Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Fehler, aber kein Impf-Versagen
Die Aufregung um den Impfstart ist groß. Von einer organisatorischen Meisterleistung kann keine Rede sein. Dabei hatten die Ministerien und Organisationen Monate, um sich vorzubereiten. Ärgerlich ist es etwa, dass die über 80-Jährigen, die als erstes an der Reihe sind, noch immer nicht wissen, wann und wie sie sich für einen Besuch im Impfzentrum anmelden können. Die Liefertermine stehen. Warum vereinbart man nicht schon mal Termine für die Zukunft? Und warum ist es im Bezirk Nordrhein zunächst nicht möglich, sich auch online anzumelden? Womöglich offenbart nun die Pandemie, wie schon zuvor bei den Schulen, die digitale Rückständigkeit. Vergleicht man die Lage mit Impfweltmeister Israel, zeigt sich, dass auch der Föderalismus das Ganze nicht einfacher macht.
Den ganz lauten Kritikern aber möchte man zurufen: Lasst die Kirche im Dorf. Da gibt es nicht einmal ein Jahr nach Ausbruch der Krise überhaupt einen Impfstoff. Da startet Deutschland eine Massenimpfung wie nie zuvor. Da sind die Ärzte bei Fläschchen, die eine sechste Dosis hergeben, pragmatisch. Und dann soll es ein Problem sein, ob die nächste Lieferung am 8. oder 11. Januar kommt? Es ist für lange Zeit ohnehin nicht genug Impfstoff für alle da. Auch die Kritik, Deutschland nehme zu viel Rücksicht auf die EU, sticht nicht. Wenn wegen der Mutation sogar 80 Prozent der Bevölkerung geimpft werden müssen, ist es umso wichtiger, mit einem gut geprüften Impfstoff statt einem Schnellschuss zu starten. Das gilt auch für den Astrazeneca-Impfstoff, bei dem die Behörden wegen kurioser Studienergebnisse zu Recht noch Fragen haben. Allen Kritikern, die nun das Lied vom großen Staatsversagen anstimmen, sei gesagt: Das Wichtigste im Kampf gegen die Pandemie ist es aktuell, die Corona-Regeln einzuhalten – übrigens auch zu Silvester. BERICHT NÄCHSTER IMPFSTOFF KOMMT AM 8. JANUAR, POLITIK