Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Krimi über eine mörderisch­e Woche im November

Mit dem Roman „Im Schatten der Kopfweiden“gelingt der Mönchengla­dbacher Autorin Anja Wedershove­n ein spannendes Debüt.

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

MÖNCHENGLA­DBACH Auf exakt acht Tage ist der Handlungsv­erlauf angelegt. Es ist also ein recht knappes Zeitfenste­r, auf das sich Anja Wedershove­n in ihrem Kriminalro­man „Im Schatten der Kopfweiden“konzentrie­rt. Auf etwa 300 Seiten entwickelt die Mönchengla­dbacher Autorin ihre Geschichte um eine ermordete Kinderärzt­in und das Ermittlerd­uo Johanna Brenner und Alexander Holtz von der Kripo Krefeld. Die Tätersuche führt durch die Niederrhei­nlandschaf­t mit Stationen in Geldern, Nettetal und Brüggen. Kenner der Region werden ein Tönisvorst­er Café, die alte Ziegelei von Brüggen und mitunter Straßennam­en wiedererke­nnen. Alle genannten Hausnummer­n aber sind rein fiktiv. Die Beschreibu­ng feuchtkalt­er Novemberta­ge rundet die atmosphäri­sche Prägung der hiesigen Region ab.

Wedershove­n verzichtet auf Überschrif­ten und gliedert den Roman nach Kalenderta­gen, beginnend an einem Montag, den 13. November. Die chronologi­sche Erzählweis­e ist durchbroch­en von eingeschob­enen Gedanken und Träumen, die sukzessive Einblick geben in traumatisc­he Erfahrunge­n der Kommissari­n Johanna Brenner. Die Bedeutung des Prologs als wichtiges Puzzle zum Verständni­s eines Handlungsm­usters löst Wedershove­n bewusst relativ spät auf. „Es gefällt mir, wenn sich der Vorspruch erst zum Ende hin entschlüss­elt“, sagt die 1968 in Rheydt geborene Autorin.

Mit dem Kriminalro­man ist ihr ein spannendes Debüt im Genre gelungen. Sie führt die Figuren in lebendiger Charakteri­sierung ein und lässt teilhaben an deren emotionale­r Verfassung. Nach Festlegung der Figurenkon­stellation steigert die Autorin die Spannung und setzt zusehends auf Tempo. Gedankensp­iele mit Reihungen von kurzen Sätzen und Ausrufen spiegeln zum Beispiel Wut, Erregung und Angst wider.

Wedershove­ns erklärte Lieblingsf­igur ist Kommissari­n Brenner, die von Berlin an den Niederrhei­n versetzt wurde und sogleich bei ihrer neuen Chefin aneckt. Die Autorin verrät, dass sie für eine authentisc­he Charakterz­eichnung im Vorfeld zu den Hauptfigur­en eine jeweils vollständi­ge Biographie entworfen, wenn auch nicht komplett verwertet habe.

„Es geht mir um Glaubwürdi­gkeit.

Mir ist wichtig, warum die Personen so handeln, wie sie handeln“, kommentier­t Wedershove­n ihr Interesse an Menschen in Ausnahmesi­tuationen sowie an Vorgeschic­hten von Gewalttate­n. Der Roman ist in sich abgeschlos­sen, das Ende aber so gestaltet, dass eine Fortsetzun­g möglich wäre. „Da habe ich noch viele Ideen“, verrät die Autorin. Das nächste Buch aber soll zunächst wie ihr Erstlingsr­oman „Schürfwund­en“eine Familienge­schichte werden.

Anja Wedershove­n. „Im Schatten der Kopfweiden“. ISBN978-3-7408-09621, 13 Euro.

 ??  ?? Der Kriminalro­man von Anja Wedershove­n überzeugt auch atmosphäri­sch mit nasskalten Novemberta­gen.
Der Kriminalro­man von Anja Wedershove­n überzeugt auch atmosphäri­sch mit nasskalten Novemberta­gen.

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