grau.
Balkenhol beschäftigt sich seit vielen Jahren mit figurativer Bildhauerei. Seine Männer und Frauen in schlichter Kleidung sind samt Sockel aus einem Stück gearbeitet. Für die in Mönchengladbach in der Galerie Löhrl gezeigten Arbeiten setzte Balkenhol Douglasien-, Zedernund Wawaholz ein.
Neu und ungewöhnlich in der Reihe der ausgestellten Arbeiten ist auch die „Explosion“auf einer Holzplatte, aus der ein kreisrunder Farb-Urknall ausgeschnitten und mit stark leuchtenden Farben von Weiß im Inneren über Orange und Rot am äußeren Rand gefüllt ist. Kein Zufall ist diese Arbeit im Corona-Jahr, in dem sich grundsätzliche Fragen nach dem Leben aufdrängen.