Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Erfolgsjahr mit Goldhelm-Krönung
Trabrennfahrer Michael Nimczyk erlebte 2020 nicht nur eine starke Derbywoche, er gewann auch wieder die Wertung des besten deutschen Berufsfahrers. Ein Protokoll.
TRABRENNEN In den letzten Tagen des Jahres habe ich noch ein paar Rennen bestritten. Dass ich den Goldhelm für den besten deutschen Berufsfahrer des Jahres gewinnen würde, stand allerdings schon kurz vor Weihnachten fest. Diese Wertung für sich zu entscheiden, ist schon etwas Besonderes, denn dafür muss man das ganze Jahr konstant gute Leistungen zeigen und erfolgreich sein. 2020 habe ich den Goldhelm nun schon zum zehnten Mal insgesamt und zum achten Mal in Folge gewonnen – daraus ergibt sich zwangsläufig eine gewisse Erwartungshaltung. Doch kein Titelgewinn ist selbstverständlich, ich muss in jedes Rennen hochkonzentriert gehen. Deswegen freue ich mich auch über jeden Sieg, genauso wie ich auch die Leistung meines Pferdes richtig einschätzen muss, wenn es mal nur zu einer weiteren Platzierung gereicht hat.
Der Sieg in der Gesamtwertung hat ein Jahr gekrönt, das generell sehr erfolgreich für mich verlaufen ist – nicht zuletzt aufgrund einer großartigen Derbywoche für unseren Stall. Dort habe ich unter anderem nicht nur das Stutenderby gewonnen, im großen Derby, dem wichtigsten Rennen des Jahres, reichte es zudem zu einem zweiten Platz. Dabei haben wir vor zehn Jahren noch davon geträumt, an solchen Rennen überhaupt teilnehmen zu können. Insofern konnte ich es auch gut verschmerzen, dass ich den Derbysieg nur ganz knapp verpasst habe. Da überwiegt ganz klar die Freude, dass unsere Pferde für die wichtigste Woche des Jahres in Topform waren.
Diese Leistung ist besonders hoch einzuordnen, weil unsere Saisonvorbereitung durch die Corona-Pandemie zu absolutem Neuland für uns wurde. Durch den Lockdown im Frühling war plötzlich nicht klar, wann und ob überhaupt die bedeutenden Rennen des Jahres stattfinden können. Dementsprechend mussten wir uns fragen, ob wir durchtrainieren oder das Pensum etwas zurückfahren. Ein großer Vorteil war auf jeden Fall, dass wir auf unserer eigenen Anlage jederzeit trainieren konnten. Zudem muss ich die Besitzer sehr loben, die keinen Druck ausgeübt haben, sondern uns haben in Ruhe arbeiten lassen.
Denn im Frühjahr gab es insgesamt eine große Unsicherheit, wie die Saison im Corona-Jahr aussehen würde. Und ein Ausfall der großen Rennen hätte schon für immense Einbußen gesorgt, die wohl dafür gesorgt hätten, dass viele Pferde in Ruhe gestellt worden wären. Glücklicherweise kam es nicht soweit, und wir konnten viele Rennen bestreiten, obwohl die Saison für zwei Monate
ruhte. So fuhren unsere Pferde noch über 500.000 Euro an Prämien ein. Damit können wir sehr zufrieden sein, im Durchschnitt verdienen wir in normalen Jahren etwa 600.000 Euro.
In der Derbywoche vor bis zu 5000 Zuschauern fahren zu dürfen, war zudem unglaublich schön. Denn ansonsten haben wir überwiegend Geister-Renntage bestritten. Für die Pferde machte das keinen so großen Unterschied, da an den Rennbahnen generell nicht mehr so viel los ist wie früher noch. Doch die Atmosphäre ganz ohne Publikum war schon komisch. Da schaust du nach dem Rennen auf dunkle Tribünenhäuser, und mitunter gibt es gar keine Siegerehrung.
Doch darüber will ich mich keineswegs beschweren. Im Gegenteil: Ich bin froh, dass wir unseren Sport aufrechterhalten konnten. Das ist auch für die Betreiber der Rennbahnen sehr wichtig gewesen. Wir Fahrer haben versucht, unseren Teil dazu beizutragen, dass möglichst viele Renntage ausgerichtet werden konnten. So versuche ich natürlich auch immer die Mönchengladbacher zu unterstützen, da ich dort natürlich sehr nah dran bin.
Für alle Beteiligten hoffe ich nun, dass wir das Schlimmste überstanden haben. Im Jahr 2020 war vor allem das Ungewisse ein großes Problem, da sollten wir nun im kommenden Jahr auf wichtige Erfahrungswerte zurückgreifen können. Das gibt mir ein gutes Gefühl, dass wir 2021 wieder bessere Zeiten erleben werden.