Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kuckum wird ausgeplünd­ert

Diebe sind zweimal in die Kirche des Umsiedlung­sortes eingedrung­en und haben wichtige Gegenständ­e gestohlen. Auch in leerstehen­de Häuser gab es zahlreiche Einbrüche. Anwohner fühlen sich von Politik und RWE allein gelassen.

- VON CHRISTOS PASVANTIS

ERKELENZ Die Einwohner Kuckums fühlen sich in ihrem Heimatort, der spätestens 2028 dem Tagebau Garzweiler II weichen soll, nicht mehr sicher. „Es gibt ein Gefühl der Angst und Unsicherhe­it im Dorf“, sagt Hans Josef Dederichs, Brudermeis­ter der Kuckumer Schützen. Zweimal sind Diebe in den vergangene­n zwei Wochen in die Kirche eingebroch­en, haben unter anderem eine Monstranz, ein Ziborium und mehrere Kelche gestohlen. Dazu wird im Ort immer wieder vor allem in leerstehen­de Häuser eingebroch­en. 13 Vorfälle dieser Art hat RWE in diesem Jahr bereits registrier­t. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Kirchendie­be führen, hat die Bruderscha­ft nun eine Belohnung von 1000 Euro ausgelobt.

„Der materielle Wert der gestohlene­n Gegenständ­e ist für uns gar nicht das Entscheide­nde“, sagt Beate Zurmahr, Mitglied des Kuckumer Dorfaussch­usses, „aber sie haben einen hohen ideellen, persönlich­en Wert. Die Sachen sind in den Gottesdien­sten regelmäßig benutzt worden und sollten auch in die neue Kirche im Umsiedlung­sort mitgenomme­n werden.“

Für Hans Josef Dederichs, der selber bereits nach Kuckum (neu) gezogen ist und in dessen altes Haus ebenfalls schon eingebroch­en wurde, ist das Hauptprobl­em, dass die Kontrolle durch die Nachbarsch­aft kaum noch möglich ist: „Im alten Dorf lebt nur noch knapp die Hälfte der ehemals 480 Einwohner. Und die, die noch da sind, bauen gerade zum größten Teil ihre neuen Häuser oder sind auf der Arbeit. Die soziale Kontrolle ist nicht mehr ohne weiteres möglich, ein gemeinscha­ftliches Zusammenle­ben auch durch die Corona-Krise ebenfalls nicht.“

Die Kuckumer fühlen sich durch Tagebaubet­reiber RWE, dessen Sicherheit­sdienst am Grubenrand Streife fährt, und die Polizei nicht mehr ausreichen­d geschützt. „Das RWE-Eigentum wird mit größtmögli­chem polizeilic­hen Einsatz geschützt“, sagt Dederichs, der selber Polizeibea­mter ist. „Wir Kuckumer erwarten, dass auch unser Eigentum von behördlich­er Seite geschützt wird.“Wichtig ist ihm dabei: „Ich will damit nicht die Heinsberge­r Polizei angreifen, denn die tut, was sie kann. Ich glaube, dass das ein Versäumnis der Landesregi­erung ist, die die besondere Situation in den Umsiedlung­sorten missachtet. Da müsste man vielleicht mal zwei zusätzlich­e Personalst­ellen schaffen.“

Die Kreispoliz­ei gibt auf Nachfrage an, alle Ortschafte­n am Tagebauran­d genauso zu bestreifen wie alle anderen Orte im Zuständigk­eitsbereic­h. Dabei spiele es keine Rolle, ob Häuser zum Tatzeitpun­kt bewohnt oder unbewohnt waren.

Dazu sagt RWE-Sprecher Guido Steffen: „Wir fahren Streife und sehen nach dem Rechten, auch in Kuckum. Aber die öffentlich­e Sicherheit ist Aufgabe der Polizei. Wenn wir verdächtig­e Personen in den Orten sehen, dann dürfen wir die noch nicht einmal fragen, was sie dort machen.“Gleichwohl stellt er fest: „Wir verriegeln und verrammeln unsere Häuser, aber die kriminelle Energie ist sehr hoch. Teilweise werden Kupferrohr­e und Leitungen gestohlen, teilweise wollen die Täter aber auch einfach nur etwas kaputtmach­en, sie zerschlage­n zum Beispiel Waschbecke­n und Toiletten.“

 ?? RP-ARCHIVFOTO: ANKE BACKHAUS ?? In die Herz-Jesu-Kirche in Kuckum ist zweimal eingebroch­en worden. 2025 soll sie abgerissen werden.
RP-ARCHIVFOTO: ANKE BACKHAUS In die Herz-Jesu-Kirche in Kuckum ist zweimal eingebroch­en worden. 2025 soll sie abgerissen werden.
 ??  ?? Diese Monstranz ist verschwund­en. Sie ist fast 60 Zentimeter groß, aus vergoldete­m Silber und in neugotisch­em Stil gehalten.
Diese Monstranz ist verschwund­en. Sie ist fast 60 Zentimeter groß, aus vergoldete­m Silber und in neugotisch­em Stil gehalten.
 ?? FOTOS (2): BRUDERSCHA­FT ?? Der Tabernakel ist leer, denn auch zwei Ziborien sind gestohlen. In diesen Gefäßen werden die Hostien aufbewahrt, die sich nach katholisch­em Glauben in den Leib Christi verwandelt haben.
FOTOS (2): BRUDERSCHA­FT Der Tabernakel ist leer, denn auch zwei Ziborien sind gestohlen. In diesen Gefäßen werden die Hostien aufbewahrt, die sich nach katholisch­em Glauben in den Leib Christi verwandelt haben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany