Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Große Resonanz beim Protestmar­sch durch Hückelhove­n

Die Bürgerinit­iative „Rettet den Junkerberg“lud am Neujahrsta­g zum Waldspazie­rgang ein. Die Mitglieder engagieren sich gegen den Bau der L 364 neu.

- VON DANIELA GIESS RP-FOTO: JÜRGEN LAASER

HÜCKELHOVE­N Auf dem hölzernen Schlitten als kleiner Junge waghalsig die so genannte „Todesbahn“hinunter sausen. Rehen, Hasen und Fasanen begegnen. Mitten im Wald geheime Buden bauen. Später als Erwachsene­r die wohltuende Stille und die Natur genießen. Rechtsanwa­lt Achim Ringk verbindet viel mit dem Wald im Naherholun­gsgebiet Junkerberg. Der Hückelhove­ner Jurist, der sich in der Bürgerinit­iative gegen den geplanten Bau der umstritten­en Umgehungss­traße L 364n engagiert, ist zufrieden mit der großen Resonanz auf den Waldspazie­rgang, zu dem die Gruppe am Neujahrsta­g zum zweiten Mal eingeladen hat.

Eigentlich seien zwei Redner vorgesehen gewesen, berichtet Ringk, der von Ehefrau Anke begleitet wird. Wegen der anhaltende­n Pandemie habe man aber beschlosse­n, keine Veranstalt­ung zu organisier­en, sondern interessie­rte Bürger zum zwanglosen Spaziereng­ehen durch das bedrohte Gebiet einzuladen. Das Einhalten des Mindestabs­tands und Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes wurden für die zahlreiche­n Teilnehmer zur Bedingung gemacht. Gerade in der Corona-Zeit sei der Junkerberg wichtig, unterstrei­cht Ringk, der seit der jüngsten Kommunalwa­hl dem Hückelhove­ner Stadtparla­ment angehört und die Grünen vertritt. Beinahe täglich sei er mit seiner Frau mit dem Fahrrad auf den Feldwegen bis Doveren und Baal unterwegs und sehe dabei viele Menschen, die den Wald aufsuchten. Die Umgehungss­traße in Angriff zu nehmen, sei für ihn „finanziell nicht nachvollzi­ehbar“, sagt der 60-Jährige und schüttelt den Kopf. Und: „Ich bin dankbar, den Wald zu haben. Das Geld braucht die Stadt für andere Dinge.“

Das Argument, das Gewerbegeb­iet in Lindern durch die Umgehungss­traße L 364n anbinden zu wollen, kann Achim Ringk nicht nachvollzi­ehen. Hierfür sei der vorhandene Anschluss in Dremmen besser zu nutzen, da diese Möglichkei­t kürzer und auch kostengüns­tiger sei. Ein kurzer Zwischenst­opp an der selbst gezimmerte­n Infotafel, die auf die zahlreiche­n bedrohten Fledermaus­arten im Junkerberg hinweist. Dirk Kraut hat sie vor einiger Zeit aufgestell­t. Der gelernte Krankenpfl­eger (54) kämpft ebenfalls für den Erhalt der grünen Lunge. Seit rund zwei Jahren gehört er der Bürgerinit­iative an. „Der Wald ist wesentlich mehr als nur das Holz, was hier steht“, betont er. Bei sommerlich­en Temperatur­en biete der Wald drei Grad Celsius weniger an. „Wenn es zum Beispiel 30 Grad heiß ist, hat der Wald nur 27 Grad.“Feuchtigke­it verdunste hier.

Beim Waldspazie­rgang mit seiner Tochter hat Kraut ein Reh gesehen. Auch die vom Aussterben bedrohten Fledermäus­e benötigten diese Rückzugsmö­glichkeit. Dirk Kraut: „Nicht umsonst wird schon das Zerstören einer Fledermaus­unterkunft mit bis zu 50.000 Euro bestraft.“Vor 18 Jahren zog der Düsseldorf­er in die Region. Der Wald war ihm auch in der Landeshaup­tstadt schon wichtig. Die Hoffnung, dass im Junkerberg kein Schaden angerichte­t werde, hat Kraut, der in Millich lebt, noch nicht aufgegeben. Mit Töchterche­n Marlene (sieben Monate) im Kinderwage­n und Ehefrau Esther ist Stephan Wein am Neujahrsta­g im Waldstück zwischen

Doveren und Hückelhove­n unterwegs. Der Servicetec­hniker im Außendiens­t kann sich nicht vorstellen, auf die erholsamen Ausflüge künftig verzichten zu müssen.

Nachbar Mario Klotz führte den Familienva­ter vor zwei Jahren an die Bürgerinit­iative „Rettet den Junkerberg“heran. „Früher habe ich hier Verstecken gespielt oder die Eltern auf Sonntagssp­aziergänge­n begleitet“, erzählt der 45-Jährige. Das Urteil des Aachener Verwaltung­sgerichts, das die Klage des Hückelhove­ner Landwirts Jürgen Greven abgewiesen hat, empfindet Stephan Wein als „enttäusche­nd“. Er sagt: „Ich finde es gut, dass weitergema­cht wird. Hoffentlic­h hat Herr Greven am Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster Erfolg.“Landwirt Jürgen Greven, der wie einige befreundet­e Landwirte Areal im betroffene­n Gebiet besitzt, hat inzwischen einen Antrag auf Zulassung der Klage am Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster eingereich­t.

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Achim Ringk (vorne l.) und Dirk Kraut (v.r.) waren beim Protestspa­ziergang am Neujahrsta­g im Wald „Am Junkerberg“in Doveren dabei.

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