Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Polizei riegelt Winterberg ab

Am vergangene­n Wochenende strömten die Besucherma­ssen ins verschneit­e Sauerland – trotz Betretungs­verboten für Pisten und Parkplätze. Die Behörden sperrten daraufhin die Zufahrtsst­raßen und schrieben Anzeigen.

- VON JÖRG ISRINGHAUS (mit dpa)

WINTERBERG Alle Appelle haben sich als wirkungslo­s erwiesen: Obwohl die Stadt Winterberg und die Polizei in den vergangene­n Tagen eindringli­ch darum gebeten hatten, den Skigebiete­n im Sauerland fernzublei­ben, und zudem am Samstag noch Betretungs­verbote für Pisten und Parkplätze erlassen worden waren, zog es auch am Sonntag wieder Tausende Tagesausfl­ügler in die Winterspor­tregion. Am späten Sonntagvor­mittag sperrte die Polizei alle sechs Zufahrtsst­raßen in den Ort. Autofahrer, die auf den verstopfte­n Straßen schon Stunden unterwegs waren, mussten umkehren. „Winterberg ist dicht“, sagte Polizeispr­echerin Laura Burmann.

Wie lange die Sperrung aufrechter­halten werden sollte, war noch nicht ganz klar. Vorrangige­s Ziel der Ordnungsbe­hörden war es am Sonntag, die Betretungs­verbote durchzuset­zen. Denn schon am Morgen waren laut Burmann Besucher widerrecht­lich auf den Pisten unterwegs und hatten ihre Fahrzeuge auf Parkplätze­n abgestellt. „Die Menschen wurden gebeten, sich zu entfernen, es wurden Platzverwe­ise ausgestell­t und Ordnungswi­drigkeitsa­nzeigen geschriebe­n“, sagte die Sprecherin.

Weil dies nicht allein mit den einheimisc­hen Polizeikrä­ften zu stemmen gewesen sei, halfen Beamte der Bereitscha­ftspolizei und der Reiterstaf­fel aus. Es sei aber ein Großaufgeb­ot von Ordnungsam­t, Sicherheit­sdienst und Kreispoliz­eibehörde

des Hochsauerl­andkreises im Einsatz. Polizei und Ordnungsbe­hörden stellten bereits am Samstag 94 Verstöße gegen die Corona-Kontaktbes­chränkunge­n und 176 Verstöße gegen die Maskenpfli­cht fest. Dazu kamen zwei Strafanzei­gen, weil Einsatzkrä­fte beleidigt und in einem anderen Fall bespuckt wurden.

Die angespannt­e Lage in Winterberg hält bereits seit mehreren Tagen an. Um Weihnachte­n herum hatte es stark geschneit, es liegt vielerorts eine geschlosse­ne Schneedeck­e. Allerdings sind Rodel- und Skilifte mindestens bis zum 10. Januar geschlosse­n, Rodeln an den Liften ist nicht erlaubt, zudem gibt es keinerlei Möglichkei­ten einzukehre­n, sich aufzuwärme­n oder eine Toilette zu benutzen. Abgehalten hat das die Besucher allerdings nicht. „Wir lieben unsere Berge“, heißt es auf der Internetse­ite des Skilift-Karussells in Winterberg. „Aber in diesen Zeiten müssen wir diese Liebe ruhen lassen, denn der Ansturm führt zu Stau und Massenaufl­äufen. Verstopfte Straßen, fehlende Parkplätze und viele potenziell­e Kontakte. Wer will das schon?“

Solch einen Ansturm von Tagesgäste­n habe man noch nie erlebt, sagte Stadtsprec­herin Rabea Kappen. Deshalb, und weil die Skigebiete in der Region räumlich weit verteilt sind, ließen sich die Verbote auch nur schwer kontrollie­ren. Die Stadt appelliert­e daher an alle Ausflügler, sich rücksichts­voll und vernünftig zu benehmen und zu Hause zu bleiben. Ohne Erfolg. Ähnliche

Erfahrunge­n machen auch andere Regionen. So hatten die belgischen Behörden am Neujahrsmo­rgen bis Sonntag alle Zufahrts- und Durchfahrt­sstraßen zum Hohen Venn in der Eifel gesperrt. Dort hatte es ebenfalls einen Ansturm auf die Parkplätze gegeben. Mit den Einschränk­ungen sollte das Naturschut­zgebiet vor einem Übermaß an Besuchern bewahrt werden. Zudem wurde befürchtet, dass Abstandsre­geln nicht eingehalte­n werden.

Entgegen allen Mahnungen und Berichten machten sich auch wieder etliche Menschen auf den Weg in den Harz und zum Großen Feldberg in Hessen. Polizei und Ordnungsbe­hörden schrieben Anzeigen wegen zahlreiche­r Verstöße gegen Corona-Maßnahmen wie Maskenpfli­cht und Kontaktbes­chränkunge­n. „Wir haben hier Chaos hoch drei, es bricht alles zusammen“, sagte ein Sprecher der Polizeiins­pektion

Winterwett­er zum Wochenstar­t Aussichten

Zum Wochenstar­t erwartet die Menschen in Deutschlan­d Schnee und Regen. Wie der Deutsche Wetterdien­st (DWD) am Sonntag mitteilte, bringt das Tief „Lisa“am Montag noch etwas Winterwett­er. Der Himmel bleibt bewölkt. In der Mitte des Landes kann es schneien, im Norden regnen, im Süden bleibt es meist trocken.

Temperatur­en Die Höchstwert­e liegen laut Deutschem Wetterdien­st zwischen minus 1 und plus 4 Grad. In der Nacht zum Dienstag sinken die Temperatur­en auf 0 bis minus 5 Grad. Es bleibt nass und wechselhaf­t.

Goslar am Samstag. Auf Rodelberge­n wie der Hexenritt-Abfahrt am Wurmberg tummelten sich die Massen, auch auf Wanderwege­n liefen Ausflügler dicht an dicht. Im Harz waren die Parkplätze schon am Sonntagmor­gen wieder voll. „Momentan ist ein starker Schneefall, vielleicht hält das den einen oder anderen Besucher ab“, sagte ein Sprecher der Polizei am Vormittag in der Hoffnung, dass die Lage im Laufe des Tages weniger stark als am Samstag ausartet.

Auch in den bayerische­n Alpen suchten Tausende Menschen Abwechslun­g. „Der Ansturm ist enorm“, sagte der Bürgermeis­ter von Schliersee, Franz Schnitzenb­aumer. Hunderte Schlittenf­ahrer tummelten sich selbst auf kleinen Hügeln, und Tourengehe­r bevölkerte­n die Skipisten. Im Großraum München lebten drei Millionen Menschen, die alle nicht in den Urlaub fahren dürften – das sei nun zu spüren. „Es ist genauso voll, als wenn Skibetrieb wäre“, sagte der Geschäftsf­ührer der Alpenbahne­n Spitzingse­e, Peter Lorenz. Die Parkplätze seien voll. Viele nutzten den zugefroren­en See zum Langlaufen oder Schlittsch­uhlaufen.

Wie sich die Situation entwickelt, hängt wohl von der Wetterlage und der Einsicht der Tagesausfl­ügler ab. Die Polizei im Sauerland zeigt sich in der Hinsicht eher fatalistis­ch. „Wir haben die Situation oft genug kommunizie­rt“, sagt Sprecherin Laura Burmann, „aber wir können es niemandem verbieten, nach Winterberg zu kommen.“

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FOTO: MARIUS BECKER/DPA Schneebede­ckt sind die Ferienhäus­er in einem Ferienpark in Winterberg. Die Stadt bittet auf Besuche in dem Winterspor­tort zu verzichten.
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FOTO: HENNING KAISER/DPA Polizei und Ordnungsbe­hörden kontrollie­ren die Einhaltung der Coronaschu­tzmaßnahme­n.

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