Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Superintendent: Zahl der Kirchenaustritte bedenklich
Bei der Synode diskutierte der evangelische Kirchenkreis, wie man mit dem Schwund der Gemeindeglieder umgeht.
MÖNCHENGLADBACH Die Evangelische Kirche steht vor einem weitreichenden Veränderungsprozess. Überlegungen dazu gab es bei der Herbstsynode des Kirchenkreises Gladbach-Neuss, die für Superintendent Pfarrer Dietrich Denker die bisher „spannendste“seiner Amtszeit war, nicht nur, weil sie wegen der Corona-Pandemie als Zoomkonferenz online stattfand, sondern auch wegen des Schwerpunkthemas. Um die Menschen für sich zu gewinnen, müsse die Kirche zurück zu ihren Wurzeln und zur Spiritualität, so eine der Überlegungen der Synode, in der 160 Synodale fast 119.000 evangelische Gläubige aus den 23 evangelischen Kirchengemeinden zwischen der niederländischen Grenze und dem Rhein vertreten.
Außerdem, so eine Überlegung, müsse die Leitungsstruktur verändert werden. Sie müsse überschaubar für die Gläubigen sein. Zugleich müsse die Kirche noch näher an die Menschen heranrücken. Ökumene und Partizipation seien unabdingbar. Kirche müsse Spaß machen, müsse Menschen zusammenbringen. „Der Sonntagsgottesdienst sollte als Tankstelle für den Alltag dienen“, meinte Denker.
Er sieht die Zahl der Menschen, die der Kirche den Rücken kehren, als bedenklich an. Von 2018 auf 2019 ist die Zahl der evangelischen Christen im Kirchenkreis um 2,1 Prozent gesunken, in absoluten Zahlen von 121.786 auf 119.236. Der Rückgang ist zu etwa 40 Prozent auf Austritte und zu 60 Prozent auf Sterbefälle zurückzuführen, die die Zahl der Taufen überwiegen, so die Angaben des Kirchenkreises. Häufig erfolge ein Austritt wegen einer Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche oder schlichtweg wegen der Kirchensteuer, ohne zu bedenken, wozu die Kirchensteuer gut ist und wie sehr durch sie der Gesellschaft geholfen werde. „Wir werden zwangsläufig weniger Hauptamtliche haben“, so der Superintendent, was Folgen für sie zukünftige Kirchenarbeit haben werden.
Die Kirche sei von Anfang an eine Institution gewesen, die auf Ehrenamtliche setzt. Mehr und mehr werde es Aufgabe werden, Ehrenamtliche als Prädikanten auszubilden, damit diese Laien die Aufgaben der Pfarrer übernehmen. „Wir müssen Ehrenamtler schulen, begleiten, unterstützen.“Arbeitskreise werden die Zukunftsperspektiven, zu denen auch die Digitalisierung und die Stärkung der Diakonie gehören, bearbeiten. Bis zum Sommer 2021 haben sie Zeit, Antworten zu formulieren und konkrete Konzepte zur Umsetzung in die gemeindliche Arbeit zu entwickeln.
Personalien rundeten die zweitägige Synode ab, die eine große Resonanz hatte. Ralf Laubert, Berufsschulpfarrer aus Neuss, wurde zum Assessor, dem Stellvertreter des Superintendenten gewählt. Er folgt auf Harald Ulland, der zum Jahreswechsel die Position des theologischen Vorstands der Evangelischen Stiftung Hephata übernimmt. In den Kreissynodalvorstand, dem Leitungsgremium des Kirchenkreises zwischen den Synoden, wurden außerdem Pfarrerin Susanne Schneiders-Kuban, Krankenhausseelsorgerin in Neuss, Pfarrerin Maike Neumann von der Evangelischen Kirchengemeinde Kaarst, Ilmo Pathe von der Christuskirchengemeinde Neuss, Udo Schwalenbier von der Christuskirchengemeinde Mönchengladbach und Christoph Strunk von der Kirchengemeinde Wickrathberg gewählt. Stellvertretende
Synodalälteste sind nunmehr Eberhard Berg von der Kirchengemeinde Mönchengladbach-Großheide, Verena Dziobaka-Spitzhorn von der Christuskirchengemeinde Neuss und Annett Klosa von der Friedenskirchengemeinde Mönchengladbach.