Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Kuckum wird ausgeplündert
Diebe sind zweimal in die Kirche des Umsiedlungsortes eingedrungen und haben wichtige Gegenstände gestohlen. Auch in leerstehende Häuser gab es zahlreiche Einbrüche. Anwohner fühlen sich von Politik und RWE allein gelassen.
ERKELENZ Die Einwohner Kuckums fühlen sich in ihrem Heimatort, der spätestens 2028 dem Tagebau Garzweiler II weichen soll, nicht mehr sicher. „Es gibt ein Gefühl der Angst und Unsicherheit im Dorf“, sagt Hans Josef Dederichs, Brudermeister der Kuckumer Schützen. Zweimal sind Diebe in den vergangenen zwei Wochen in die Kirche eingebrochen, haben unter anderem eine Monstranz, ein Ziborium und mehrere Kelche gestohlen. Dazu wird im Ort immer wieder vor allem in leerstehende Häuser eingebrochen. 13 Vorfälle dieser Art hat RWE in diesem Jahr bereits registriert. Für Hinweise, die zur Ergreifung der Kirchendiebe führen, hat die Bruderschaft nun eine Belohnung von 1000 Euro ausgelobt.
„Der materielle Wert der gestohlenen Gegenstände ist für uns gar nicht das Entscheidende“, sagt Beate Zurmahr, Mitglied des Kuckumer Dorfausschusses, „aber sie haben einen hohen ideellen, persönlichen Wert. Die Sachen sind in den Gottesdiensten regelmäßig benutzt worden und sollten auch in die neue Kirche im Umsiedlungsort mitgenommen werden.“
Für Hans Josef Dederichs, der selber bereits nach Kuckum (neu) gezogen ist und in dessen altes Haus ebenfalls schon eingebrochen wurde, ist das Hauptproblem, dass die Kontrolle durch die Nachbarschaft kaum noch möglich ist: „Im alten Dorf lebt nur noch knapp die Hälfte der ehemals 480 Einwohner. Und die, die noch da sind, bauen gerade zum größten Teil ihre neuen Häuser oder sind auf der Arbeit. Die soziale Kontrolle ist nicht mehr ohne weiteres möglich, ein gemeinschaftliches Zusammenleben auch durch die Corona-Krise ebenfalls nicht.“
Die Kuckumer fühlen sich durch Tagebaubetreiber RWE, dessen Sicherheitsdienst am Grubenrand Streife fährt, und die Polizei nicht mehr ausreichend geschützt. „Das RWE-Eigentum wird mit größtmöglichem polizeilichen Einsatz geschützt“, sagt Dederichs, der selber Polizeibeamter ist. „Wir Kuckumer erwarten, dass auch unser Eigentum von behördlicher Seite geschützt wird.“Wichtig ist ihm dabei: „Ich will damit nicht die Heinsberger Polizei angreifen, denn die tut, was sie kann. Ich glaube, dass das ein Versäumnis der Landesregierung ist, die die besondere Situation in den Umsiedlungsorten missachtet. Da müsste man vielleicht mal zwei zusätzliche Personalstellen schaffen.“
Die Kreispolizei gibt auf Nachfrage an, alle Ortschaften am Tagebaurand genauso zu bestreifen wie alle anderen Orte im Zuständigkeitsbereich. Dabei spiele es keine Rolle, ob Häuser zum Tatzeitpunkt bewohnt oder unbewohnt waren.
Dazu sagt RWE-Sprecher Guido Steffen: „Wir fahren Streife und sehen nach dem Rechten, auch in Kuckum. Aber die öffentliche Sicherheit ist Aufgabe der Polizei. Wenn wir verdächtige Personen in den Orten sehen, dann dürfen wir die noch nicht einmal fragen, was sie dort machen.“Gleichwohl stellt er fest: „Wir verriegeln und verrammeln unsere Häuser, aber die kriminelle Energie ist sehr hoch. Teilweise werden Kupferrohre und Leitungen gestohlen, teilweise wollen die Täter aber auch einfach nur etwas kaputtmachen, sie zerschlagen zum Beispiel Waschbecken und Toiletten.“