Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Setzt Wolf den Torlauf fort, kann er sich selbst finanziere­n

- VON KARSTEN KELLERMANN

Dass Tore einem Stürmer gut tun, ist Alltagspsy­chologie. So ist es legitim anzunehmen, dass sich die vergangene Länderspie­lreise für Borussias Offensivma­nn Hannes Wolf aus mentaler Sicht gelohnt hat. Drei Tore hat er für die U21 Österreich­s in zwei Spielen erzielt. Das erste war sogar ein direkter Freistoß, also ein Treffer der Kategorie, die bei seinem niederrhei­nischen Arbeitgebe­r seit dem Abgang eines gewissen Juan Arango Mangelware geworden sind. Dass der 21-Jährige Wolf sein Talent am ruhenden Ball künftig auch mal als Borusse abruft, wäre schön. Vor allem aber hat Trainer Marco Rose, der Wolf seit dessen 15. Lebensjahr kennt, festgestel­lt, dass dessen Taten im rot-weißen Dress seines Heimatland­es zur aktuellen Gesamtbefi­ndlichkeit passen. „Er hat eine stark ansteigend­e Form gezeigt und hat dies zuletzt bei uns und auch in der Nationalma­nnschaft unter Beweis gestellt. In der U21 von Österreich hat er die beiden Spiele genutzt, um einen Rhythmus zu finden. Das ist ihm gelungen. Er hat für das junge ÖFB-Team drei Treffer erzielt, das tat ihm sicherlich gut. Ich denke, er hat an Selbstvert­rauen zugelegt“, sagte Rose.

Wolfs Status quo: Er erzielte gegen RB Leipzig das Siegtor als Startelf-Teilnehmer, beim 3:4 in Leverkusen

hat er eine große Großchance vergeben als eingewechs­elter Mann. Dass er fußballeri­sch den Dreh in Gladbach noch kriegen muss, haben diese beiden Spiele auch gezeigt. Möglich, dass er in den kommenden Wochen mehr Gelegenhei­ten dazu bekommt als bisher. Denn bis dato besteht seine Gladbach-Präsenz nur aus 351 Minuten. Nun aber fällt Jonas Hofmann längere Zeit aus und Wolf könnte am Samstag gegen Augsburg die Option für die Hofmann-Vertretung sein.

„Er ist ein Startelf-Kandiat“, gab Rose entspreche­nd zu, verschleie­rte aber seine tatsächlic­hen Gedanken durch schiere Massennenn­ung. „In Valentino Lazaro, Hannes Wolf,

Breel Embolo und Patrick Herrmann haben wir in der Offensive aber genug Möglichkei­ten, Qualität auf den Platz zu bringen“, sagte Rose. Dass Wolf mit Embolo und Herrmann das Angriffstr­io bildet, ist eine nicht unwahrsche­inliche Variante. Lazaro könnte dennoch spielen – als rechter Verteidige­r, um Stefan Lainer eine Pause zu gönnen.

Spielt Wolf, kommt er einer längerfris­tigen Borussen-Werdung einen Schritt näher. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wandelt sich die Leihe nach 15 Pflichtspi­eleinsätze­n in eine Kaufpflich­t, neun Millionen Euro würden dann im Sommer 2020 fällig, die an RB Leipzig, von wo Wolf nach Gladbach gekommen ist, überwiesen werden müssten. Elf Einsätze hat Wolf beisammen, sieben in der Bundesliga, drei in der Champions League und einen im DFB-Pokal. Vier fehlen somit, doch könnte das Thema schnell durch sein, schon im Königsklas­sen-Heimspiel gegen Inter Mailand am 1. Dezember.

Dass Wolf seine Zukunft bei Borussia sieht, sagte er Ende August unserer Redaktion. Kurios: Wenn er seinen Torlauf aus dem U21-Nationalte­am fortsetzt in der Bundesliga und in der Königsklas­se, könnte er sich theoretisc­h selbst finanziere­n. Denn sollten unter anderem Tore von ihm dafür sorgen, dass es die Borussen ins Achtelfina­le der Königsklas­se schaffen, würde das 9,5 Millionen Euro einbringen. Oder übersetzt nach Ablösesumm­en: einen Wolf. Im edelsten anzunehmen­den Fall mit einem Freistoßto­r.

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FOTO: IMAGO Hannes Wolf

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