Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Die Stadt im Spiegel der Weltgeschichte
Der neueste Band der stadtgeschichtlichen Reihe des Archivs thematisiert Aspekte der Welthistorie am Beispiel Mönchengladbachs. Über QR-Codes abrufbar sind von Schülern gedrehte Filme zu historischen Orten.
MÖNCHENGLADBACH Eigentlich sollten Buchvorstellung und Filmvorführungen mit einem Empfang im Kaisersaal der Gesellschaft Erholung verbunden werden. Die Feier fiel coronabedingt aus. Stattdessen wurde die jüngste Publikation des Stadtarchivs nun an dessen Sitz im Vitus-Center vorgestellt. Unter dem Titel „Wege durch die Zeiten – Weltgeschichte in Mönchengladbach“stellt der Band einen unkonventionellen Stadtführer im Gewand eines Geschichts-Guides dar. Auf 222 Seiten bietet das im November erschienene Buch vielfältige Möglichkeiten an für selbstgeplante und selbstbestimmte Erkundungen von Geschichtsepochen an Orten innerhalb der Stadtgrenzen.
Gegliedert in 28 Themen ist Geschichte an 22 Orten erlebbar. Die erste Auflage ist bereits bis auf wenige, vom Verlag einbehaltene Restexemplare ausverkauft. Die Neuauflage ist seit gestern im Buchhandel oder beim Verlag erhältlich. Das Werk ist zudem im Onlineshop des Akadpress-Verlags bereits wieder verfügbar. Das Projekt wurde aus Mitteln des Kulturausschusses für historische Erinnerungsarbeit mitfinanziert. Das Anliegen sei keine abstrakte Darstellung, sondern die Verknüpfung mit bekannten und zugänglichen Orten, betont Dezernent Gert Fischer.
Die Autoren, Archivarin Ilona Gerhards, Stadtarchivleiter Helge Kleifeld und Joachim Wirtz, setzen auf eine inhaltliche Bandbreite, die von der Steinzeit im Museum Wasserturm Rheindahlen bis hin zum Borussenpark reicht. Auf den Startseiten zu den ausgewählten Geschichtsorten finden sich eine Übersichtskarte und eine Karte zum Standort sowie ein Foto mit dem Geschichtsobjekt.
Die Texte führen in welthistorische Entwicklungen ein und zeigen deren Niederschlag in der Stadt Mönchengladbach.
Innerhalb eines archivpädagogischen Projekts beteiligten sich auch 33 Schüler des Stiftischen Humanistischen und des Hugo-Junkers-Gymnasiums an dem Buch. Sie wurden nicht nur von Lehrern und Stadtarchivmitarbeitern eingeführt, sondern auch von einer Filmproduktionsfirma der Stadt. Die von Schülern entwickelten und gedrehten Filme an historischen Haltepunkten sind über QR-Codes abrufbar. Projektkurse mit Schulen hätten sich in der Archivarbeit verstetigt, hebt Archivarin Ilona Gerhards eine lebendige Kontinuität hervor.
„Das Produkt speist sich aus mehreren Ideen“, verrät Stadtarchivar Kleifeld. Zu Beginn seiner Tätigkeit am Stadtarchiv sei ihm der Dualismus zwischen den Stadtteilen
Rheydt und Mönchengladbach sowie das besondere Selbstbewusstsein der Wickrather und Rheindahlener aufgefallen. Die Schüler der beteiligten Gymnasien hätten sich mit der Geschichte des jeweils anderen Stadtteils auseinandersetzen müssen.
Zudem war dem Stadtarchivar bei der Vorbereitung eines Blockseminars über deutsche Geschichte bewusst geworden, dass sich welthistorische Aspekte auch bezogen auf
Mönchengladbach darstellen lassen. So wird nun die industrielle Revolution beispielhaft an zwei Stadtteilen erlebbar. Das Museum Abteiberg und Joseph Beuys-Besuch in der Vitus-Stadt werden zum Spiegel eines gesellschaftlichen Wandels. Am verwaisten JHQ ( Joint Headquarter) lassen sich Folgen des Kalten Krieges, die Belebung eines Stadtteils und dessen Aufgabe erzählen.
Das Kloster Neuwerk und die Abtei Gladbach sind Geschichtspunkte zur Betrachtung von Wirtschaft und Gesellschaft des Mittelalters. „Der Ansatz dreht eine klassische Stadtbesichtigung um. Es geht um die Frage, unter welchen Umständen Epochen aufgezeigt werden können“, sagt Fischer. Er empfiehlt das Buch auch als Reiseführer zu Routen unter wechselnden Aspekten, etwa gegliedert nach Epochen und inhaltlichen Themen. Dafür eignet sich das Werk ebenso.