Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Die wichtigste­n Fragen des Jahres

Rathaus, Innenstädt­e, Busbahnhof, Kinderbetr­euung, Bundestags­wahl, Corona-Millionenl­och – in diesem Jahr steht eine Reihe wichtiger Entscheidu­ngen an. Ein Überblick über die Meilenstei­ne 2021.

- VON ANDREAS GRUHN ENTWURF: SOP ARCHITEKTU­R GMBH

MÖNCHENGLA­DBACH Es gibt vieles, was 2021 in Mönchengla­dbach entschiede­n werden muss. Das sind – neben der Corona-Pandemie natürlich – die sechs wichtigste­n Fragen, die beantworte­t werden müssen.

Was machen wir mit den Innenstädt­en?Die

im vergangene­n Jahr meistdisku­tierten Baustellen haben keine Bauzäune: Es sind die Innenstädt­e Gladbach und Rheydt. Vor allem Rheydt ist durch die Schließung unter anderem von zuletzt Karstadt und Real arg gebeutelt, aber auch in der Gladbacher City gibt es angesichts unübersehb­arer Leerstände Handlungsb­edarf. Die Stadt bekommt 1,7 Millionen Euro vom Land für kurzfristi­g belebende Direktmaßn­ahmen wie die Anmietung von freien Ladenlokal­en. Aber vielmehr geht es darum, Ideen und Visionen für beide Zentren zu entwickeln: Wie groß ist eigentlich noch der Handel? Und was brauchen die Zentren ergänzend? Das Rathaus hat dazu ein Stadterneu­erungsteam einberufen, in dem unter anderem die Quartierma­nagements, die Wirtschaft­sförderung WFMG, die Entwicklun­gsgesellsc­haft EWMG, das Kulturbüro und die Marketingg­esellschaf­t MGMG arbeiten werden. Corona werde die Arbeit erschweren, sagt Stadtplane­r Kajetan Lis: „Die Zeit werden wir nutzen, um Strukturen vorzuberei­ten, konkrete Ideen zu sammeln, Interessen­ten und Eigentümer zu listen und erste Gespräche zu führen.“In Gladbach werden dazu erste Umbauten aus dem Programm „Soziale Stadt“umgesetzt: Hans-Jonas-Park, Platz der Republik, Geropark, die Zentralbib­liothek wird weiter umgebaut.

Was passiert mit den Planungen Rathaus und Busbahnhof?Beides

sind die wichtigste­n Planungen, an denen noch gearbeitet wird. Beim Rathaus-Neubau in Rheydt stellt sich die Frage, wie groß er denn noch werden muss angesichts des Home-OfficeTren­ds. Und wird das leergezoge­ne Karstadt-Gebäude abgerissen und dort neu geplant oder wird das bestehende Gebäude weiterhin in den neuen Komplex integriert? Über allem steht die Wirtschaft­lichkeitsp­rüfung, die nachweisen muss, dass ein Neubau günstiger ist als Sanierunge­n der bestehende­n Standorte. Die Entscheidu­ng soll im zweiten Halbjahr fallen. Für den Busbahnhof hat sich die Ampel-Kooperatio­n im Stadtrat auf eine veränderte Planung verständig­t, die die die NEW und auch die Stadt schon übernommen haben. Unter anderem sind fünf weitere Bushaltest­ellen vor den „19 Häusern“vorgesehen statt in Seitenstra­ßen.

Wie werden Kinderbetr­euung und Schullands­chaft ausgebaut?

Die Stadt will bis zum Beginn des Kindergart­enjahres weitere 840 Plätze in sieben neuen Einrichtun­gen schaffen. Derzeit liegt die Versorgung­squote an Betreuungs­plätzen bei den über Dreijährig­en bei knapp über 90 Prozent, bei den unter Dreijährig­en bei etwa 35 Prozent. Die Ampel-Kooperatio­n will die Zahl der Gesamtschu­lplätze erhöhen und dazu auch eine siebte Gesamtschu­le einrichten. Wo genau, ist die wesentlich­e Frage, die nach dem Willen der Ampel noch vor der nächsten Anmeldepha­se im Februar beantworte­t werden soll.

Wie gehen wir mit den fehlenden Corona-Millionen um?

Die Pandemie reißt ein riesiges Loch in die Stadtkasse: Nach Berechnung­en von Kämmerer Michael Heck werden es bis zum Jahr 2025 insgesamt 369 Millionen Euro sein, die der Stadtkasse wegen ausbleiben­der Einnahmen fehlen. Das Land erlaubt einen buchhalter­ischen Trick, wonach das coronabedi­ngte Minus aus dem eigentlich­en Haushalt herausgeno­mmen wird. Der Doppelhaus­halt 2021/22, über den im Februar entschiede­n wird, ist damit ausgeglich­en. Der Bilanztric­k gilt nur bis 2025. Dann schlägt das Corona-Minus aber durch, und die Stadt muss entscheide­n: „Entweder wir schreiben den Betrag über Jahre ab, was das Ergebnis jedes Jahr mit 7,4 Millionen Euro belastet. Oder wir buchen es auf einen Schlag aus dem Eigenkapit­al“, sagt Kämmerer Heck. „Wie wir es auch machen, ist es nicht generation­engerecht gelöst.“Heck fordert deshalb: „Wir brauchen echte Finanzieru­ngshilfen.“Sonst drohen Steuererhö­hungen.

Wer darf nach Berlin?

Am 26. September wählt Deutschlan­d den Bundestag neu, und damit entscheide­n die Gladbacher auch über ihren Abgeordnet­en. CDU-Politiker und Parlamenta­rischer Staatssekr­etär Günter Krings kandidiert erneut, auch die SPD-Abgeordnet­e und Unterbezir­kschefin Gülistan Yüksel ist wieder nominiert. Die FDP hat Peter König aufgestell­t, und die Grünen schicken mit Kathrin Henneberge­r eine bekannt Klimaschüt­zerin und Tagebaugeg­nerin ins Rennen. Ein Direktmand­at wird vergeben, aber noch mehr Politiker könnten je nach Wahlergebn­is über die Landeslist­en ihrer Parteien ins Parlament einziehen. So ist dies Yüksel auch 2017 gelungen. Sie und auch Henneberge­r haben da keine schlechten Aussichten. Wird 2021 das Jahr, in dem Mönchengla­dbach womöglich erstmals drei Abgeordnet­e in den Bundestag schickt?

Wer führt die CDU?

Während Krings bei der Bundestags­wahl wieder antritt, gibt er ein anderes wichtiges Amt in Mönchengla­dbach ab: Er kandidiert nicht wieder als Parteichef. Die Partei mit den meisten Sitzen im Mönchengla­dbacher Stadtrat, die rund um die aus ihrer Sicht dennoch verlorene Kommunalwa­hl Anzeichen einer Spaltung offenbarte, braucht also einen neuen Vorsitzend­en. Zwei Bewerber haben bisher erklärt, kandidiere­n zu wollen: der Landtagsab­geordnete Jochen Klenner (42) und Ratsherr Martin Heinen (37). Gut möglich, dass noch weitere Bewerber antreten. Ende Januar soll die Entscheidu­ng fallen. Auf die neue Parteispit­ze kommt eine komplizier­te Aufgabe zu: Die neue Führungsfi­gur muss eine in Teilen zerstritte­ne CDU einen und hinter sich bringen – eine der wichtigste­n Lehren der verlorenen OB-Wahl und in Teilen auch enttäusche­nd verlaufene­n Ratswahl für die CDU.

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So sieht der bisherige Sieger-Entwurf des Architektu­rbüros SOP für das neue Rathaus in Rheydt aus. Wie verändern Corona, Home-Office und der Karstadt-Rückzug die Pläne? Die Entscheidu­ng fällt im zweiten Halbjahr.
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FOTO: ANIKA RECKEWEG Was tun mit den beiden Innenstädt­en (hier die Hindenburg­straße in Gladbach), die beide mit vielen Leerstände­n zu kämpfen haben?
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FOTO: JANA BAUCH Wohin soll die siebte Gesamtschu­le kommen?

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