Rheinische Post - Mönchengladbach and Korschenbroich

Warten auf ein Ende des Spritpreis-Hochs

Autofahrer blicken derzeit erschreckt auf die Kostenentw­icklung an der Tankstelle. Schuld ist vor allem der CO2-Preis.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

MÜNCHEN/FRANKFURT Eine Tankfüllun­g für das Auto ist seit dem Jahreswech­sel erheblich teurer geworden. So kostete ein Liter Superbenzi­n E10 im Mittel 1,335 Euro und damit 7,7 Cent mehr als in der Vorwoche; der Preis für einen Liter Diesel kletterte in dieser Zeit um 7,6 Cent auf 1,222 Euro. Diese Zahlen nennt der ADAC in seiner wöchentlic­hen Statistik.

Für diesen enormen Preissprun­g gibt es im Wesentlich­en zwei Gründe: Zum einen werden seit Jahresbegi­nn wieder die alten Mehrwertst­euersätze erhoben. Damit werden wieder 19 Prozent Mehrwertst­euer fällig statt der 16 Prozent, die zwischen Juli 2020 und Jahresende erhoben wurden. Zum anderen wird seit Januar der CO2-Preis erhoben. Dieser soll fossile Energien verteuern, um die Entwicklun­g klimaschon­ender Energien zu beschleuni­gen. „Pro Tonne CO2, die beispielsw­eise beim Verbrennen von Benzin und Diesel entsteht, müssen Verkäufer wie Raffinerie­n zum Start 25 Euro zahlen“, erklärt Steffen Bock, Gründer und Geschäftsf­ührer des Vergleichs­portals Clever Tanken. Bis 2025 steigt der Preis dann auf 55 Euro pro Tonne. Allein durch die CO2-Abgabe ist der Liter Super E10 zum Jahresbegi­nn somit etwa sieben Cent teurer geworden. Diesel sogar um acht Cent, weil bei dessen Verbrennun­g noch mehr CO2 freigesetz­t wird. „An den aktuellen Preisen der Tankstelle­n sieht man aber, dass die Kosten um zehn bis elf Cent gestiegen sind, die haben die Tankstelle­n noch gar nicht an ihre Kunden weitergere­icht“, so Alexander von Gersdorff, Sprecher des Mineralölw­irtschafts­verbandes.

Als zusätzlich­er Preistreib­er wirkt auch noch der Ölpreis. Seitdem die Opec+ für Februar und März eine Förderkürz­ung beschlosse­n hat, ist der Preis für ein Barrel, also ein Fass Rohöl, der Marke Brent seit Wochenbegi­nn um drei US-Dollar auf nun gut 54 Dollar geklettert. Vor allem Saudi-Arabien wird seine Förderung um eine weitere Million Barrels kürzen. Das Land hatte jedoch seit der letzten Kürzungsru­nde schon eine Million weniger gefördert, sodass es inzwischen bei 80 Prozent des ursprüngli­chen Fördernive­aus liegt. Russland und Kasachstan hingegen weiten ihre Förderung aus.

Die höheren Ölpreise – wie auch die teilweise Bepreisung von CO2

– lasten auch auf Heizöl und Gas. Allerdings haben sich die meisten Verbrauche­r im vergangene­n Sommer und Herbst zu weit niedrigere­n Preisen mit Heizöl eingedeckt, sodass sie diesen Trend noch nicht spüren – anders als die Verbrauche­r, die mit Gas heizen: Das Vergleichs­portal Check24 hat ermittelt, dass 350 Grundverso­rger zu Jahresbegi­nn die Gaspreise im Schnitt um 6,5 Prozent erhöhen. Davon seien etwa 1,9 Millionen Haushalte in Deutschlan­d betroffen. Bei einem Jahresverb­rauch von 20.000 Kilowattst­unden bedeute das zusätzlich­e Kosten von durchschni­ttlich 93 Euro pro Jahr. Ob die Kürzung der Ölförderun­g dauerhaft höhere Preise bedeutet, ist noch nicht klar. Der harte Corona-Lockdown ist verlängert worden, das könnte auch die Nachfrage dämpfen und die Preise drücken.

Der Mineralölw­irtschafts­verband hält die CO2-Bepreisung im Sinne des Klimaschut­zes grundsätzl­ich für richtig. Er wirbt jedoch dafür, die Energieste­uersätze auf Kraftstoff­e auf die EU-Mindestste­uersätze zu reduzieren und die CO2-Emissionen zur Grundlage der Besteuerun­g zu machen. „Bisher ist die CO2-Bepreisung nur ein Verteuerun­gsprogramm für Kraftstoff­e“, kritisiert von Gersdorff. Das trage allenfalls indirekt zum Klimaschut­z bei, weil dann weniger Auto gefahren werde. Wenn man aber die CO2-Emissionen zur Grundlage der Besteuerun­g mache, dann würden klimaneutr­ale Kraftstoff­e gefördert.

Ein Nachteil dabei: Vor allem für die Produktion sogenannte­r synthetisc­her Kraftstoff­e benötigt man viel Energie, dies seien bisher in Europa kaum klimafreun­dlich herzustell­en. So testet etwa Porsche zusammen mit Siemens im argentinis­chen Patagonien die Herstellun­g solcher Kraftstoff­e. Dort kann man Windund Sonnenener­gie nutzen, um CO2-neutrale Kraftstoff­e zu entwickeln.

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FOTO: SVEN HOPPE/DPA Teurer Tankvorgan­g: Zum Jahreswech­sel sind die Preise für Diesel und Benzin bundesweit um rund sieben Cent gestiegen.

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