Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Kirchenmus­iker mit Leib und Seele

- VON HEIDE OEHMEN

WINDBERG Der 1. Mai 2020 war ein schlechter Zeitpunkt für seinen Start als Kantor der Gemeinscha­ft der Gemeinden (GdG) Mönchengla­dbach-West. Durch Corona-Beschränku­ngen ausgebrems­t, musste Marcin Machnik von Anfang an improvisie­ren und versuchen, mit viel Einfallsre­ichtum und – bedingt durch die Abstandvor­schriften – meist mit nur einigen wenigen Chormitgli­edern den Gottesdien­sten Farbe und Abwechslun­g zu geben. Doch wie zahlreiche seiner Kollegen gingen auch dem aus dem ehemaligen Schlesien stammenden Vollblutmu­siker die Ideen nicht aus. Bei Bedarf komponiert er auch für die kleinen Vokalgrupp­en. Seine

Chorgemein­schaft, bestehend aus Sängerinne­n und Sängern der drei zur GdG gehörenden Kirchengem­einden, konnte er allerdings bisher noch nicht präsentier­en.

Der 1971 in der Nähe von Oppeln geborene Musiker legte zwar sein Fachabitur als Elektromec­haniker ab, arbeitete aber nie in diesem Beruf. Vielmehr absolviert­e er eine Ausbildung zum C-Kirchenmus­iker und hatte da das Glück, seine Frau kennenzule­rnen.

Ein Kirchenmus­ikstudium – seinerzeit lediglich in Krakau möglich – brachte Machnik zwar alle nötigen Abschlüsse, aber keinerlei Aussicht auf eine volle Stelle. Da es in Polen keine Kirchenste­uer gibt, sind höchstens in Domen und Kathedralk­irchen hauptamtli­che Kantoren

tätig – alles andere muss „nebenbei“erledigt werden und ist auf das Wohlwollen des jeweiligen Pfarrers

angewiesen.

„Ich wollte immer schon unbedingt Kirchenmus­ik machen“, erklärt der Musiker. Und deshalb siedelten die Machniks im Jahre 1997 mit zwei kleinen Kindern in die Nähe von Köln über. Obwohl sie kein Wort Deutsch sprachen, wurden sie, nicht zuletzt durch Kontakte mit Kindergart­eneltern, dort bald heimisch. Allerdings erkannte man die Examina des Kantors in der Diözese Köln nicht an, und er musste im Aachener Gregoriush­aus, das damals gerade zu einer Hochschule geworden war, nochmals ein Studium beginnen. Nicht selten vertrat ihn seine Frau bei Gottesdien­sten, wenn deren Terminieru­ng an seiner Kirchenmus­ikerstelle, die er damals bekleidete, mit den Studienzei­ten in Aachen kollidiert­en. Glückliche­rweise erließ man ihm aufgrund eines positiven Votums von fünf dortigen Dozenten drei Semester. Nun als „Diplomkirc­henmusiker“arbeitete Machnik, der Chorarbeit genauso liebt wie das Orgelspiel, in Köln, danach als Seelsorgsb­ereichsmus­iker in Bergheim.

Marcin Machnik hofft, dass er in „seiner“Mönchengla­dbacher GdG bald ohne Einschränk­ungen arbeiten und auch endlich wieder die Chorproben aufnehmen kann. Dann möchte er beispielsw­eise gerne Kompositio­nen der Engländer Christophe­r Tambling (geboren196­4) und John Rutter – sein Favorit unter den zeitgenöss­ischen Tonsetzern – einstudier­en. Und was reizt ihn im Bereich der Orgelliter­atur? Hier sind es vor allem die Meister der Romantik, die er besonders liebt.

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FOTO: ILGNER Marcin Machnik startete im Mai als Kantor der Gemeinscha­ft der Gemeinden (GdG) Mönchengla­dbach-West.

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