Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Korschenbroicher Kekse für die Welt
Biscate produziert und vertreibt Gebäck für den Gastronomie-Großhandel. Das kleine Unternehmen liefert Produkte bis nach Saudi-Arabien, bleibt dabei aber im Hintergrund. Ein Konzept, das bis Corona gut funktionierte.
KORSCHENBROICH Korschenbroich ist für manches bekannt: sein Bier, sein Brauchtum und den ein oder anderen prominenten Einwohner. Doch als Keks-Stadt hat sich der Ort bislang nicht wirklich einen Namen gemacht. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass viele Menschen in Deutschland und darüber hinaus schon einmal in Korschenbroicher Gebäck gebissen haben. Meist ohne es zu wissen.
Michael Cleven heißt der Mann hinter den Keksen. Seine Firma Biscate sitzt an der Hannengasse in Korschenbroich und beliefert mit ihren Produkten Großhändler in Deutschland, Europa und seit diesem Jahr sogar in Saudi-Arabien. „Wir sind klein und besetzen eine Nische“, sagt Cleven. Die Nische, das sind die Gebäckstücke, die es beispielsweise in der Gastronomie zum Kaffee gibt. „Welcome Cookies“, nennt Cleven sie. Produkte, die ohne Werbung ausgeliefert werden und somit auch ohne direkten Rückschluss auf Korschenbroich. „Die Interaktion soll zwischen Gastronom und Gast sein“, sagt Cleven.
Clevens Weg zu Biscate war nicht geradlinig. Er arbeitete zunächst in der Werbung, studierte dann Germanistik, Ethonologie und Politologie, sattelte auf Medizin um und bot nebenbei Essen auf Rädern an. So kam der Kontakt zu Gastronomen zustande. Irgendwann musste jemand Kekse loswerden, die Cleven weiter verkaufte. Langsam entstand die Idee für sein heutiges Konzept.
„Was Nike kann, das machst du jetzt mit Keksen“, habe er sich gedacht, wie er heute sagt. Ähnlich wie beim großen Sportartikelhersteller, der sich aus einer Werbeidee heraus entwickelt hat, sei es bei ihm auch gewesen. Erst auf diese Idee folgte das Konzept. Mit einem Großhändler habe Cleven vor rund 30 Jahren begonnen, heute beliefert Biscate zahlreiche weitere. „Das hat sich Schritt für Schritt alles entwickelt“, sagt Cleven. Das Unternehmen beliefert den Großhandel auch mit Eishörnchen, die den zweiten Hauptteil des Umsatzes ausmachen. „Eishörnchen verkaufen wir nur im Sommer, Kekse eher im Herbst und Winter“, sagt Cleven. Im Jahresvergleich hebe sich das gegenseitig auf.
Biscate ist ein kleines Unternehmen. Neben Cleven sitzt im Büro in Korschenbroich noch eine Mitarbeiterin, ihr Kollege musste laut Cleven wegen der Corona-Krise entlassen werden. Dazu kommt eine Buchhalterin. Die Firma lässt nach eigener Rezeptur bei zwei Vertragspartnern produzieren, arbeitet mit Druckereien zusammen, die die Verpackungen herstellen. Auch das Lager wird nicht selbst betrieben.
Mit diesem Konzept lief alles bestens, wie Cleven betont. Dann kam Corona. Nicht nur der eine Mitarbeiter wurde entlassen, seine Kollegin ist ebenfalls in Kurzarbeit. „Der erste Lockdown hat uns nicht ganz so hart getroffen“, sagt Cleven dennoch. Auch weil die Eiscafés wieder vielfältig außer Haus verkauft hätten. Jetzt, im Herbst, sei die Lage schlechter. „In diesem Monat gehen wir umsatzmäßig gegen Null“, sagt Cleven. „Wir müssen einfach durchhalten.“
Die Produktion pausiert bereits, dennoch sind die Lager noch voll mit Keksen. „Wir werden viel verschenken“, sagt Cleven. Das meiste soll an gemeinnützige Einrichtungen
Geschichte
Aus einer Gelegenheit heraus hat Michael Cleven vor 30 Jahren das Unternehmen aufgebaut. Seit 2005 verzichtet das Unternehmen auf eigene Werbung auf den Keksen.
Name
Der Markenname Biscate setzt sich aus den Begriffen Biskuit und Catering zusammen und geht auf die Ursprünge des Unternehmens zurück.
gehen, Kunden erhalten zudem Präsente. Das Unternehmen hat aber auch einen kleinen Büroverkauf eingerichtet. Auch während des Gesprächs kommen mehrfach Passanten zum Einkauf vorbei.
Dass im kommenden Jahr wieder alles normal sein wird, daran glaubt Cleven nicht. Er rechne mit vielen Insolvenzen und einem geänderten Konsumverhalten. Ein Gutes hat die Corona-Krise vielleicht dennoch für das Unternehmen. Ihr Konzept der in Plastik verpackten Kekse, dürfte nicht jedem Umweltschützer gefallen. Das Unternehmen arbeite daher bereits an Alternativen, vertreibt das Gebäck beispielsweise auch in weiterverwendbaren Schalen für die Gastronomie oder auch für Großraumbüros. Auch bei den einzeln verpackten Keksen ganz vom Plastik wegzukommen, sei bislang noch nicht möglich, betont Cleven. Corona habe jedoch einen Trend bestärkt, „alles hygienisch zu verpacken“. Biscate könnte das entgegenkommen.