Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Das Nicht-Wunschlos sollte die Ambition nicht schmälern

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Es kommt immer auf die Perspektiv­e an. Sagen wir es darum mal so: Es hätte schlimmer kommen können im DFB-Pokal. Zum Beispiel mit einem Auswärtssp­iel beim FC Bayern, bei Borussia Dortmund oder bei RB Leipzig. In einem solchen Reigen klingt das Los VfB Stuttgart fast segensreic­h. Dennoch: Schwer wird es sicherlich für die Borussen, das Viertelfin­ale zu erreichen.

Dass die Gladbacher gern ein Heimspiel gehabt hätten, ist anzunehmen. Und wenn schon auswärts, dann wenigstens ein Gegner, der nicht ganz so weit weg ist. Stuttgart ist aber beides: weit und schwer. Also ein Los die Kategorie: höchst unangenehm. Das wird sich auch Borussias Manager Max

Eberl am dritten Tag seines Sabbat-Monats gedacht haben.

Doch einer wie Trainer Marco Rose, wegen seines grundsätzl­ichen Erfolgsden­kens recht pragmatisc­h in der Sache unterwegs, wird sich sagen: „Ändern können wir es nicht, also fahren wir dort hin, um ein Fußballspi­el zu gewinnen.“Sein Mantra passt eigentlich perfekt zum Thema Pokal, weil es jedes Spiel für sich betrachtet, die 90 Minuten oder in dem Fall auch mal 120 (was in Stuttgart nicht mal völlig undenkbar ist) plus ein eventuelle­s Elfmetersc­hießen.

Dass es Gladbach-Sympathisa­nten gibt, die wenige Sekunden nachdem das Los Stuttgart bekannt war, via Twitter das Thema DFB-Pokal für beendet erklärten, wird Rose erstens kaum zur Kenntnis nehmen und zweitens bestenfall­s als emotionale­n Fatalismus abtun, der Fans, aber nicht den Profis gestattet ist. Berlin und das Pokalendsp­iel bleiben das Gladbacher Ziel und Stuttgart soll eine Zwischenst­ation sein.

Natürlich, ein Wunschlos ist der VfB Stuttgart nicht (anders wird es der Ex-Borusse Horst Köppel sehen, der sich auf das Aufeinande­rtreffen „seiner“beiden Klubs sicherlich freut), ebenso wenig wie Manchester City in der Champions League. Aber Weihnachte­n ist vorbei und damit auch die Wunsch-Zeit. Doch sollte das die Ambitionen der Gladbacher nicht trüben. Und was den VfB angeht, kann Borussia beim Liga-Duell am 16. Januar schon mal üben für den Pokal.

In dem Wettbewerb gab es bislang drei Spiele gegen den VfB. 1981 in Stuttgart und 2017 daheim gab es jeweils ein 2:0. 2003 war es der große Abend des Gladbacher Stürmers Vaclav Sverkos, der beim 4:2 drei Tore schoss. Die Erfolgsquo­te im Pokal gegen den VfB liegt also bei 100 Prozent. Das darf schon mal ein wenig Mut machen.

Dass solche Statistike­n Rose und die Seinen nicht mehr als ein kaltes Lächeln abtrotzen, ist bekannt, doch werden sie sich insgesamt denken: „Das können wir auch.“

Können sie auch, keine Frage, sie müssen es nur machen, und was das angeht, haben die Borussen in Bielefeld gezeigt, dass sie

Ergebnisse können. Es ging auf der Alm darum, mit drei Punkte zu starten, und das haben die Gladbacher getan, auch wenn mehr Tore früher Ruhe und Frieden gebracht hätten. Aber es gab den Sieg und nur darauf kommt es an. So wird es auch auch Anfang Februar beim anderen Aufsteiger, dem aus Stuttgart, sein.

Kommt Borussia weiter, darf sie in in der nächsten Runde auf mehr Losglück hoffen als dieses Mal. Anderersei­ts: Wie viel Glück oder Pech es ist, dieses Los, das wird das Ergebnis festlegen. Geht es im Viertelfin­ale weiter, war es der perfekte Gegner, ist der Pokaltraum vorbei, der schlimmste.

KARSTEN KELLERMANN

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