Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich
Lebensgefahr: Säugling verletzt
Das fünf Wochen alte Baby schwebt in akuter Lebensgefahr. Der Vater (23) wurde festgenommen und sitzt in U-Haft.
Der Vater sitzt in Untersuchungshaft. Er soll das Baby misshandelt haben. Das Kind hat laut Polizei mehrere Frakturen und innere Verletzungen.
RHEYDT Schon wieder wurde in der Stadt auf ein Kind eingeprügelt. Staatsanwaltschaft und Polizei erklärten am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Presseerklärung, dass ein fünf Wochen alter Säugling mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert worden sei. Ihm wurde mit „massiven dumpfen“Schlägen Gewalt angetan. Sein 23-jähriger Vater befindet sich in Untersuchungshaft.
Den Angaben zufolge hatte die Polizei bereits am Montag gegen 15.50 Uhr über das schwerverletzte Kind Kenntnis erhalten. Nach den ersten Ermittlungen wurde sofort eine Mordkommission gebildet. Das Jugendamt hatte der Polizei am Montagnachmittag mitgeteilt, dass eine 20-jährige
Mutter am Vortag ihren fünf Wochen alten Jungen in ein Krankenhaus gebracht hatte: Das Kind hatte keine äußerlich sichtbaren Verletzungen, aber mehrere Frakturen und innere Verletzungen. Es besteht akute Lebensgefahr. Hinweise auf sexuelle Misshandlungen gibt es laut Polizei nicht.
Das Jugendamt hatte den Säugling zu diesem Zeitpunkt, ebenso wie die 17 Monate alte Schwester des schwer verletzten Jungen, bereits in Obhut genommen. Aufgrund der ersten Feststellungen im Krankenhaus banden Polizei und Staatsanwaltschaft die Rechtsmedizin ein.
Nach derzeitigem Ermittlungsstand geht die Polizei davon aus, dass dem fünf Wochen alten Kind Gewalt angetan wurde. Weiterhin liegen Anzeichen für ein Schütteltrauma vor. Die Fakten sprechen laut Polizei dafür, dass dem Kind die Verletzungen über einen längeren Zeitraum zugefügt wurden. Ebenfalls am Montag wurde die 17 Monate alte Schwester des Jungen ärztlich untersucht, die zusammen mit den Eltern und dem Säugling in einem Haushalt lebte. Das Mädchen habe mehrere Hämatome, die Entwicklung sei nicht altersgerecht.
Die Ermittler untersuchten die Wohnung in Rheydt als möglichen Tatort. „Es ergaben sich keine objektiven Hinweise auf ein Tatgeschehen“, teilte Polizeisprecherin Cornelia Weber mit. Noch am selben Tag seien die Eltern vernommen worden. Beide hätten aber keinerlei Angaben zu etwaigen Tathandlungen gemacht.
Intensive Ermittlungen hätten dann final am Mittwoch einen dringenden Tatverdacht gegen den 23-jährigen
Vater erbracht, so die Polizeisprecherin. Er wurde am späten Abend festgenommen und am Donnerstag wegen „schwerer Misshandlung von Schutzbefohlenen und gefährlicher Körperverletzung“einem Haftrichter vorgeführt. Dieser ordnete Untersuchungshaft an. Der 23-Jährige wurde in eine Justizvollzugsanstalt gebracht. Der Säugling befand sich am Donnerstagabend nach wie vor in Lebensgefahr und wird intensivmedizinisch behandelt.
„Die Ermittlungen dauern derzeit noch in umfangreichem Maße an“sagte Weber. „Bei der Mutter beziehen sie sich derzeit auf schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen sowie gefährliche Körperverletzung, jeweils durch Unterlassen.“Aus diesen Gründen wollten Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag keine weiteren Angaben zu dem Sachverhalt machen.
„Das Jugendamt kannte die Familie von einem Hausbesuch im Dezember“, sagte Stadtsprecher Dirk Rütten am Abend auf Anfrage unserer Redaktion. Der neu eingerichtete Lotsendienst, der in Krankenhäusern junge Mütter besucht, habe mit der 20-Jährigen kurz nach der Geburt gesprochen. Dabei sei auch der Termin für den Hausbesuch vereinbart worden, um zu sehen, ob die Versorgung der Familie gesichert sei. „Dabei hatte es keinen Hinweis auf Kindeswohlgefährdung gegeben“, sagte Rütten.
Der Fall erinnert in vielen Punkten an Fabio (5), der im April 2020 in Dahl vom Lebensgefährten seiner Mutter totgeprügelt worden sein soll. Dazu wird heute der Prozess vor dem Landgericht Mönchengladbach fortgesetzt.