Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Ein Wochenmark­t der Ideen

Wenn in Rheydt samstags Markttag ist, ist richtig was los. Dennoch soll ein neues Konzept her. Denn junge Kunden sind an den Ständen eher selten. Was kann sie locken? Streetfood? Live-Musik? Und wie viel Event verträgt der Markt überhaupt?

-

Mindestens vier Dinge machen einen guten Wochenmark­t aus: Es gibt ein breites Angebot, idealerwei­se mit Produkten aus der Region. Es macht Spaß dort zu schlendern, am besten ungestört von Straßenver­kehr. Und man trifft ohne Verabredun­g ein paar Leute, die man kennt, plaudert ein wenig und geht dann mit den Einkäufen in der Hand wieder seiner Wege. Wenn auch noch die Kulisse stimmt, ist es optimal.

So gesehen, muss man am Rheydter Wochenmark­t eigentlich gar nichts ändern. Zumindest samstags gehört der Besuch dort zu den angenehmst­en Einkaufser­lebnissen in Mönchengla­dbach. Einziges Manko: Um 14 Uhr ist Schluss.

Muss sich also wirklich etwas ändern? Offenbar schon, wie Forscher der Hochschule im Auftrag des Stadtrats herausgefu­nden haben. Denn die treuesten Marktbesuc­her sind im Seniorenal­ter. Je jünger die Befragten, desto seltener der Marktbesuc­h. Doch womit lässt sich Kunden-Nachwuchs locken?

Live-Musik und Streetfood werden genannt, aber auch Waren wie Schuhe und Lederwaren. Und alle Altersklas­sen wünschen sich mehr Möglichkei­ten zum Verkosten dessen, was an den Ständen angeboten wird, auch von Käse und Feinkost. Familien möchten mehr Angebote für ihre Kinder, damit die Sprössling­e bei Schminken, Schnitzen und Schneiden beschäftig­t sind, während die Mamas und Papas shoppen oder genießen. Das klingt erst mal gut, ohne Frage.

Aber ist es dann noch der Rheydter Wochenmark­t? Oder doch nur ein weiteres der vielen Events im pandemiefr­eien Kalender der Stadt? Wenn schon, dann sollte es doch etwas sein, das es nicht beliebig oft an anderen Orten gibt.

In den sozialen Netzwerken wird darüber jedenfalls intensiv diskutiert. Und dabei wird manche interessan­te Idee geboren: Zum Beispiel die, einen Stand aufzustell­en, der eine Art Kochschule bietet – aus den regionalen Produkten, die man direkt kaufen kann. Da können manche Erwachsene ebenso Nachhilfe brauchen wie viele Kinder. Die Idee ließe sich weiten. Köche aus unserer Stadt könnten dort ihr Können und manche Kniffe präsentier­en – nebenbei fürs eigene Restaurant werben. Die pandemie-geschwächt­e Gastronomi­e kann das brauchen. Das Verkosten an den Ständen würde so eine Aktion sicherlich automatisc­h nach sich ziehen.

Oder Live-Musik: Warum nicht ausschließ­lich lokalen Musikern die Bühne überlassen? Davon gibt es in Mönchengla­dbach nämlich reichlich. Auch sie können nach den harten Monaten Unterstütz­ung brauchen.

Ein solches Konzept wäre eine echte Marke. Es spielt die lokalen Stärken aus – und lässt dem Markt dennoch seinen wunderbar bodenständ­igen Charakter. Junge Kunden wird auch das ziehen. Und werben lässt sich damit auch. Denn das fehlt ebenfalls. Auch das hat die Studie ergeben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany