Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Gastronomen fordern Perspektive für Öffnung
Viele Wirte in Nordrhein-Westfalen warten noch auf die Abschlagszahlungen aus der versprochenen Novemberhilfe.
DÜSSELDORF Rund 15 Milliarden Euro im November, gar 20 Milliarden Euro im Dezember – die staatlichen Hilfen für die durch die Corona-Krise gebeutelten deutschen Unternehmen sind gewaltig. Und es werden weitere Hilfen nötig werden, weil der Teil-Lockdown zumindest bis zum 10. Januar weitergeht. Damit bleiben unter anderem die Gaststätten geschlossen. Manche fürchten, dass das nicht reichen wird und die Gaststätten sogar bis ins Frühjahr geschlossen bleiben müssen.
Die Branche fordert jetzt klare Perspektiven von der Bundesregierung.
„Neben den immer dringender benötigten Auszahlungen der versprochenen Novemberhilfen, die jetzt im ersten Schritt in deutlich höheren Abschlagszahlungen erfolgen müssen“, fordert der Deutsche Hotelund Gaststättenverband (Dehoga) NRW schon jetzt von der Politik, Rahmenbedingungen für die Öffnungen der Branche festzulegen. Es geht nicht nur um einen Öffnungstermin, sondern auch um die Frage, welche Betriebe unter welchen Voraussetzungen wie öffnen können“, erklärte Dehoga-NRW-Präsident Bernd Niemeier.
Doch diese Perspektiven will im Moment niemand in der Politik geben. Gleichzeitig löst die mögliche Umstellung vom teilweisen Umsatzausgleich für November und Dezember auf die Erstattung von Fixkosten im Januar des kommenden Jahres neue Kritik aus. „Es ist gut und schön, wenn ich die Pacht erstattet bekomme, aber wovon soll ich selbst leben?“, fragt ein niederrheinischer Gastronom.
Als Alternative bringt das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) „die Orientierung an den Fixkosten plus einen Gewinnaufschlag“ins Spiel. Das könnte sicherstellen, dass kein Unternehmen Verluste erleidet, erklären die IW-Experten. Dies gelte, sofern die variablen Kosten
tatsächlich vermieden werden könnten. Gleichzeitig könnte es „zu mehr Gerechtigkeit zwischen Branchen und Wirtschaftsbereichen beitragen, da die Unternehmen mit hohen unvermeidbaren Kosten relativ gesehen mehr Geld erstattet bekämen als Betriebe mit geringen Fixkostenanteilen“, so das Institut.
Viele Gastronomen in der Region warten auch noch auf die Auszahlung der Abschläge bei den Novemberund Dezemberhilfen. Die Stimmung in der Branche sei zunehmend von Frust und Hilflosigkeit geprägt, beschreibt der Dehoga NRW. „Wir sind leer! Nicht nur unsere Betriebe, sondern auch unsere Köpfe. Wir sind Unternehmer, keine Unterlasser, und dürfen seit Anfang November weder unternehmen noch Gastgeber sein. Die Schließungen sind gleichbedeutend mit einem Berufsverbot“, sagte Niemeier.
Dass Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) höhere Abschlagzahlungen erwägt, ist aus Sicht der Branche eine zwingende Verbesserung. „Was hilft es einem Wirt in der Düsseldorfer Altstadt, wenn er 10.000 Euro Abschlag Ende Dezember erhält, wenn vorher schon 12.000 Euro an Pacht fällig geworden ist?“, heißt es in der Branche.